ZEIT-Wirtschaftsforum: CIO Guido Eidmann über den besten Start für 5G

Foto: Phil Dera für DIE ZEIT
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Veröffentlicht am 04.10.2018

Foto: Phil Dera für DIE ZEIT
Das Geschäft brummt“, sagte Guido Eidmann in Hamburg, als der Moderator beim ZEIT-Wirtschaftsforum fragte, wie sein Klingelton heißt. Das Smartphone des Chief Information Officer (CIO) von Telefónica Deutschland klingelt niemals, sondern vibriert höchstens. Damit die vielfältigen Möglichkeiten der Digitalisierung nicht zu jener „digitalen Erschöpfung“ führen, nach welcher der ZEIT-Reporter Marc Brost immer wieder fragte. Und auch sonst hat Guido Eidmann klare Vorstellungen über den Einsatz von moderner Technik. Das sahen wir am vergangenen Donnerstag, als das Telefónica BASECAMP in der Hansestadt auf Tour war.

Am 27. September kamen 500 Spitzenvertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zum zehnten ZEIT-Wirtschaftsforum in die Hamburger Hauptkirche St. Michaelis, um über gesellschaftliche Verantwortung, die Zukunft der Wirtschaft und die Auswirkungen der digitalen Transformation zu diskutieren. Das Motto war dieses Mal: Besser handeln!

ZEIT-Wirtschaftsforum: Spitzentreffen in Hamburg

Die Liste der Interview-Partner, die von verschiedenen ZEIT-Redakteuren auf die Bühne geholt wurden, konnte sich sehen lassen: von der Keks-Erbin Verena Bahlsen und dem Technik-Pionier Marco Börries über Guido Eidmann und die Greenpeace-Mitgründerin Monika Griefhahn bis zum Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Christian Sewing, der über neue Herausforderungen durch die Plattform-Ökonomie im Internet berichtete, und dem Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni.

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CIO Guido Eidmann | Foto: Phil Dera für DIE ZEIT

Bei der Debatte mit Guido Eidmann ging es vor allem um einen Faktor, auf den kein Teilnehmer des ZEIT-Wirtschaftsforums verzichten könnte: eine moderne Netz-Infrastruktur, welche die vorgestellten neuen digitalen Aktivitäten erst möglich macht. Der Wortwechsel mit Marc Brost konzentrierte sich auf die Diskussion um den neuen Mobilfunkstandard 5G und die anstehende Vergabe der benötigten Lizenzen. „Der kurzfristige Nutzen ist vor allem mehr Kapazität“, erklärte Guido Eidmann. Deswegen drücke beispielsweise Japan auf das Tempo bei der 5G-Einführung, weil in Megastädten wie Tokio mit über 38 Millionen Einwohnern die Kapazität der Mobilfunknetze knapp wird.

5G: Neue Ideen für die nächste Mobilfunkgeneration

Doch der eigentliche Nutzen liege woanders: Die Organisation von Wertschöpfungsketten wird sich stark verändern, weil es beispielsweise autonome Fabriken oder dezentrale Steuerungen von Minenfahrzeugen geben wird“, erklärte Guido Eidmann. „Und das Nervensystem für solche Fortschritte wird 5G sein.“ Es gehe nicht darum, ständig online zu sein, sondern Wertschöpfungsketten zu verschlanken, damit unsere Wirtschaft weiter führend bleibt. „Man muss sich in Deutschland parteiübergreifend einen Ruck geben, um die Infrastrukturthemen konsequent anzugehen“, forderte Guido Eidmann. Das gelte nicht nur für Telekommunikation, sondern auch für Straßen, Brücken und Eisenbahnen.

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Foto: Phil Dera für DIE ZEIT

Wir brauchen ein positives Investitionsklima, das Unternehmen anzieht, die in neue Technologien investieren wollen“, sagte der CIO von Telefónica Deutschland. Er bezog sich damit auch auf Kosten, die für Mobilfunklizenzen anfallen. „Es gibt nicht viele Industrien, bei denen man erst über 60 Milliarden Euro zahlen muss, bevor man endlich in Infrastruktur investieren kann, so wie im Mobilfunk“, beschrieb Guido Eidmann die vergangenen 18 Jahre der deutschen Netzbetreiber, die im Frühjahr wieder zur nächsten Frequenzauktion antreten müssen. Als positives Gegenbeispiel nannte er Frankreich: „Dort gab es keine Auktion, sondern die Lizenzen wurden gegen klare Auflagen erteilt“, erklärte der Chief Information Officer. „Und die Unternehmen haben sich dafür auf ein bestimmtes Investitionsvolumen und konkrete Ausbauziele verpflichtet.“

Guido Eidmann: Neuer ordnungspolitischer Rahmen nötig

Wenn wirklich Flächendeckung das erklärte Ziel von Politik und Gesellschaft sei, dann könne es nicht allein privatwirtschaftlich erreicht werden. Deswegen unterzeichneten die deutschen Netzbetreiber auch am folgenden Tag eine gemeinsame Erklärung mit dem Bundesland Hessen, zu der ein Förderprogramm gehört, das Kommunen bei dem Aufbau von Infrastruktur für Mobilfunk unterstützt. Doch es muss noch an anderen Schrauben gedreht werden, denkt Guido Eidmann: „Wenn Sie heute eine Mobilfunkantenne bauen, dann benötigt das lange Vorlaufzeiten, weil die Genehmigungsverfahren lang dauern und die Auflagen hoch sind“, erklärte er in Hamburg.

Auch das solle sich ändern – und insgesamt müsse die Entscheidungsfindung von Gremien, Parteien und Parlamenten schneller werden. „Der ordnungspolitische Rahmen der vergangenen 30 Jahre, mit dem Deutschland sich sehr gut entwickelt hat, passt nicht mehr in unsere Zeit“, sagt Guido Eidmann. „Weil sich die Geschwindigkeit des technischen Fortschritts erhöht hat, brauchen wir einen Rahmen, der Innovationen und Technologien für die Gesellschaft schneller nutzbar macht.“ Damit auch in Zukunft das Geschäft in Deutschland weiter brummen kann.

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