Start-Up-Monitor 2018: Parteien wollen mehr Wagniskapital

Foto: CC BY 2.0 Credit Mad Fish Digital. Ausschnitt bearbeitet.
Veröffentlicht am 30.10.2018
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Am 23. Oktober veröffentlichte der Bundesverband Deutsche Start-Ups seinen Start-Up-Monitor 2018. Dieser befragte 3.763 Gründer, die 1.550 Start-Ups mit 17.647 Mitarbeitern repräsentieren. Unter anderem wurde ermittelt, dass sich auch 2018 zwei Drittel aller Start-Ups einem digitalen Geschäftsmodell zuordnen. Das waren besonders die Bereiche „Software as a Service“ (23,8%) Softwareentwicklung (14%) und andere digitale Dienstleistungen (12,9%). Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über die Ergebnisse des Monitors sowie die Pläne der Regierungs- und Oppositionsparteien zu den jeweiligen Themen.

Der Start-Up-Monitor zeigt, dass die Zahl der Gründungen in Deutschland auch dieses Mal weiter zurückgeht. Bei seiner ersten Erhebung im Jahr 2000 hatte der Start-Up-Monitor noch eine Gründerquote von 2,4 aufgewiesen und erreichte im Jahr 2001 mit 2,9 seinen Höhepunkt. Seitdem wird die Gründerquote mit leichten Schwankungen immer niedriger. 2014 war mit 1,8 der letzte Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Die aktuellsten Zahlen ergeben mit 1,1 die niedrigste Quote, die in der 18-jährigen Aufzeichnung gemessen wurde.

Gründe hierfür sieht der Start-Up-Beauftragte von Bündnis 90/Die Grünen, Danyal Bayaz, in der guten wirtschaftlichen Lage. Viele potentielle Gründer würden heute mit guten Angeboten in bestehende Unternehmen gelockt. Dennoch sehen die Oppositions- und die Regierungsparteien Handlungsbedarf in der Unterstützung von Start-Ups. Aus Sicht des Start-Up-Beauftragten der CDU/CSU Marc Biadacz, müsse die Politik eine Start-Up-Denkweise auch vorleben. Hierzu müsse das Thema Digitalisierung in jedem Ministerium auf der Prioritätenliste zwischen Punkt eins und drei rangieren.

Wagniskapital

Doch nicht nur die politische Kultur müsse sich ändern. Im Start-Up-Monitor fordern 42 Prozent der Befragten, dass die Politik sich um eine Erleichterung der Kapitalbeschaffung kümmern müsse. Die Regierung geht auch Schritte in diese Richtung. So wird auf Initiative von Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) und Bundesfinanzministerium (BMF) die Wagniskapitalförderung innerhalb der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gebündelt und bis 2020 auf 200 Millionen Euro verdoppelt. Diese Förderung soll innerhalb der nächsten 10 Jahre ein Volumen von zwei Milliarden beinhalten. Trotzdem kommt von der FDP die Forderung nach einem Wagniskapitalgesetz. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Michael Theurer unterstreicht, dass dies nötig sei, da eine klassische Bankfinanzierung für Start-ups häufig nicht infrage kommt. Auch die SPD sieht hier Handlungsbedarf. Sie will laut Falko Mohrs (SPD) Versicherungen und Pensionsfonds dazu befähigen, über neue Fondsstrukturen in Risikokapital zu investieren. Die Grünen wollen hingegen Start-Ups bei öffentlichen Aufträgen besser beteiligen. Die momentanen Verfahren der öffentlichen Hand müssten so verändert werden, dass auch junge Start-Ups zum Zug kommen können. Momentan würden diese aufgrund ihrer kurzen Zeit am Markt faktisch ausgeschlossen, erläutert Danyal Bayaz im Gespräch mit dem Tagesspiegel Politikmonitoring.

Bürokratieabbau

Neben der Finanzierung sticht besonders ein Thema bei der Befragung der Start-Ups heraus. Der „Abbau von regulatorischen und bürokratischen Hürden“ ist mit großem Abstand die Hauptforderung der Gründer an die Politik. 73 Prozent aller Befragten sehen hier Handlungsbedarf. Die FDP schlägt zur Minderung von Bürokratie eine „one in, two out“-Regel vor. Mit dieser soll bei jeder Einführung einer neuen bürokratischen Regel darauf geachtet werden, dass an anderer Stelle in doppeltem Umfang Folgekosten von Bürokratie abgebaut werden. Zudem will sie die Sozialversicherungsbeiträge so umgestalten, dass nur noch 12 statt 24 Gehaltsabrechnungen im Jahr fällig werden.

Ein ebenfalls im Raum stehendes Konzept ist das „One-Stop-Shop“ Prinzip, bei der Verwaltungsaufgaben mit dem Besuch nur einer Webseite erledigt werden sollen. Eine solche Erleichterung wird von den Grünen gefordert. Das Prinzip könnte in den schon jetzt geplanten Initiativen, wie der Umsetzung des Onlinezugangsgesetz (OZG) durchgeführt werden. Konkret festgeschrieben ist das allerdings nicht.

Schulen

Auch der Ruf für eine Aufnahme des Entrepreneurships in das Bildungswesen wird von den Gründern vorgetragen. Eine solche Forderung wird auch von Marc Biadacz unterstützt. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel Politikmonitoring sagte er:

„Wir müssen nochmal über die Einführung eines Pflichtfaches Wirtschaft und Digitales nachdenken. Und zwar schulübergreifend. Gründer müssen nicht immer von Universität und Gymnasien kommen“.

In die gleiche Richtung stößt Danyal Bayaz, der auf die Einführung des Faches „Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung“ in Baden-Württemberg als Beispiel heranzieht. In einem solchen Fach könnte auch Entrepreneurship vermittelt werden.

Nachhaltigkeit

Der Start-Up-Monitor fragt zudem nach der Unternehmensausrichtung in die sich die Gründer selbst einteilen würden. Jeweils ein Drittel der Befragten rechnen sich den Bereichen „Social Entrepreneurship“ und „Green Economy“ zu. Auch in den Forderungen an die Politik wird von 22,3 Prozent eine „bessere Förderung des unternehmerischen Einsatzes für Umweltschutz und gesellschaftliche Nachhaltigkeit“ Falko Mohrs möchte diese Art der Start Ups besonders Fördern. Genau Pläne werden aber noch ausgearbeitet.

Fachkräfte

Auch das Thema Fachkräfte wird innerhalb des Monitors angesprochen. Während Jobs in der Verwaltung und im Verkauf gut besetzt werden können, klagen die Gründer besonders über den Mangel an Informatikern. Die Fraktionen der Regierungskoalition sehen sich hier mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz auf einem guten Weg. Marc Biadacz wünscht sich allerdings noch eine „Clearingstelle“ für Personen, die zwar in dem geforderten Feld erfahren sind, aber keinen offiziellen Abschluss haben. Diesen Menschen müsse auch die Möglichkeit gegeben werden, in Deutschland zu arbeiten. Die Grünen sehen hingegen eine zu geringe Mitarbeiterbeteiligung innerhalb von Start-Ups als problematisch. Danyal Bayaz fordert deshalb die Regierungsfraktionen auf, „zügig neue Modelle der Mitarbeiterbeteiligung“ zu erarbeiten, „damit Start-Ups auf diesem Feld konkurrenzfähig sind“.

Frauen und Gründerzeit

Ein weiterer Teil des Start-Up-Monitors erhebt die Verteilung zwischen weiblichen und männlichen Gründern. Wie auch in den Vorjahren zeigt sich, dass Frauen deutlich seltener gründen, auch wenn der Anteil leicht gestiegen ist. Gab es 2014 nur 10,4 Prozent der Gründerinnen, hat sich dieser Wert 2018 auf 15,1 Prozent erhöht. Aus Sicht von Danyal Bayaz müsse hier entschiedener gegengesteuert werden. Er schlägt deshalb einen Fond vor, der ausschließlich Gründerinnen fördert.

Nicht nur Frauen fördern würde der Vorschlag einer Gründerzeit. Diese könnte – ähnlich der Familienpflegezeit – Gründern eine Auszeit von ihrem regulären Job gewährleisten. Die Parteien zeigen sich hierfür offen. Genaue Pläne liegen allerdings noch von keinem vor.

Ausblick

Einige Parteien arbeiten momentan an Konzepten, wie Start-Ups aus ihrer Sicht künftig noch besser unterstützt werden können. So wird ein Papier der CDU/CSU-Fraktion zum Thema Anfang nächsten Jahres erwartet. Auch die Grünen diskutieren intern neue Ideen für die Verbesserung der Situation von Start-Ups. Die Ergebnisse hierzu werden aber erst Mitte 2019 erwartet.

Der vorstehende Artikel erscheint im Rahmen einer Kooperation mit dem Tagesspiegel Politikmonitoring auf UdL Digital. Martin Müller ist Analyst für Digitalpolitik.  

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