Zielbild: Gigabit im Zug

Foto: istock / den-belitsky
Foto: istock / den-belitsky
Veröffentlicht am 22.10.2024

Auf dem Digital-Gipfel der Bundesregierung in Frankfurt am Main wurde gemeinsam von Bundesdigitalministerium, Mobilfunknetzbetreibern und Bahn ein „Memorandum of Understanding“ (MoU) unterzeichnet, das eine bessere Mobilfunkversorgung im Zug zum Ziel hat. Was bisher schon im Projekt GINT geschah, welche technischen und operativen Herausforderungen gemeinsam bearbeitet werden und welche Schritte die Partner nun vereinbart haben, wird hier beschrieben.

Ausgangspunkt Forschungsprojekt GINT

Beim Start von GINT sagte Valentina Daiber, Vorständin Recht und Corporate Affairs bei O2 Telefónica, „Uns eint der Wille, die Digitalisierung im Land schneller voranzubringen. Die technologischen Möglichkeiten für eine leistungsfähige Gigabitversorgung sind gegeben.“ GINT steht für Gigabit Innovation Track und in diesem Projekt haben erste Tests für eine gleisnahe Gigabitversorgung stattgefunden. Daran beteiligt waren neben O2 Telefónica und der Deutschen Bahn (DB) auch Ericsson und Vantage Towers; das Bundesministerium für Verkehr und Digitales hat das Vorhaben gefördert. Noch läuft die Auswertung, die nach Abschluss vollständig veröffentlicht wird. Doch die Projektbeteiligten sind sich darin einig, viel gelernt zu haben und in welche Richtung die nächsten Schritte gehen können.

Von GINT zu GINT XT

Es gibt viele Möglichkeiten “Gigabit” ans Gleis zu bringen. Es geht nun darum, herauszufinden, welche davon für Kunden, Netzbetreiber, Politik und Bahn die effektivste und zukunftsfähigste ist. Das am 21. Oktober 2024 unterzeichnete Memorandum of Understanding ist dafür eine gute Grundlage. Denn Fragen stehen nach wie vor viele im Raum. Beispielsweise müssten aufgrund der kurzen Reichweite, der bei GINT genutzten 3,6-GHz-Frequenzen, viele tausend Masten errichtet werden, um das gesamte Bahnnetz auf diese Weise zu versorgen. Diese Masten würden ausschließlich auf die Versorgung der Bahnstrecke einzahlen, jedoch nicht zur generellen Bevölkerungsversorgung in der Fläche beitragen. Inwiefern das Modellvorhaben auf alle Netzbetreiber und bundesweit eines Tages skaliert werden könnte, ist offen. Genau darum geht es nun bei der verabredeten Kooperation.
Wichtig ist dabei sicherlich die Technologieoffenheit bei den weiteren Entwicklungen, so etwa Überlegungen mmWave-Technologie für höhere Datenraten oder aktive Technik im Zug einzusetzen. Fest steht, dass ein Ausbau an den Gleisen nicht privatwirtschaftlich durch die Mobilfunknetzbetreiber finanziert werden kann, da der erzielbare Mehrwert oder etwaige Mehreinnahmen aus Datenverkehren in keinem Verhältnis zu dem enormen Investitionsaufwand stünden.

Unterzeichnung des MoU auf dem Digital-Gipfel der Bundesregierung
v.l.n.r.: Michael Martin (1&1), Tanja Richter (Vodafone), Daniela Gerd-tom-Markotten (DB), Parl. Staatssekretärin Daniela Kluckert MdB, Valentina Daiber (O2 Telefónica), Klaus Werner (Telekom) | Credits: BASECAMP

Schritte auf dem Weg zum Zielbild Hamburg-Berlin

Das Digital-Gipfel-MoU sieht als ersten Schritt die Ausweitung und Vertiefung des Forschungsvorhabens GINT zu GINT XT vor. Es sollen nun alle vier Mobilfunknetzbetreiber gemeinsam mit der Bahn die weiteren Möglichkeiten technologieoffen erproben, möglichweise auf der bereits etablierten GINT-Teststrecke in Mecklenburg. Der zweite Schritt wäre dann der Test mit den zuvor gewonnenen Erkenntnisse auf einer Teilstrecke der Bahnverbindung Hamburg-Berlin. Der Abschluss eines Kooperationsvertrages zwischen DB und Mobilfunkern wäre der darauffolgende Schritt, aus dem sich dann der Ausbau Hamburg-Berlin ergäbe, der im MoU als „Zielbild“ gekennzeichnet ist.
Dieses Zielbild eines wirklich technisch wie wirtschaftlich und effizienten Gigabit-Ausbaus verfolgen alle Partner gemeinsam. Dabei wird auf dem gemeinsamen Weg immer wieder überprüft werden, ob der jeweils vorhergehende Schritt oder Meilenstein erfolgreich abgeschlossen werden konnte und auch die Wirtschaftlichkeit des folgenden gegeben ist. Dabei ist natürlich das Ziel: alle Menschen sollen so reibungslos und einfach im Zug surfen, streamen und arbeiten können wie zuhause oder im Büro.

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