Twitter ist in der Kommunikation internationaler Organisationen nicht mehr wegzudenken
Der UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon dreht sich um die eigene Achse, schaut in die Kamera und gratuliert den Vereinten Nationen zum Geburtstag. Das wenige Sekunden lange Video-Format vom Twitter-Dienst Vine ist ein Beispiel dafür, dass führende internationale Organisationen den beliebten Microblogging-Dienst intensiv und durchaus auch kreativ nutzen. Für sie ist die weltweite Vernetzung besonders wichtig, um Interessierte und Aktive über ihre Arbeit und den aktuellen Stand der Dinge zu informieren. Die meisten größeren Einrichtungen haben daher im Laufe der letzten Jahre entschieden, dass Twitter dafür ein gutes Medium ist. Einige Organisationen schreiben ihre Tweets sogar in den sechs offiziellen Sprachen der UN. Daneben hat die Hälfte der Organisationen zusätzlich einen persönlichen Account für ihren entsprechenden Kopf eingerichtet.
Nähe zum Nutzer mit personalisierten Accounts und Video-Formaten
Die Studie twiplomacy, erstellt von der PR-Beratung Burson-Marsteller, hat sich in diesem November 101 internationale und non-profit Organisationen und deren 223 Accounts bei Twitter vorgenommen und analysiert. Besonders beliebt mit 350.000 Followern sind die fast ausschließlich arabischen Tweets des Generalsekretärs der Arabischen Liga Nabil El Araby, gefolgt von Christine Lagarde vom Internationalen Währungsfond (IWF) auf dem zweiten Platz und Anders Fogh Rasmussen, Generalsekretär der NATO. Allerdings twittern die meisten Vorsitzenden nicht selbst. Persönlich wird es nur bei den virtuellen Fragerunden, die ab und zu mit Followern stattfinden. Besonders gesprächig ist Richard Sezibera, der Generalsekretär der Ostafrikanischen Gemeinschaft – 65 Prozent seiner Tweets sind Replys an andere Nutzer. Die Accounts der übergreifenden Organisationen sind da deutlich weniger gesprächsbereit. Eine bekannte Ausnahme ist die Europäische Organisation zur Sicherung der Luftfahrt (@Eurocontrol). Seit Ausbruch des Vulkans in Island 2010 beantwortet Eurocontrol Fragen zu europaweiten Flugverspätungen.
Die Nutzungsmöglichkeiten von Twitter sind für internationale Organisationen und ihre Vorsitzenden vielfältig. Bei der Wahl der neuen Führungskraft der Welthandelsorganisation (WTO) ließen vier der neun Kandidaten ihre Wahlkampagne auch über Twitter laufen. Beim Weltwirtschaftsforum ist es zudem seit 2008 üblich, während der Sitzungen die entsprechenden Tweets auf sogenannten Twitter walls anzuzeigen. Um mit der eigenen Community ins Gespräch zu kommen, nutzen auch einige Organisationen das Hangout-Angebot von Google. Das in Deutschland noch recht wenig genutzte Video-Format Vine ist ebenfalls sehr beliebt, wie der Geburtstagsgruß an die UN zeigt.
Ranking über Follower und Retweets
Als erste der untersuchten internationalen Organisationen registrierte sich Greenpeace bei Twitter im Jahr 2007. Heute hat der aktiv geführte Account knapp 915.000 Follower und die Tweets von @Greenpeace werden durchschnittlich 68 mal retweetet. Doch im Vergleich ist die Organisation für Umweltkampagnen noch nicht einmal die erfolgreichste Institution bei Twitter. Laut der twiplomacy-Studie zählen die Europäische Organisation für Nuklearforschung (@CERN) und UNICEF zu den effektivsten Twitter-Nutzern. „Effektiv“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass ihre Tweets durchschnittlich über 100 mal retweetet werden. Dahinter folgen die Vereinten Nationen (@UN), der WWF und Greenpeace sowie die Weltgesundheitsorganisation (@WHO). Bei der Followeranzahl liegt allerdings UNICEF mit über zwei Millionen Followern auf dem ersten Platz, dahinter liegen das Weltwirtschaftsforum (@Davos) und mit Abstand das UN Flüchtlingshilfswerk (@Refugees). Die unterschiedliche Platzierung zeigt, dass eine große Wirkung nicht unbedingt und ausschließlich von der Anzahl der Follower abhängt, sondern vom Grad der Interaktion.