Smart City: Wien – die vernetzte Stadt

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Veröffentlicht am 18.11.2019

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Über die „Smart City“ wird viel geredet und geschrieben. Österreichs Hauptstadt Wien hat seit 2014 eine „Smart City Strategie“ und setzt diese konsequent um. Ein Blick auf konkrete Projekte und die zukünftigen Pläne für die vernetzte Stadt.

Bereits zum zweiten Mal wurde die österreichische Hauptstadt zum weltweiten Spitzenreiter in Sachen digitaler Stadtentwicklung gekürt. Jüngst ehrte die UNESCO das Wiener Engagement rund um die Digitalisierung mit einer Auszeichnung für „innovative, intelligente, vernetzte und ausdrücklich nachhaltige“ Wohnbaupolitik. Mit der „Smart City Strategie“ forciert die Hauptstadt der Alpenrepublik die intelligente Vernetzung von Wohnen, Umwelt und Mobilität. Dieser Masterplan wurde jetzt aktualisiert und an neue Herausforderungen wie den Klimawandel und die fortschreitende Digitalisierung angepasst.

Ressourcenschonung und Lebensqualität

Österreich zählt zu den Vorreitern bei Projekten, die digitale Technologien zur Optimierung verschiedener Lebensbereiche nutzen. Anspruch der Stadt Wien ist es, alle von der digitalen Transformation profitieren zu lassen.

„Wien unterscheidet sich von anderen Städten durch eine abgestimmte Strategie, bei der Anliegen und Ideen der Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner, Impulse aus der Wirtschaft, Technologie und Forschung unter ein gemeinsames Ziel gestellt werden: Wien für die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Mit der Smart City Rahmenstrategie sind die Weichen dafür gestellt, Visionen für die Zukunft der Stadt werden so Realität“,

sagt Wiens Bürgermeister Michael Ludwig.

Die erste Version der Smart City Strategie aus dem Jahr 2014 legte den Schwerpunkt auf die Entwicklung von Technologien zur Einsparung von Treibhausgasemissionen und zur Weiterentwicklung des Energiesektors. Als neue Zielbereiche wurden in der Überarbeitung die Themen „Digitalisierung“ und „Partizipation“ hinzugefügt. Auch in finanziellen Angelegenheiten, wie der Erstellung des Stadtbudgets, sollen die Einwohner*innen künftig ein stärkeres Mitspracherecht erhalten.

„Die Wienerinnen und Wiener sollen über Bürgerinnen-Budgets stärker mitreden können, wie öffentliche Mittel eingesetzt werden“,

erklärt die designierte Vize-Bürgermeisterin Birgit Hebein.

Bis 2050 sind insgesamt 65 konkrete Ziele anvisiert, die in verschiedenen zeitlichen Horizonten bis 2025, 2030 und schließlich 2050 umgesetzt werden sollen. Durch ein regelmäßiges Monitoring soll flexibel auf mögliche Veränderungen reagiert werden. Die aktuellen Leitziele sind eine radikale Ressourcenschonung, mehr Lebensqualität und soziale Inklusion sowie der Fokus auf Innovation als zentralen Hebel für eine zukunftsfähige Entwicklung. Ziel der Stadt ist es, Technologie mit Nachhaltigkeit zu verbinden und die hohe Lebensqualität in der Stadt auch in Zukunft zu halten.

„Die Strategie ist langfristig angelegt, die rasanten Veränderungen erfordern aber eine Überprüfung und Anpassung in vergleichsweise kurzen Intervallen“,

betont Ludwig.

Alle sollen mitgestalten!

Auf dem Ritt hin zur digitalen Vorreiterstadt Europas sollen die Teilnehmer*innen aktiv mitentscheiden, wie „ihre“ Stadt der Zukunft aussieht.

„Wir definieren die Smart City als kluge Stadt, die sich um die Menschen kümmert“,

erklärte Ulrike Huemer, Digitalbeauftragte Wiens, dem Tagesspiegel.

„Wir wollen kein Technologiekonzept über die Stadt stülpen, sondern politische und gesellschaftliche Probleme unter anderem durch Digitalisierung lösen.“

Ziel sei es dabei, nicht allein durch technologische Innovationen den Status „smart“ zu erlangen, sondern durch Schonung von Ressourcen und durch soziale Innovationen tatsächlicher „smarter“ zu werden.

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Neben der Installation von WLAN in Schulen für den digitalen Unterricht, richtet sich der Fokus auch auf die Einbeziehung der älteren Generation in den digitalen Wandel. Hierzu wurde das Forschungsprojekt WAALTER ins Leben gerufen. Dabei werden Senioren mit digitalen Geräten wie Laptops, Tablets und Smartwatches ausgestattet, um zu untersuchen, inwiefern digitale Technologien das Leben aktiver und selbstbestimmter machen können. Im Rahmen des Programmes wurden Wohnungen mit Assistenzsystemen und Sensoren ausgestattet, um beispielsweise Stürze zu identifizieren. Durch die Vernetzung mit Arztpraxen lassen sich die Ergebnisse des Blutdruckmessens elektronisch zum jeweiligen Arzt weiterleiten.

Auch der öffentliche Sektor profitiert von der digitalen Transformation. Mit dem „WienBot“ bekam die Stadt einen digitalen Amtshelfer, in Form eines kommunalen Chatbots, direkt auf das Smartphone geliefert. Verwaltungen werden entlastet, indem Bürger Fragen zu öffentlichen Leistungen direkt online beantwortet bekommen. Künftig sollen die Angebote durch eine interaktive „Grätzl-Map“ mit digitalen Services wie Meldezettel oder Kindergarten-Anmeldungen ergänzt werden.

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In der Stadtplanung sollen gleich alle Aspekte – von Innovation bei der Mobilität über ressourcenschonendes Bauen bis zum Einsatz erneuerbarer Energie miteinander verknüpft werden. Durch smarte Ampeln sollen Fußgänger künftig automatisch erkannt und die Rot- und Grünphasen entsprechend geschalten werden. Außerdem reagieren die smarten Ampeln auch auf den Verkehrsfluss. Mit dem Projekt „Smarter Together“ werden derzeit Lösungen für Elektromobilität, der Einsatz von erneuerbarer Energie und nachhaltige Wohnhaus-Sanierungen erprobt.

Kino bezahlen mit Blockchain Token

Bei der Digitalisierung der Stadt spielt die Blockchain-Technologie eine wichtige Rolle. Langfristig sollen 70 Prozent des Energiebedarfs der Stadt mit erneuerbarer Energie abgedeckt werden. Hierzu forscht die Hauptstadt bereits an der Nutzung der Blockchain-Technologie, um die Transaktionen in der Energiewirtschaft dezentral abzuwickeln. In einigen Projekten wurde die Theorie schon in die Praxis umgesetzt. Ein Beispiel ist das „Grätzl-Netzwerk“, in dem Stromerzeuger und Abnehmer auf kürzestem Wege und mit geringsten Energieverlusten Strom austauschen können. Auch Strom-Sharing ist ein avisiertes Ziel der Stadt. Mittels einer Blockchain-Infrastruktur sollen vorhandene Energieanlagen miteinander verbunden werden.

„Wer sich engagiert, der profitiert. Nach diesem Motto möchte die Stadt Wien in einer ersten Pilotphase das Einsparen von CO2 attraktiv machen und gleichzeitig den Zugang zu Kunstgenuss erleichtern“,

sagt Huemer und verweist auf einen Blockchain-basierten Token, der Teil eines Anreizsystems werden soll. Mit einem sogenannten „Kulturtoken“ verspricht sich die Stadt eine aktive Reduktion von CO2. Wer beispielsweise auf das eigene Auto verzichtet und stattdessen den Weg zu Fuß geht, sammelt durch seine zurückgelegten Schritte Tokens. Diese können anschließend in die Nutzung des ÖPNV oder in kulturelle Veranstaltungen eingetauscht werden – etwa für einen Besuch in Museen, Theatern oder Kinos.

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