So twittert Stephan Weil
Einmal im Jahr erhält der Bundesrat einen neuen Präsidenten. Dabei wird zwischen den Ministerpräsidenten der Bundesländer gewechselt, und so ist nun Stephan Weil an der Reihe. Als Ministerpräsident von Niedersachsen übernimmt er ab November den Vorsitz des Bundesrates. Wie twittert eigentlich ein amtierender Ministerpräsident und baldiger Bundesratspräsident?
Die Twitter-Aktivitäten haben deutlich nachgelassen
Die etwas ernüchternde Antwort im Fall von Stephan Weil lautet: Kaum – vor allem seit der gewonnenen Landtagswahl im Januar 2013 halten sich seine Tweets in Grenzen. Sein zweiköpfiges Team und manchmal er selbst – leider nicht immer eindeutig zu unterscheiden – haben den Account seit der Sommerpause etwas schleifen lassen. Im September gab es nur einen einzigen Tweet – dies war sogar „nur“ ein Retweet. Im Oktober brachte er es bisher immerhin auf zwei Retweets und einen eigenen Tweet, der allerdings nur kurz auf einen neuen Beitrag auf seiner Website verweist. Trotz dieser sporadischen Aktivität hat Weil derzeit rund 3.500 Follower, folgt selbst 162 anderen Twitter-Accounts und hat bisher 425 Tweets verfasst.
Zitate und YouTube-Videos werden getwittert
Gestartet ist der SPD-Politiker mit seinem ersten Tweet im Oktober 2012. Dort kündigte er die „werktägliche Video-Kolumne“ an: Ein YouTube-Video, in dem er jeden Morgen seine Fans und Follower begrüßte und erzählte, womit er sich gerade beschäftigte. Die Reihe lief bis zur Landtagswahl in Niedersachsen am 20. Januar 2013. Tweets gab es nach diesem Datum nicht mehr täglich, aber vorerst doch noch regelmäßig. Inhaltlich begleiteten die Tweets vor allem die Koalitionsbildung mit Bündnis 90/Die Grünen, die am 16. Februar beschlossen wurde, wie Weil in einem Tweet mitteilte. Außerdem twittert der Ministerpräsident auch gern seine eigenen Lieblingszitate: „Von der neuen niedersächsischen Landesregierung ist harte Arbeit zu erwarten. Wir werden alles tun, um gute Politik zu machen“, ist dort zu lesen oder auch „Ein gutes niedersächsisches Pferd springt nur so hoch, wie es muss.“
Kein Dialog und wenig aktuelle Positionen
Retweetet werden mal der SPD Parteivorstand, aber auch der Deutsche Gewerkschaftsbund oder Kollegen, Journalisten und Parteianhänger – inhaltlich flexibel setzt man hier vor allem darauf, den Ministerpräsidenten in einem positiven Zusammenhang darzustellen. Antworten auf die ohnehin äußerst wenigen Replys oder gar einen Dialog findet man leider nicht in seinem Account. Regelmäßige Twitternutzer könnten sich zudem darüber wundern, dass das Hintergrundbild des Accounts den amtierenden Ministerpräsidenten noch immer als „Spitzenkandidat der SPD zur Landtagswahl in Niedersachsen am 20. Januar 2013“ ausweist.
Der Vorgänger im Amt des Bundesratspräsidenten, Winfried Kretschmann, blickte in seiner Rede zum Abschluss der Bundesratspräsidentschaft auf eine „schöne und ehrenvolle Aufgabe“ zurück. Einen Tweet gab es von Kretschmann trotzdem während seiner gesamten Amtszeit nicht.
Fazit
Der Account von Stephan Weil ist zwar nicht vollkommen verwaist, jedoch ist die Aktivität noch deutlich ausbaufähig. Die Retweets wirken teilweise willkürlich, die Bundesebene wird inhaltlich kaum beachtet und der gesamte Bundestagswahlkampf ging bis auf zwei Tweets im Sommerloch-August vollständig an seinem Account vorbei. Auch politische Botschaften oder Meinungen auf Landesebene werden kaum publiziert.
Hier finden Sie die komplette Serie “So twittert die Politik”.