Social Media: Wie twittert eigentlich Helge Braun?
In den Koalitionsverhandlungen prägte er das Kapitel Digitalisierung und in seinem Amt als Chef des Bundeskanzleramts soll er die digitalen Aktivitäten der Bundesregierung koordinieren: der CDU-Abgeordnete Helge Braun. Nicht verwunderlich ist, dass der digitalaffine Braun, der von Hause aus Mediziner ist und seit 2009 im Bundestag sitzt, ein aktives Twitterleben pflegt – und dort auch mal nach „Nerds“ fürs Kanzleramt sucht. Wie twittert eigentlich der Digital-Manager der Bundesregierung? Eine Analyse.
Eintracht Frankfurt, Papst Franziskus, Digitalisierung und dazwischen alles Mögliche Politische – so könnte man die Themenauswahl, die Helge Braun bei seinem Twitteraccount setzt, zusammenfassen. Seit 2009 ist Braun, dessen Position auch „ChefBK“ genannt wird, auf Twitter– und postet im Durchschnitt täglich. Doch nur die wenigsten Posts auf seinem Account sind Tweets. Meistens retweetet er: Gerne auch mal ein Zitat, Bild oder Video von sich selbst, welches andere Twitter-User von ihm gepostet haben.
Braun bewegt sich mit 13.600 Followern im oberen Mittelfeldder Abgeordneten, wie man im MdB-Twitter-Netzwerk von Pollytix ablesen kann. Weit voraus ist ihm da etwa seine Kollegin im Bundeskanzleramt, die Digital-Staatsministerin Dorothee Bär mit über 78.000 Followern hat. Sie ist im Bundestag – zumindest bei Twitter – auch deutlich breiter vernetzt. Während Bär vielen Abgeordneten aus allen Fraktionen – außer der AfD – folgt, tut Braun dies hauptsächlich bei MdBs von CDU und CSU Fraktion. Nur jeweils zwei Abgeordneten von den Grünen, der SPD und FDP und keinem einzigen Abgeordneten von der Linken und der AfD folgt er. Bewegt sich Helge Braun in einer Twitterblase? Zwar gibt es einige Abgeordnete, die genauso wie Braun hauptsächlich Kollegen aus den eigenen Reihen folgen, dennoch könnte gerade Braun, der in seiner Position als ChefBK auch Kompromisse finden soll, wenn die Ressorts zu einem Vorhaben unterschiedliche Auffassungen haben, von einem diverseren MdB-Netzwerk profitieren.
Divers sind dagegen vor allem die Themen, die Braun in seinen Retweets und Tweets anspricht. Da folgt ein Retweet von Papst Franziskus (@Pontifex_de) auf einen Tweet über den Sieg von Eintracht Frankfurt auf Retweets zum Bienenschutz oder dem umstrittenen Werbeverbot für Abtreibungen. Die meisten Posts betreffen allerdings immer noch Brauns Herzensthema neben der Gesundheitspolitik: die Digitalisierung. Hier retweetet er etwa Posts über die neue Datenethik-Kommission, Schleswig-Holstein als Testregion für den 5G-Mobilfunkstandard oder den Digitalpakt Schule. Eines haben allerdings alle Tweets und Retweets gemeinsam: Sie wirken wohl überlegt, ausgefeilt und diplomatisch formuliert. Brauns Gesuch nach Referenten und Referentinnen für „Grundsatzfragen der Digitalpolitik“, die er in seinem Tweet als „Nerds“ bezeichnete, fiel dabei am ehesten aus der Reihe – und hat prompt die meisten Likes, Shares und Kommentare eingefahren.