Schützt die Kühlschränke!
Wann haben Sie das letzte Mal eine Spam-Mail von Ihrem Kühlschrank erhalten? Ganz so abwegig könnte diese Frage in Zukunft gar nicht mehr sein. Zwischen Weihnachten und der ersten Januarwoche ist etwas Historisches geschehen: Es gab einen Cyberangriff über das Netz – dabei waren erstmalig auch internetfähige Haushaltsgeräte betroffen. Über das sogenannte Internet der Dinge wurden Spam-Mails verschickt, unter anderem waren Heimnetz-Router, Smart TVs und ein Multimedia-Center mit Internetanschluss sowie ein smarter Kühlschrank am Spam-Versand beteiligt.
Kommunikation zwischen Maschine und Maschine
War der Begriff „Internet der Dinge“ vor kurzem noch wissenschaftlichen Elitekreisen vorbehalten, findet man inzwischen auch in den bundesweit gängigen Zeitungen Berichte über diese Technik von morgen. Das erwähnte Botnetz bestand hauptsächlich aus Computern und Mobilfunkgeräten, allerdings auch zu etwa einem Viertel aus eben jenen internetfähigen Haushalts- und Unterhaltungsgeräten. Diese Geräte laufen meist mit alter Software, deren Sicherheitslücken bekannt sind, und die sehr unsichere Standardpasswörter eingestellt haben, hebt David Knight von der Sicherheitsfirma Proofpoint hervor, die den Angriff entdeckt hat. Anders als Computer und Laptops könnten Kühlschränke oder Audioanlagen bisher keine eigenständigen Hinweise auf Cyberattacken geben, bemängelt der Sicherheitsexperte.
Die Hersteller müssen reagieren
Es wird vermutlich nur eine Frage der Zeit sein, bis die Hersteller auf diese völlig unvorhersehbare Gefahrenquelle reagieren und ihre Geräte mit verbesserten Schutzfunktionen auf den Markt bringen. Natürlich kann es keine völlig lückenlose Sicherheit vor Schadsoftware bei technischen Geräten geben, das erkennt man an der Entwicklung von Hackangriffen auf Computer, die uns nun bereits Jahrzehnte im Alltag begleiten. Immerhin, die smarte Kühlschranktür darf man vielleicht öffnen, während ein Update läuft – doch einen PC ausschalten, während sich Update 1 von 16 installiert, ist bisher nicht möglich.
Dabei ist das Potenzial dieser Vernetzung aller Haushalts- und Unterhaltsgeräte riesig. Über Apps auf dem Smartphone lassen sich Heizung, Waschmaschinen, Sicherheitskameras oder Küchengeräte fernsteuern – das kann praktisch, bequem und äußerst zeitsparend sein. Der Trend, alles von unterwegs zu erledigen oder aus der Ferne zu kontrollieren, ob zuhause noch alles in bester Ordnung ist, wird sicher noch zunehmen. Wenn smarte Kühlschränke demnächst eigenständig Milch und Butter nachkaufen können, bleibt nur zu hoffen, dass das Gerät nicht gehackt wird und man auf einmal zwanzig Milchpackungen darin findet.
Der vorstehende Artikel erscheint im Rahmen einer Kooperation mit dem Berliner Informationsdienst auf UdL Digital. Aylin Ünal ist als Redakteurin des wöchentlich erscheinenden Monitoring-Services für das Themenfeld Netzpolitik verantwortlich.