UdL Digital Talk Nachbericht: Wie Deutschland die Mobilitätswende schafft

UdL Digital Talk: Wie sieht die Zukunft von Mobilität und Logistik aus? | Foto: Henrik Andree
UdL Digital Talk: Wie sieht die Zukunft von Mobilität und Logistik aus? | Foto: Henrik Andree
Veröffentlicht am 13.12.2018

Fahren, fliegen oder laufen – wie bewegen wir uns in 20, 30 oder 40 Jahren? Werden alle Autos elektrisch sein? Gibt es Drohnentaxis? Und fahren Minister bald auf Elektro-Tretrollern? Das diskutierten Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und Daniel Wiegand, Gründer und CEO des Luftfahrt-Startups Lilium beim UdL Talk am 12. Dezember. Wiegand will Städte von der heutigen Überlastung und Luftverschmutzung befreien durch ein Heer an Flugtaxis – den weltweit ersten vollelektrischen Kleinflugzeugen. Diese können vertikal starten und landen, die geschätzte Reichweite soll bis zu 300 km betragen. Der Lilium Jet dürfte eines der effizientesten und umweltfreundlichsten Individualverkehrsmittel sein, sollte das Konzept bald Realität werden.

Luftverkehr: Europa hat bei Regulierung die Nase vorn

Daniel Wiegand, Lilium Mitgründer und CEO

Grund zur Hoffnung hat Wiegand jedenfalls schon heute, denn

„die Zulassungsbehörden in Europa agieren beim Luftverkehr derzeit viel schneller als die amerikanischen Behörden“.

Darum habe Lilium zwar dank der millionenschweren Förderung von US-Fonds die derzeit nötige Entwicklungsgeschwindigkeit, werde sich aber möglicherweise aufgrund der schnelleren Regulierung zunächst in Deutschland oder Europa durchsetzen. Wiegand, der schon als Schüler erste Patente entwickelte, hatte die Idee zu Lilium auch deshalb in die Realität umgesetzt, weil ihn „Mitstudenten im Ausland dazu ermunterten“, in Deutschland wäre ihm dies nicht passiert. Die Innovationskultur hier müsse freundlicher und integrativer werden. Er wirbt für eine Debatte „aus tausend Richtungen“, um von der Familie über die Schule, Uni und das berufliche Umfeld an jeder Ecke Chancen für Innovationen zuzulassen – vor allem, aber nicht nur, im Bereich Mobilität.

Scheuer rechnet mit vielfältigen Mobilitätskonzepten

Andreas Scheuer hat seit kurzer Zeit einen Elektro-Tretroller im Büro, „dem fehlt aber noch der Versicherungsaufkleber und die Zulassung, sonst wäre ich heut damit hierher gefahren“. Welche gesellschaftlichen Änderungen werden neue Transporttechnologien hervorrufen, wollte Moderator Cherno Jotabey von Scheuer wissen.

Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur

„Wir werden mit ganz unterschiedlichen Mobilitätskonzepten arbeiten, alle sind vernetzt“,

ob Luftverkehr, Vierrad, Zweirad oder Zweibeiner, erklärte Scheuer.

Werden Flugtaxis klassische Transportmittel ersetzen? Darüber waren sich die Diskutanten im Telefónica BASECAMP uneinig; während Scheuer auch in naher Zukunft noch ein nebeneinander vieler Verkehrsträger sieht, prognostiziert Wiegand, dass wir in

„20 Jahren nur noch elektrisch unterwegs sind, wobei ich alle neu entwickelten Konzepte meine“.

Sicherlich gäbe es aber auch noch traditionelle Verkehrsträger wie Langstreckenflugzeuge, die selbst dann noch herkömmlich angetrieben würden.

Engagement für alternative Antriebstechniken

Was leistet die Politik, um neue Antriebstechniken in Deutschland zu entwickeln? Laut Scheuer eine ganze Menge, von der schnellen Regulierung über Startup-Fördermittel bis zu speziellen Beratungsteams im Ministerium und „auch mal einen Anruf des Ministers bei großen Konzernen“, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Deutschlands Chancen stehen gut

Cherno Jobatey und Bundesminister Andreas Scheuer

Wiegand und Scheuer sind sich einig darin, dass Deutschland sehr gute Chancen hat, bei der Mobilitätswende vorne mitzuspielen. Sowohl in der Grundlagen- und angewandten Forschung als auch bei Technologiekonzepten und konkreten Produkten. Nur die Skalierung fehle bislang.

„Da lassen wir unsere Ideen wie Goldnuggets an den Schaufenstern der Amerikaner und Chinesen vorbeifahren und die greifen dann zu“,

sagte Scheuer; das wolle er ändern, dafür gäbe es Konzepte im Bundesverkehrsministerium. Wiegand sieht den Hilfsbedarf eher beim klugen Nutzen vorhandener Chancen.

„Denken wir mal an eine Autofabrik, da könnte ein Hersteller doch heute schon eine der vielen Fabriken komplett umstellen auf elektrische Fahrzeuge, damit wir damit einen autonomen Fahrservice aufbauen“,

sagte er. Dieser wäre schnell populärer als Uber und ließe sich auch in Deutschland gewinnbringend betreiben. Die Chancen und Voraussetzungen für die Mobilität der Zukunft sind also da – jetzt geht es um deren Nutzung und die weitsichtige politische Gestaltung.

UdL Digital Talk: Wie sieht die Zukunft von Mobilität und Logistik aus?

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