Steven Hill: Sharing Economy zockt ab

Veröffentlicht am 26.02.2016

Die Uber Economy und der entfesselte Kapitalismus zocken die amerikanischen Arbeiter ab. So lautet der Untertitel des neuen Buchs von Steven Hill, der am 2. März als Gast beim nächsten Digital Masterminds im Telefónia BASECAMP ist. Bei seiner jüngsten Veröffentlichung Raw Deal, was auf Deutsch „Über den Tisch gezogen“ bedeutet, bekommen sie alle ihr Fett weg: Uber, AirBnB, Taskrabitt und alle bekannten Firmen der sogenannten Sharing Economy, die auch in Berlin gerade besonders angesagt sind. Manche sogar dermaßen, dass ihre innovativen Geschäftsmodelle in der Hauptstadt glatt kopiert werden.

Steven Hill: Raw Deal„Sharing is caring“, lautet das Motto dieser Internet-basierten Dienste. Wenn wir unsere Autos, Wohnungen und selbst die Arbeitszeit nebenbei auch anderen Leuten bereitstellen, dann werden sie besser genutzt und jeder hat mehr davon.

Doch es gibt auch eine andere Bezeichnung dafür, nämlich AAL. Das bedeutet: Andere-arbeiten-lassen – und selbst damit reich werden. Die weltgrößte Taxi-Firma heißt heute Uber. Sie wird mit mehr als 60 Milliarden Dollar bewertet und hat weder eigene Autos noch Fahrer. Genauso funktioniert AirBnB, der weltweiten Anbieter von Übernachtungen, der kein einziges Bett besitzt.

Sharing Economy: Jeder sein eigener CEO

Es werden nur noch elektronisch Aufträge an Privatleute vermittelt und natürlich Provision dafür kassiert. Das geht jetzt sogar über Smartphone-Apps wie Spare5, mit denen sich selbst die Wartezeit an der Bushaltestelle zum Erledigen kleiner Aufträge nutzen lässt. Zehn Minuten lang Fotos für eine Bildagentur katalogisieren? Ist leicht verdientes Geld und bringt 45 Cent! Früher waren dafür noch professionelle Archivare nötig, doch heute darf jeder mitmachen. Die Digitalisierung macht es möglich und der festangestellte Foto-Experte kann bald einen neuen Job suchen.

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„Der Vorteil ist, dass solche Firmen wirklich schnell Arbeit vermitteln“, sagte Steven Hill neulich im Interview mit CNN. „Aber warum sollten Arbeitgeber heute noch darauf verzichten, gleich alle Festangestellten hinauszuwerfen und die ganze Arbeit von solchen Freelancern erledigen zu lassen?“ In den USA könnten sie damit ihre Arbeitskosten um 30 Prozent senken, weil sie nicht für Sozialversicherung, Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung oder Ausfalltage bei Krankheit zahlen müssen.

Besonders Uber sein nur daran interessiert, die Straßen mit Autos zu fluten. Das Schicksal der Fahrer sei der Firma egal und viele würden nur aus purer Not fahren. CEO Travis Kalanick hat sowieso das erklärt Ziel, die Chauffeure schon bald komplett durch autonome Autos zu ersetzen, die gar keinen Lohn kassieren.

„Über solche Entwicklungen müssen wir genauer nachdenken, statt einfach nur zu sagen: Das ist innovative Technologie und die Regierung soll ihre Finger davon lassen“, mahnt der Journalist und Arbeitsmarktexperte Steven Hill. Die sozialen Folgen der sogenannten Uber Economy sind deshalb auch ein wichtiges Thema im aktuellen US-Präsidentenwahlkampf. Und am nächsten Mittwoch können wir selbst darüber mit Steven Hill im Telefónica BASEAMP diskutieren. Also gleich anmelden!

Update: Zur Video-Zusammenfassung der Veranstaltung

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