Social Media Check: Wie digital ist der bayerische Landtagswahlkampf?
Der Wahlkampf in Bayern ging schon gut los – die CSU dachte sich den schönen Slogan „Söder macht’s“ aus, vergaß aber, sich die passende URL zu sichern. Die politischen Kontrahenten der SPD wussten das natürlich für sich zu nutzen und machten sich die Website zu Eigen. Welche Rolle spielten die Sozialen Netzwerke sonst so im Wahlkampf im Freistaat?
Super-GAU – Slogan-Klau
Nach der Website, hat die SPD dem CSU-Ministerpräsidenten gleich noch den Slogan geklaut: Auf „Bayern macht’s“-Plakaten, die derzeit im Freistaat zu sehen sind, lächelt nicht Markus Söder, sondern die SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen den Wählern entgegen. Die CSU nimmt es gelassen – auch weil der Online-Wahlkampf ihr wichtiger zu sein scheint:
„Unter dem Hashtag #soedermachts haben wir allein auf Twitter mit unseren Inhalten eine Reichweite von über 1,3 Millionen Impressionen erreicht“,
teilte ein CSU-Sprecher mit. Als Retourkutsche beschlagnahmte die CSU übrigens mehrere naheliegende SPD-Domains, um eine Weiterleitung zu dem Regierungsprogramm von Markus Söder einzustellen.
Facebook das altbewährte Politik-Netzwerk
Twitter sehen viele Parteien vor allem als einen Kanal, um Multiplikatoren wie Medien oder andere Politiker zu erreichen: Vor allem unter den Hashtags #LTWBY oder #LTWBayern – letzteren hat vor allem die AfD für sich besetzt – und den jeweiligen (un)einschlägigen Hashtags, die die Parteien für sich gesetzt haben (#zukunftimkopf #bayernimherzen #mitunsdiezukunft #FrischesBayern).
Um politische Botschaften an die Wähler zu senden, konzentrieren sich die Parteien aber vor allem auf Facebook. Mit 211.000 Facebook-Fans gehört die CSU eindeutig zu den Spitzenreitern unter den der bayerischen Landtagsparteien.
Laut dem Social-Media-Analyse-Tool Fanpage Karma verzeichnen die Grünen innerhalb des letzten Monats das höchste wöchentliche Wachstum mit 2,4 Prozent. Schlusslicht der Spitzenparteien ist die SPD. Den größten Zuspruch, gemessen an der Interaction-Rate, erhalten die bayerischen Sozial-Demokraten mit dem Teaser zum TV-Duell zwischen Söder vs. Kohnen. Die meisten Posts pro Tag kommen von der AfD: durchschnittlich 12 Beiträge veröffentlicht die Partei – die inaktivste Partei ist Die Linke mit gerade einmal einem Posting täglich. Die Chancen für die Partei, in den Landtag einzuziehen, sind laut Umfragen allerdings auch sehr gering. Die CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen boten den Nutzern keine Möglichkeit, direkten Nachrichten zu senden und Fragen zu stellen.
Welche Tools nutzen die Politiker?
Im Vergleich zum bayrischen Landtagswahlkampf 2013, wo noch rund 73 Prozent der bayrischen Landtagsabgeordneten einen Facebook-Auftritt hatten, haben inzwischen fast alle einen. Politberater Martin Fuchs ist besonders von dem Social-Media-Auftritt der CSU beeindruckt: Durch eine Live-Fragerunde auf Facebook mit Markus Söder, zeige sich der Experimentierwille der konservativen Partei mit neuen Ideen. Die Online-Aktivität brachte es immerhin auf 40.000 Aufrufe und mehr als 1.000 Likes.
Neuland Instagram
Während Twitter und Facebook längst zum guten Ton der politischen Kommunikation gehört, wird Instagram noch immer stiefmütterlich behandelt. Bis auf die Freien Wähler verfügen trotzdem alle Parteien über einen Account auf Instagram. Auch hier nimmt die CSU eine besondere Stellung ein. Mit über 15.000 Followern lassen die Christsozialen die Konkurrenz weit hinter sich. Auch der Spitzenkandiat der CSU steht vorn im Rennen: der Analyseplattform Likometer zufolge, besetzt Markus Söder mit 12.600 Followern den 14. Platz von deutschen Politiker-Accounts – Platz 1 belegt die Bundeskanzlerin mit 685.560 Followern.
Bei der SPD ist Twitter der Stern unter den Social-Media-Netzwerken: Durchschnittlich 12 Tweets am Tag, setzen die Sozialdemokraten ab und liegen damit nur knapp vor der AfD. Lebhafte Netz-Diskussionen gab es vor allem währen dem TV-Fünfkampf zwischen FDP, SPD, Freie Wähler, AfD und Linke. Während die Bayern-FDP das Duell in den sozialen Medien weitgehend ignorierte, holten andere Parteien wie der Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger mit schlagkräftigen Statements weit aus.