Startups: Neue Initiative will Anteil der Gründerinnen steigern
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Der Digitalverband Bitkom und der Startup-Verband haben eine gemeinsame Initiative ins Leben gerufen, um den Anteil von Frauen an der Spitze von Deutschlands Startups zu steigern – dieser liegt aktuell bei 16 Prozent. Die Initiative nimmt dabei insbesondere den Finanzierungsprozess in den Blick.
Ende März beschloss die Bundesregierung zusätzliche zehn Milliarden Euro für die Startup-Finanzierung bereitzustellen. Den Aufbau des sogenannten „Zukunftsfonds“ soll die KfW Capital koordinieren. „Gemeinsam mit weiteren privaten und öffentlichen Partnern werden wir damit mindestens 30 Milliarden Euro an Wagniskapital für Startups in Deutschland mobilisieren“, erklärte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Profitieren sollen insbesondere Startups in der Wachstumsphase mit einem hohen Kapitalbedarf, wie das Bundesfinanzministerium betonte.
Absehbar ist aber leider auch, wer weniger profitieren wird: Gründerinnen. Seit Jahren stagniert ihr Anteil in Deutschland auf niedrigem Niveau. 2013 lag der Gründerinnenanteil bei 13 Prozent, 2020 bei 16 Prozent. Der Anteil von Frauen an der Spitze von Tech-Startups fällt mit 14 Prozent noch einmal geringer aus, wie der Female Founders Monitor 2020 und der Bitkom Startup Report 2020 belegen. Das liegt aus Sicht des Digitalverbands Bitkom und des Startup-Verbands an „zahlreichen Barrieren für Gründerinnen“, die auch auf „strukturelle Benachteiligungen von Frauen im Startup-Bereich“ zurückzuführen seien. Die beiden Verbände haben vor diesem Hintergrund eine Initiative ins Leben gerufen, mit der sie die Geschlechtervielfalt in Deutschlands Startup-Landschaft fördern wollen.
#startupdiversity zahlt sich aus
Die Initiative #startupdiversity setzt dabei an vier Stellen an: Bei den Venture-Capital-Gesellschaften, öffentlichen Investoren und Förderinstrumenten, Startups in der Wachstumsphase, sogenannten „Scaleups“, und im Bildungsbereich. Die Initiatoren sind überzeugt, dass am Ende insbesondere die jungen Unternehmen profitieren. „Neue digitale Technologien prägen und verändern unseren Alltag. Bei ihrer Entwicklung erzielen wir die besten Ergebnisse durch möglichst große Diversität – und dazu gehört auch ein nicht allein männlicher Blick auf die entsprechenden Herausforderungen und Lösungen“, unterstreicht Bitkom-Präsident Achim Berg. Darüber hinaus würden Studien belegen, dass Startups mit Frauen im Gründungsteam im Vergleich zu reinen Männerteams signifikant mehr Umsatz generieren und einen höheren Return on Invest aufweisen.
Um den Anteil der Gründerinnen zu steigern, nimmt die Initiative als erstes die Startup-Finanzierung in den Blick. Bisher erhalten von Frauen geführte Startups wesentlich weniger Kapital. 92 Prozent der gesamten europäischen Risikofinanzierung ging 2019 an rein männliche Gründungsteams. Die beiden Verbände führen das vor allem auf einen „Gender Bias“ während des Pitches zurück, der die Chancen von Gründerinnen im Vergleich zu Gründern mindere. Männer erhielten meist die Möglichkeit, über ihre Visionen für die Zukunft zu sprechen, während Frauen häufiger Auskunft zum aktuellen Kundenstamm geben und konkrete Finanzprognosen abliefern sollen.
Besserer Zugang zur Finanzierung
Das Kernstück von #startupdiversity ist daher die Forderung an Venture-Capital-Gesellschaften auf freiwilliger Basis und in regelmäßigen Abständen transparent zu machen, wie hoch der Gründerinnenanteil in ihrem Portfolio ist, wie viele reine Frauen-, Männer- und gemischte Gründungsteams unterstützt werden und wie hoch der Frauenanteil in den eigenen Investment-Abteilungen ausfällt. Durch die Maßnahme erhoffen sich die Initiatoren der Initiative zwei Dinge: Zum einen sollen sich Investmentgesellschaften Schieflagen in ihren Teams und Portfolios bewusst werden und gegensteuern. Zum anderen soll die gesteigerte Bedeutung von Gründerinnen im Investmentsektor diese selbst ermutigen, ihre Ideen zu pitchen.
Bitkom und Startup-Verband nehmen aber auch die öffentlichen Investoren in die Pflicht, den Zugang zur Finanzierung für Gründerinnen zu verbessern. Insbesondere die KfW Capital oder der European Investment Fund (EIF) könnten aus ihrer Sicht eine „besondere Hebelwirkungen entfalten“. Wie es bei ihren Pendants in den USA der Fall sei, könnten diese nur dann in Venture-Capital-Gesellschaften investieren, wenn diese Frauen in ihren Investment-Teams haben. Gleichzeitig müssten öffentliche Fonds, die direkt in Startups investieren, Frauen in ihr Management berufen. Konkret schlagen die Verbände vor, künftig „mindestens 30 Prozent der Geschäftsführung, Partner und weitere leitende Positionen im Investment-Team öffentlicher Venture-Capital-Gesellschaften“ mit Frauen zu besetzen. Darüber hinaus regen sie die Gründung eines separaten öffentlichen Fonds für Gründerinnen sowie eine Gründerinnenquote für das Exist-Gründerstipendium an.
Scaleups und Bildungseinrichtungen sollen mitwirken
Jenseits der Finanzierung durch private und öffentliche Investoren richtet sich die Initiative an Scaleups und Bildungseinrichtungen. Ihr Ziel ist, dass sich Startups mit einer Größe von etwa 200 Mitarbeitenden selbst dazu verpflichten, Frauen zu fördern und in Managementpositionen zu bringen und so als Vorbilder vorangehen. Die öffentlichen Bildungseinrichtungen müssten wiederum daran mitwirken, geschlechtsspezifische Zuschreibungen von Rollen und Kompetenzen aufzubrechen. Dabei sei der beste Weg, dafür zu sorgen, dass sich Geschlechterstereotype erst gar nicht in den Köpfen der jungen Generation festsetzten. Die Verbände plädieren deshalb dafür, Informatik und Unternehmertum schon in der Schule und auch an Hochschulen zu lehren, „so dass die für das Gründen so wichtige Expertise beiden Geschlechtern gleichermaßen und einheitlich vermittelt wird“.