#BTW17 | Serie „Jung, digital & im Bundestag“: Michel Brandt – vom Schauspieler zum Politiker

Pressefoto: Michel Brandt
Pressefoto: Michel Brandt
Veröffentlicht am 12.02.2018

Gestern noch im Hörsaal oder in der Ausbildung und heute schon Abgeordnete oder Abgeordneter im Bundestag – für einige junge Menschen ist dieser Schritt nach der Bundestagswahl am 24. September 2017 Realität geworden. Was ist den Digital Natives unter den Abgeordneten wichtig? Und wie nutzen die jungen MdBs soziale Medien wie Facebook oder Instagram? Während die im Bundestag vertretenen Parteien noch mit der Regierungsbildung beschäftigt sind, nutzt UdL Digital mit der Serie Jung, digital und im Bundestag die Zeit, sich die jungen Abgeordneten etwas genauer anzuschauen.

„Ein junger Mann, ja, verliebt sich in ein Mädchen und verbringt all seine Zeit bei ihr, macht einfach alles für sie, kauft ihr Blumen, opfert all sein Geld und versucht einfach jede Sekunde für sie da zu sein“

– nein, dies sind nicht die Worte eines Politikers, sondern die eines Schauspielers, der im Badischen Staatstheater Karlsruhe vorerst zum letzten Mal Goethes „Werther“ spielt. Warum? Der 27-jährige Schauspieler Michel Brandt zog bei der Bundestagswahl 2017 über den sechsten Platz der baden-württembergischen Landesliste seiner Partei Die Linke in den Bundestag ein und ist von nun an in erster Linie Politiker.

„Der innere Drang, den gesellschaftlichen Entwicklungen, die halt jetzt gerade stattfinden, etwas entgegenzusetzen, war einfach zum Schluss größer. Und ich glaube, dass die Entscheidung auch richtig ist“,

erklärte Michel Brandt in einem Interview mit dem Südwestrundfunk (SWR). Mindestlohn, Zeitverträge, Angst vor Altersarmut – all dies sind Probleme, die häufig im Kulturbetrieb auftreten und die der junge MdB aus Karlsruhe kennt. Um gesellschaftlich auch in der Opposition etwas zu bewegen, sah sich Brandt im Menschenrechtsausschuss. Seine Fraktion wählte ihn daraufhin Mitte Januar zum Obmann. Zudem hat die Fraktion den jungen MdB als Mitglied für den Europarat und als stellvertretendes Mitglied im Kulturausschuss nominiert.

Wenn Brandt nicht gerade seiner Arbeit im Bundestag nachgeht, befindet er sich auf Demonstrationen, Streiks und Kundgebungen –  das zumindest suggerieren seine Facebook– und Twitter-Accounts. Zuletzt postete der junge MdB Bilder vom landesweiten Warnstreik in der privaten Energiewirtschaft in Karlsruhe, Ende Januar von einer Demonstration für Solidarität mit der Stadt Afrin und davor von der 400. Montagsdemo gegen Suttgart21. Immer wieder ruft der Digital Native seine 444 Follower auf Twitter und 666 Follower auf Facebook dazu auf, sich ebenfalls bei den Demonstrationen zu engagieren. Er selbst war laut Facebook-Eintrag schon rund 100 Mal bei der Montagsdemo gegen Stuttgart21 dabei.

Der Aussage Brandts, dass Opposition für ihn bedeute, „nach draußen zu arbeiten, in die Gesellschaft zu arbeiten“ glaubt man ihm nach Betrachtung diverser Fotos von ihm auf Demonstrationen. Einziger Unterschied zu seiner Zeit vor der Wahl scheint die neongelbe Weste zu sein, auf der jetzt „Parlamentarischer Beobachter“ steht. Diese Westen tragen er und seine Parlamentarierkollegen auf Anraten der Polizei, damit ihre Abgeordnetenrechte auf Demonstrationen besser geachtet werden können.

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