Wie gut twittern deutsche Politiker?

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Veröffentlicht am 29.11.2016

Donald Trump wird tatsächlich Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika – auch wegen seiner provokanten Tweets. Mit abwertenden, polarisierenden Aussagen auf Twitter konnte er im Wahlkampf viele seiner Anhänger mobilisieren. Doch Reichweite in den sozialen Netzwerken lässt sich natürlich auch mit sanfteren Tönen erzeugen. Darin übt sich auch die deutsche Politik. Wie erfolgreich deutsche Politiker und Ministerien ihre Inhalte auf Facebook und Twitter platzieren, hat eine neue Studie des „Hamburger Wahlbeobachter“ Martin Fuchs und dem Social-Media-Analyse-Unternehmen uberMetrics Technologies untersucht und schaut dabei auf Qualität, statt Quantität.

Bürgerdialog goes viral

Viele Follower und Likes sind gut, virale Posts sind besser. Deshalb konzentriert sich die „Viralitätsstudie“ auf Reichweite und Interaktionen, die die Posts und Tweets von Bundesministern und Bundesministerien auf Facebook und Twitter erzeugen. Bei Facebook haben sich die Autoren der Studie die Anzahl der Kommentare angeguckt, bei Twitter die Retweets. Untersucht wurde der Zeitraum November 2015 bis Juni 2016. Auf Facebook tummeln sich aktuell zehn Bundesminister und -ministerinnen. Auch die Kanzlerin hat eine Facebookseite. Fünf Mitglieder des Kabinetts twittern und 13 von 14 Bundesministerien haben einen Ministeriums-Account. Mit höchst unterschiedlichen Erfolgsquoten. Außerdem konzentrieren sich die meisten der Politiker und Ministerien auf eine der beiden Plattformen. Nur Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) schafft es sowohl auf Facebook als auch auf Twitter hohe Reichweiten zu

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Maas ist eigentlicher Facebook-König

Obwohl Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) mit über sieben Posts pro Tag bei vielen als der Facebook-König unter den Ministern gilt, sind seine Inhalte nicht besonders viral. Die der Kanzlerin hingegen schon. Sie löst mit ihren Posts mit Abstand die meisten Interaktionen aus (durchschnittlich 6940), obwohl sie nur sehr selten postet (etwa einen Post in fünf Tagen). Die hohe Interaktionsrate erreicht die Kanzlerin allerdings vor allem aufgrund ihrer 2,2 Millionen Facebook-Likes. In Relation zu der Zahl der Facebook-Fans – also „echter“ Viralität, führt Justizminister Heiko Maas (SPD) mit neun Interaktionen pro 1000 Fans. Bei den Ministerien sticht bei Facebook die Fanseite der Bundesregierung hervor, die vom Bundespresseamt geführt wird. Besonders viele Kommentare (fast 6000) fielen im Untersuchungszeitraum rief ein Video-Statement der Kanzlerin anlässlich des „Falls Böhmermann“ hervor. Die anderen Ministerien haben eher niedrige Interaktionsraten vorzuweisen.

Retweets als Regierungskommunikation

Die viralsten Tweets im Bundeskabinett kommen von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Durchschnittlich 24 seiner Follower retweeteten seine Posts im Untersuchungszeitraum. Seine Reaktion auf das Brexit-Votum wurde besonders oft geteilt. Ein Retweet von Heiko Maas wurde über 3000 weiterverbreitet. Der Originalpost war ein Tweet von Hillary Clinton: „Hate is not the answer to hate“. Bei den Ministerien erzeugen die Tweets des Justizministeriums (6,2 Interaktionen/Tweet), des Umweltministeriums (5,4) und des Auswärtigen Amtes (5,2) die höchste Viralität.

Längst ist erfolgreicher Bürgerdialog in den sozialen Netzwerken nicht mehr nur eine Sache der Likes und Follower oder der Anzahl der Posts, die man pro Tag versendet. Bürger müssen die Inhalte auch wahrnehmen und sich mit ihnen auseinandersetzen. Viralität ist deshalb ein weiterer wichtiger Maßstab für den Erfolg von Social-Media-Strategien der Politiker und Institutionen.

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