Sport und Politik: Wie posten Politiker:innen zu großen Sportevents?

Credit: iStock/Valerii Apetroaiei, Montage: PlaceIt
Credit: iStock/Valerii Apetroaiei, Montage: PlaceIt
Veröffentlicht am 14.08.2024

Das berüchtigte Sommerloch ist dieses Jahr beinahe nicht erkennbar: Zunächst die Fußball-EM und nun die Olympischen Spiele sorgen für eine stetige Versorgung mit Schlagzeilen und Gesprächsstoff. Dies gilt auch für Politiker:innen, deren Social-Media-Accounts sich in der parlamentarischen Sommerpause ansonsten eher auf Urlaubsfotos und politische Kommentare reduzieren lassen. Wie sie sich zu diesen sportlichen Großevents auf Social Media äußern, fassen wir zusammen.

Seit Beginn der Europameisterschaften in Deutschland folgt ein sportliches Highlight dem nächsten: Vom 14. Juni bis zum 14. Juli konzentrierte sich zunächst alles auf den Fußball, bevor dann am 24. Juli die Olympischen Spiele in Paris begannen und vergangenes Wochenende ihren Abschluss fanden. Daneben – beinahe unbemerkt – fanden auch das Wimbledon-Tennisturnier (01.–14.07.) und die Tour de France (29.06.–21.07.) statt. All diese Events bieten willkommenen Content für die Social-Media-Kanäle der Politiker:innen.

Die Fußball-EM aus politischer Perspektive

Zu einem der eifrigsten Kommentatoren der EM gehörte Bundeskanzler Scholz selbst – bei einer Heim-EM wenig verwunderlich. Bereits im Vorfeld der EM postete Scholz ein Instagram-Reel, das alle Spieler der deutschen Mannschaft zeigt, und kommentierte es schlicht mit “unsere Jungs”. Darauf folgten einige Posts, die die Spiele Deutschlands begleiteten und die Leistung der “Jungs” lobten. Zum EM-Aus der deutschen Mannschaft äußerte Scholz sich ebenfalls auf Instagram:

“Kampfgeist, Moral, Leidenschaft: Ihr habt die Begeisterung für diese Heim-EM mit euren Leistungen und eurem Teamgeist ins ganze Land getragen. Wir sind stolz auf euch, liebes DFB-Team!”

Screenshot Instagram Account Olaf Scholz | Klicken, um den Beitrag bei Instagram zu öffnen.

Das deutsche EM-Aus bedeutete nicht das Aus von Scholz’ EM-Posts: Auch zum Finale äußerte er sich und gratulierte der spanischen Siegermannschaft. Zum Abschluss ließ er zudem die EM nochmals Revue passieren und hob Deutschland als Gastgeberland besonders hervor. 

Fußball-Minister:innen und -Könige

Auch Scholz’ Kabinett postete fleißig: Wirtschaftsminister Robert Habeck etwa war bereits im Vorfeld der EM auf TikTok aktiv und veröffentlichte ein Interview von sich selbst mit dem DFB. Auch während der EM und nach dem Sieg Spaniens folgten Posts auf Instagram. Ebenso posteten Familienministerin Lisa Paus, Innenministerin Nancy Faeser, Finanzminister Christian Lindner und Verkehrsminister Volker Wissing regelmäßig auf Instagram und zeigten sich im EM-Fieber. Besonders aktiv war Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der sich auch als regelmäßiger Stadiongänger präsentierte – etwa zusammen mit Außenministerin Annalena Baerbock beim Deutschland-Dänemark-Spiel.

Screenshot Instagram Account Karl Lauterbach | Klicken, um den Beitrag bei Instagram zu öffnen.

Auch ausländische Politiker:innen zeigten sich fußballinteressiert: Vor allem die britischen und spanischen Königsfamilien unterstützten ihr nationales Team. So drehten die Spanier etwa ein Reel über ihren Empfang der siegreichen Nationalmannschaft. König Charles sprach dagegen den britischen Spielern seine Anteilnahme aus und betonte ihre Leistung trotz verlorenem Finale.

Neben allem Jubel und Lob für die EM nutzten manche Politiker:innen ihre Social-Media-Kanäle jedoch auch für Kritik. Das BSW etwa kritisierte die Kosten der EM: Diese würden vor allem durch die deutschen Steuerzahler:innen und die Städte getragen, während sich die UEFA bereichere. In eine ähnliche Kerbe schlug der Linken-Politiker Ates Gürpinar: Er kritisierte auf Instagram die hohen Kosten, die durch die Flüge der Bundesregierung zu den EM-Spielen entstanden seien. Dies sei “abgehoben” und “ehrenlos”.

Olympia aus politischer Perspektive

Gefreut haben dürften sich BSW und Linke daher über eine Forderung des  Steuerzahlerpräsidenten: Dieser rief Politiker:innen dazu auf, per Bahn oder Linienflug nach Paris zu reisen. Ob dieser Aufruf befolgt wurde, geht aus den Social-Media-Accounts der Politiker:innen nicht hervor – deutlich zeigt sich jedoch, wer an Olympia interessiert ist.

Generell gilt, dass sich deutsche Politiker:innen weniger zu den Olympischen Spielen äußern als zur EM. Es gibt jedoch Ausnahmen: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier widmete drei Instagram-Posts den siegreichen deutschen Sportler:innen, zudem gratulierte er in seiner Instagram-Story jeweils einzeln. Auch Innenministerin Faeser nutzte ihren Twitter/X-Account, um die Erfolge deutscher Sportler:innen zu kommentieren.

Screenshot Instagram Account Frank-Walter Steinmeier | Klicken, um den Beitrag bei Instagram zu öffnen.

 

Häufiger postet lediglich der Kanzler selbst: Durch diverse Posts auf Instagram und Twitter/X demonstrierte Scholz wiederholt seine Anwesenheit vor Ort – etwa bei der Eröffnungsfeier, im Olympischen Dorf oder als Zuschauer auf den Tribünen Olympias. Zudem veröffentlichte er auf seinen Plattformen individuelle Gratulationsposts für deutsche Goldgewinner:innen – etwa für den Ruderer Oliver Zeidler, die Mixed-Staffel im Triathlon oder die Sportgymnastin Darja Varfolomeev. 

Ähnlich aktiv war Gastgeberpräsident Macron: Dieser gratuliert erfolgreichen französischen Sportler:innen stets mit eigenen Posts auf Twitter/X. Dabei seien die Leistungen und die Spiele selbst “historisch”, betonte er angesichts des ersten französischen Siegers beim Radrennen seit 1956. Zudem hebt Macron gerne die Pariser Kulisse der Spiele hervor und bezeichnet etwa das Beachvolleyball-Feld vor dem Eiffelturm als “iconic” – was wohl auch den Patriotismus der Franzosen ansprechen dürfte.

Und andere Sportevents?

Angesichts dieser beiden Großevents verblassen andere Sportereignisse, die ansonsten die internationale Aufmerksamkeit auf sich ziehen: Zum Tenniswettbewerb in Wimbledon finden sich keine Posts, auch der britische Premier Keir Starmer thematisiert lediglich das Karriereende des Tennisstars Andy Murray. Ähnlich sieht die Situation hinsichtlich der Tour de France aus: Selbst bei Macron findet das Radrennen keine Erwähnung. 

So zeigt sich in diesem Sommer ein thematischer Fokus auf die Fußball-EM und in etwas geringerem Umfang auf Olympia. Dabei steht die Hervorhebung der nationalen Leistungen im Vordergrund, insbesondere bei der EM scheint es den Politiker:innen jedoch auch wichtig zu sein, ihre Partizipation öffentlich zu demonstrieren. In jedem Fall gilt wohl Gesundheitsminister Lauterbachs Resümée: “Es war ein Sommer des Sports”.

Schlagworte

Empfehlung der Redaktion