#WirVsVirus-Hackathon: Prototypen gehen in die Umsetzungsphase
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Mit dem #WirVsVirus-Hackathon startete die Bundesregierung einen Versuch, digital gegen die sich weltweit ausbreitende Corona-Pandemie und ihre Folgen vorzugehen. Das Ergebnis: Innerhalb von 48 Stunden entstanden über 1.500 Ideen, die der Gesellschaft in Zeiten von Corona helfen sollen, das Leben sicherer und einfacher zu gestalten. Jetzt gehen die besten Ideen in die Umsetzungsphase – die Bundesregierung hilft dabei.
Während Forscher*innen nach einem wirksamen Impfstoff gegen den Covid-19-Virus suchen, tüfteln andere Freiwillige an digitalen Lösungen für die Krise. Vergangenen Monat folgten zehntausend selbst ernannte Hacker*innen dem Aufruf der Bundesregierung zum weltweit größten digitalen Hackathon #WirVsVirus. Eine 48-köpfige Jury aus Verwaltung, Forschung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft kürte die 20 besten Projekte, die direkt in die Umsetzungsphase übergingen. Aufgrund des hohen Andrangs an kreativen Ideen entschied die Bundesregierung, einen zweiten Anlauf zu starten. All jene Teams, die nach dem Hackathon ihre Ideen weiterentwickelten, konnten ihre Konzepte erneut einreichen. Voraussetzung war, dass die Projekte einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten, dauerhaft als Open-Source-Anwendung zur Verfügung stehen und dem 6-Augenprinzip der zweiten nun dreiköpfigen Jury standhielten.
130 Ideen werden umgesetzt
Die Gewinnerprojekte des #WirVsVirus-Hackathons kommen aus verschiedensten Bereichen. Sie versuchen, dem Coronavirus die Stirn zu bieten und dessen soziale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen abzuschwächen. Nach den beiden Auswahlrunden befinden sich nun 130 Ideen in der Umsetzungsphase. Hier einige Beispiele:
Das digitale Buchungssystem „Sicher Test“ soll beispielsweise, Wartezeiten und damit die Ansteckungsgefahr in Coronavirus-Testzentren minimieren. Durch die digitale Voranmeldung im Testzentrum sollen Warteschlangen vor Ort vermieden werden. Außerdem kann die vorher durchgeführte Anamnese der Hausärzte über die Anwendung automatisiert an das Testzentrum übermittelt werden, um verzögerte Benachrichtigungen zu umgehen.
Mittels künstlicher Intelligenz will das Projekt „Call vs. Corona“ Menschen ohne Internetzugang und Analphabet*innen helfen. Gerade in Entwicklungsländern sind die meisten Gesundheitssysteme nicht auf das Virus vorbereitet. Ein Chatbot soll durch das Versenden von Sprachdateien per Telefon über das Corona-Virus informieren, um der Ansteckungsgefahr vorzubeugen. Auch die digitale Gemeindeplattform „meinegemeinde.digital“ verfolgt einen sozial-gesellschaftlichen Ansatz. Die Anwendung will gläubigen Menschen verschiedener Konfessionen trotz Krise ein Gemeindeleben ermöglichen.
„Wir bleiben liqui.de“ kümmert sich indes um die wirtschaftliche Notlage kleiner und mittelständischer Unternehmen, indem es das passende Hilfsprogramm heraussucht. Nach der Beantwortung von sieben bis zehn Fragen sollen die Betroffenen einen Überblick über passende Finanzierungsinstrumente bekommen und bei der Vorbereitung der benötigten Antragsunterlagen unterstützt werden. Auf das Kurzarbeitergeld hat sich Chatbot „U:DO“ spezialisiert. Die Anwendung unterstützt die Nutzer*innen bei der digitalen Beantragung und übersendet das Formular anschließend an die Bundesagentur für Arbeit.
Unterstützung für die Projektteams
Die Bundesregierung und die Organisatoren des #WirVsVirus-Hackathon wollen die vielen Prototypen schnell in funktionierende Lösungen verwandeln. Maximal sechs Monate soll es dauern, bis alle Anwendungen der Gesellschaft zugänglich sind. Dazu haben sie ein Unterstützungsprogramm aufgesetzt.
Das sogenannte „Solution Enabler“-Programm soll die 130 Projektteams in der ersten Phase mit Know-how und finanzieller Förderung unterstützen. Daneben gibt es außerdem das sogenannte „Überholspur-Programm“. Damit erhalten die 20 besten Teams eine fachliche Rund-um-die-Uhr-Betreuung, die auch den Aufbau eines fachlich qualifizierten Teams unterstützen soll. Es sollen außerdem Crowdfunding-Aufrufe für die Projekte gestartet werden. Ein sogenannter „Matching Fonds“ legt dann noch eine Schippe Geld obendrauf. Gibt ein*e Bürger*in zehn Euro kommen aus dem Matching-Fonds 2,50 Euro hinzu. Die maximale Ausschüttung aus dem Matching-Fonds ist pro Projekt auf 10.000 Euro begrenzt.
#EUvsVirus
Zur Bekämpfung von COVID-19 wird vom 24. bis 26. April wieder gehackt. Diesmal aber über die europäischen Grenzen hinweg. Der erste Europa-Hackathon #EUvsVirus ist eine gemeinsame Veranstaltung der Europäischen Kommission und zivilgesellschaftlicher Akteure verschiedener Mitgliedsstaaten. Gesucht wird nach Lösungen für Herausforderungen in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, digitales Arbeiten und Lernen sowie Finanzen. Neben den Mitgliedstaaten der EU beteiligen sich auch Großbritannien, Israel, die Ukraine und Norwegen an diesem paneuropäischen Hackathon.