Smart Hero Award: Interview mit Gerhard Seiler

Veröffentlicht am 17.03.2015

Facebook und die Stiftung Digitale Chancen schreiben 2015 gemeinsam zum zweiten Mal den Smart Hero Award aus. Mit dem Preis sollen Menschen und Organisatoren ausgezeichnet werden, die ihr ehrenamtliches und soziales Engagement erfolgreich in und mit Social Media umsetzen. Schirmherrin des Smart Hero Award ist 2015 Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig.

Wir haben zu Zielen und Hintergrund mit Gerhard Seiler, Geschäftsführer der Stiftung Digitale Chancen, gesprochen.

Interview mit Gerhard Seiler, Geschäftsführer der Stiftung Digitale Chancen

Davon abgesehen, dass wir in einer von Medien gesättigten Welt leben, warum sollte der Einfluss der Medien nicht unterschätzt werden?

Ich denke nicht, dass wir in einer von Medien gesättigten Welt leben, denn „der Hunger“ nach immer neuen medialen Möglichkeiten scheint unstillbar. Wir befinden uns eher noch am Anfang des Weges in eine digitale Zukunft. Der Einfluss der Medien wird weiter wachsen und es gibt zwei Dinge, die m. E. dabei nicht zu unterschätzen sind. Zum einen zählen dazu die Power und das wachsende Wissen der Vielen. Social Networking, Crowdsourcing, Wikis, usw. tragen dazu bei, dass Menschen nicht nur an unterschiedlichsten Projekten oder Diskussionen teilnehmen können, sondern eben auch ihren Beitrag dazu leisten können. Zum anderen sind es die Möglichkeiten, die sich für jeden Einzelnen über die Medien eröffnen, ganz gleich welchen gesellschaftlichen Status man hat. Ich, du, er / sie – jeder kann mit Medien mehr erreichen, dabei meine ich nicht nur mehr Menschen, sondern auch mehr für die Gesellschaft. Beispielhaft stehen für mich die Gewinner des Smart Hero Awards aus dem letzten Jahr. Der Award, den wir gemeinsam mit Facebook vergeben, zeichnet Menschen aus, die digitale bzw. soziale Medien für ihr gesellschaftliches Engagement einsetzen. Mit dem Award werden Menschen und Initiativen ausgezeichnet, die ihr ehrenamtliches und gesellschaftliches Engagement erfolgreich in und mit sozialen Medien umsetzen. Ob Stricken für Obdachlose, Initiativen für Flüchtlinge oder eine Online-Karte, die hilft, barrierefreie Cafés, Behörden oder Geschäfte zu entdecken – es geht um Projekte und ihre Initiatoren, die sich für andere Menschen stark machen und die das Potential sozialer Medien nutzen, um sich für ein besseres Miteinander und weniger Ausgrenzung einzusetzen. Der Award unterstreicht somit die Bedeutung digitaler Chancen.

Was trägt Ihre Stiftung dazu bei, die Medienkompetenz, sowohl für die jüngere als auch die ältere Generation zu steigern?

Wir sind als Stiftung deutschland- und europaweit mit Initiativen vernetzt, die die Bedingungen für die Teilhabe der Menschen an der Digitalen Gesellschaft verbessern möchten. In vielen verschiedenen Projekten arbeiten wir mit den unterschiedlichsten Organisationen zusammen, wie zum Beispiel mit klicksafe, Telecentre Europe oder auch Ministerien. Ganz deutlich wird das am bereits erwähnten Smart Hero Award. Damit möchten wir zugleich andere Menschen motivieren, sich aktiv mit und in den sozialen Medien zu engagieren um Ihre Sache durchzuziehen, sich für andere einsetzen und als Teil der Gesellschaft einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Ganz besonders gefreut hat uns, dass Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig in diesem Jahr die Schirmherrschaft über den Smart Hero Award übernommen hat.

Was ist heute für Medienkompetenz in einer digitalen Welt erforderlich?

Zu allererst das Bewusstsein dafür, dass wir in einer Welt leben, in der Medien Einfluss auf fast alle Lebensbereiche haben. Das beginnt bereits im frühen Kindesalter – sieh dir Beiträge auf YouTube an, wo Eltern zeigen, wie ihr Kleinkind mit dem iPad intuitiv umgeht – das ist unglaublich und faszinierend zugleich. In der Medienpädagogik spricht man von der Medienkindheit. Darum ist es so wichtig, frühzeitig, Medienkompetenz zu fördern.

Erforderlich ist auf jeden Fall die Fähigkeit, Medien und das, was sie transportieren, kritisch zu hinterfragen und sich selbst immer wieder bewusst zu fragen: „Brauche ich das“? „Wer steht hinter diesem Angebot?“ „Wessen Interessen sind im Spiel?“ Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Bewusstsein dafür, dass ich selbst Medien nutzen kann um zu gestalten, zu partizipieren und um meine Ziele zu erreichen.

Warum benötigt die junge Generation Medienkompetenz um in einer digitalen Welt in allen Berufsbereichen erfolgreich zu sein?

Ich habe kürzlich von einer Studie gelesen, die sich damit beschäftigt, ob der technische Fortschritt mehr Jobs schafft oder eher Jobs vernichtet. Eine Zeit lang galt der Computer als „Jobkiller“, weil die Automatisierung spürbar zu Rationalisierung und zum Abbau von Arbeitsplätzen geführt hat. Ein Blick zurück zeigt allerdings, dass die Entwicklung von Innovationen „von der Dampflok bis zum Smartphone“ nicht nur Arbeitsplätze vernichtet, sondern immer auch neue geschaffen hat. Für die junge Generation wird Medienkompetenz die Schlüsselkompetenz für ihre berufliche Entwicklung und ihren beruflichen Erfolg sein. Gute Bildung und Aus- und Weiterbildung sind die wichtigsten Faktoren, um einer digitalen Spaltung unserer Gesellschaft entgegen zu wirken.

Wie kann man Ihrer Meinung nach digitale Angebote für ältere Menschen leichter zugänglich machen?

Der Digital Index der Initiative D21 zeigt tatsächlich, dass, je älter die Menschen sind, die Chancen geringer werden, am digitalen Leben teilhaben zu können. Hier sehe ich ganz dringenden Handlungsbedarf der Politik. Wenn die Politik beispielsweise verstärkt Orte unterstützt, die Senioren Internetzugang und einen ersten Raum zum Ausprobieren geben würden, wäre das ein guter Anfang. Eine wichtige Rolle spielen dabei z. B. die Bibliotheken in Deutschland. Sie sind insbesondere für Senioren attraktiv und ein Ort, an dem sie vielleicht zum allerersten Mal mit dem Internet in Berührung kommen. Und es gibt schon jetzt tolle Beispiele aus unseren Projekt Tablet PCs für Senioren, das wir gemeinsam mit unserem Zustifter, der E-Plus Gruppe durchführen, die zeigen, wie Senioren das Internet auch mobil mit Tablets nutzen.

Danke für das Interview.

 

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