YouTube Stars – die Idole aus dem Neuland

Veröffentlicht am 06.03.2015

Idole – jede Generation hat ihre Vorbilder und Kultfiguren. Und gerade im Teenie-Alter spielen Idole eine wichtige Rolle. Sie helfen den hormonüberfluteten Heranwachsenden, die bildlich gesprochen gerade vom Kinderzimmer in das Jugendzimmer umziehen, bei der Persönlichkeitsentwicklung. Zum Leitwesen der Eltern grenzen sich die Sprösslinge nach und nach immer mehr von ihnen ab und suchen sich neue Vorbilder. Ein ganz normaler Abnabelungsprozess, den wir alle durchgemacht haben. Zu meiner Teenie-Zeit himmelte ich zusammen mit meinen Mädels die „Beverly Hills 90210“– Clique an. Keine Folge wurde verpasst und zusätzlich auf VHS[1] aufgenommen, damit man die Zeit bis zur Ausstrahlung der neuen Folge überbrücken konnte. Aber auch Sportler und Musiker waren und sind wichtige Idole. Ohne Steffi Graf hätte ich zum Beispiel nie mit dem Tennisspielen angefangen. „New Kids on the Block“ und „East 17“ waren die Helden der Jugendzimmer und dank ihnen habe ich schon früh verstanden, dass ich besser Tennis spiele als singe.

Ich schmeiß alles hin und mach was mit YouTube!

Wenn man sich im Freundeskreis umhört und mit jungen Eltern spricht, deren Kinder gerade den Umzug ins Jugendzimmer vorbereiten, berichten alle dasselbe:  Die Kids verbringen ihre freie Zeit lieber vorm Laptop als vorm Fernseher. Was also früher das Fernsehverbot war, wenn es mal nicht so rund mit den Eltern lief, heißt heute „Smartphone-, Tablet- und Laptop-Verbot“. Oder anders gesagt: Der digitale Zugang zum Neuland wird versperrt. Für viele Jugendliche die Höchststrafe – ohne WhatsApp, ohne YouTube macht das Leben  keinen Sinn. Vor allem, wenn man dadurch die neusten Vlogs von seinen digitalen Idolen verpasst. Die Helden der Jugendzimmer heißen nämlich heute u.a. Sami Slimani, Dagi Bee, Janina Uhse, Lamiya Slimani und haben alle etwas gemeinsam: Sie sind jung, selbstbewusst und haben einen eigenen YouTube Channel.

Für alle, die sich darunter nichts vorstellen können, sei gesagt: Von der Reichweite, die die digitalen Idole von heute erzielen, träumt so manches TV-Format. Einer der erfolgreichsten YouTuber ist der 24-jährige Sami Slimani. Sein „Lifestyle-Fashion-Beauty & DIY“- YouTube Kanal hat mittlerweile 1.184.970 Abonnenten. Sein meist gesehenes Video wurde 6.145.898 angeklickt. Im letzten Jahr hat er sein  erstes Buch vorgestellt „Das Slimani Prinzip“. Darin geben er und seine Geschwister Einblicke in ihr Leben, inklusive Ratschlägen und Tipps fürs Leben. Neben seinen täglichen Videos arbeitet er nun nebenberuflich auch noch bei VIVA. Läuft bei ihm.

Was ist das Geheimrezept?!

Bei geringem Aufwand filmen sich die neuen Helden im eigenen Wohnzimmer. Dabei testen sie beispielsweise neue Produkte, geben Schminktipps oder zeigen ihrer Community, welche Klamotten momentan der letzte Schrei sind. Selbstbewusst setzen sie sich in Szene, halten auch gerne mal einen 7-minütigen Monolog zum Thema „So küsst man richtig“ und blubbern sich in die Herzen der pubertierenden Mädchen und Jungs. Sie treffen mit ihren Themen den Nerv der jungen Generation, die auf der Suche nach Antworten lieber sogenannte „Tutorials“ auf YouTube anschauen als die Eltern um Rat zu fragen.  Die Identifikation mit den Internet-Stars wächst von Video zu Video und im Gegensatz zur Zeit der „Beverly Hills 90210“ Idole, können die Kids von heute mit ihren Stars in Echtzeit in Kontakt treten. Egal, ob über YouTube, Twitter oder Facebook – sie haben freie Bahn, um Lob, Kritik oder einfach Liebesbotschaften zu hinterlassen. Der Clou: Es handelt sich nicht um eine einseitige Kommunikation. Nein – sie erhalten sogar Feedback von ihrem Star.  Der direkte digitale Draht zum Fan – eine Kundenbindung wie aus dem Lehrbuch.

Damit kann man Geld verdienen!

Und für alle, die denken, dass die Internet-Stars ihre Videobeiträge als unbezahltes Hobby sehen, denen muss ich leider die Illusion nehmen. Sie verdienen sogar Geld damit. Über konkrete Zahlen wird nicht gerne gesprochen – verständlich. Ich veröffentliche auch nicht meine Gehaltsabrechnung im Internet, aber es lässt sich erahnen, dass bei den erfolgreichen YouTube Stars einiges zusammen kommt. Die Plattform stellt die Videos umsonst online. Somit entstehen den Machern schon einmal keine Kosten. Vor den jeweiligen Beiträgen läuft i.d.R. Werbung. Hier erhalten die Channel-Betreiber eine Beteiligung an den Werbeeinnahmen plus YouTube zahlt angeblich den digitalen Stars Summe X pro 1.000 Klicks. Selbst wenn es nur 1€ pro 1.000 Klicks sein sollte – es   summiert sich, und ich frage mich gerade, warum ich keinen YouTube Channel habe und nicht als erste auf die Idee gekommen bin. Auf die Product Placement-Einnahmen pro Video gehe ich jetzt mal lieber nicht ein. Darüber redet nun wirklich NIEMAND gern und schon gar nicht die Marketingabteilungen dieser Welt.  Und um ehrlich zu sein, möchte ich es auch gar nicht so genau wissen. Ich stelle mir ansonsten immer die leidige Frage, warum ich eigentlich studiert habe.

ABER….

… unterm Strich bleibt zu sagen, dass ich den Erfolg der Internet-Stars neidlos anerkenne. Jede Generation hat ihre Vorbilder und Stars. Und im Zeitalter der digitalen Weltherrschaft ist die Entwicklung keine große Überraschung. Im vernetzten Neuland werden sicherlich immer mehr Idole aus dem Internet hervorgehen. Sie werden online gefunden und im Idealfall offline wiedererkannt. Das Beste daran ist aber, dass alle klein angefangen haben. Sie hatten Mut zur Lücke und haben es einfach probiert  – damals noch ohne Manager oder PR-Profi im Rücken. Am Ende des Tages waren es ihre Fans, die aus ihnen Stars gemacht haben!

 

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[1] Damit unsere Digital Natives nicht nach dem Begriff VHS googeln müssen, anbei die Wikipedia Erläuterung: „VHS ist ein von JVC entwickeltes analoges und zuerst 1976 in Japan auf den Markt gebrachtes Aufzeichnungs- und Wiedergabesystem für Videorekorder.“

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