Politik verstehen durch Videoclips

Foto: Henrik Andree
Veröffentlicht am 30.03.2015

Videobotschaften sind in der politischen Kommunikation keine Seltenheit. Wir kennen sie vor allem aus Zeiten des Wahlkampfs, wenn von Horst Seehofer über Angela Merkel bis hin zu Martin Schulz das politische Spitzenpersonal via Werbe-Spot über die Fernseher in deutschen Wohnzimmern flimmert oder durch die sozialen Netzwerke geistert. Neu ist, dass sich Regierungsmitglieder in ihrer politischen Öffentlichkeitsarbeit nun auch vermehrt eigener Videoclips bedienen, um die Notwendigkeit oder die Auswirkungen neuer Gesetze zu erklären. Sie verlassen sich nicht mehr darauf, dass die Medien die Bürger über neue Angebote und Regelungen informieren, sondern nehmen diese Aufgabe gleich selbst in die Hand. Die Art der Umsetzung reicht dabei von sachlich-konservativ bis selbstironisch-humorvoll.

Videoclip zum Transparenzgesetz

Das Land Rheinland-Pfalz, das als erstes Flächenbundesland ein Transparenzgesetz auf den Weg gebracht hat, will seine Bürger dazu motivieren, sich einzubringen und den Gesetzentwurf zu kommentieren. Dafür müssen zunächst einmal alle nachvollziehen können, worum es konkret geht. Um das zu veranschaulichen, wählt die Landesregierung für ihr dreieinhalb minütiges Erklärvideo animierte Strichfiguren-Sequenzen. Erzählt wird die Geschichte von Familie Sommer, die ein Haus bauen will. Für ihre Entscheidung, welcher Bauplatz die meisten ihrer Kriterien erfüllt, benötigen sie zahlreiche Informationen, über die verschiedene Verwaltungen des Landes Rheinland-Pfalz verfügen. Zum Schluss hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer noch ihren Auftritt und bringt auf den Punkt, welche Vorteile das Transparentgesetz für die Bürger beinhaltet. Ansprechend illustriert und leicht verständlich bringt die Landesregierung in diesem Clip die Informationen über ein eigentlich trockenes Verwaltungsthema an den Zuschauer.

Videoclip zum Elektronikgerätegesetz


Bei dem Videoclip, den das Bundesumweltministerium gedreht hat, um über das Elektronikgerätegesetz zu informieren, steht weniger die niedrigschwellige Veranschaulichung als der Transport der entscheidenden Fakten im Vordergrund. Dafür übernimmt Ministerin Barbara Hendricks aber höchstselbst die Rolle des Erklärbären. In 1:40 Minuten beantwortet sie detailreich und pointiert die eingeblendeten Fragen hinsichtlich des Ziels und der Auswirkungen des Gesetzes. Für die jüngere Zielgruppe hat das BMUB zusätzlich noch einen dreieinhalbminütigen Film im Angebot, in dem ein junger Mann in einer Mischung aus Sendung mit der Maus und heute-journal den Sinn und Zweck von eSchrott-Recycling erklärt. Eine Ausrede, man wüsste nicht, wo man den Elektroschrott abgeben kann, haben Smartphonebesitzer künftig auch nicht mehr. Denn für diese Infos gibt es jetzt die App „eSchrott“, wie Besucher der Homepage des Bundesumweltministeriums erfahren.

Videoclip zur EU-Öko-Design-Richtlinie

Mit dem Mythos, die böse EU würde die Bürger dazu zwingen, ihre alten Kaffeemaschinen gegen neue auszutauschen, die dem neuen Ökostandard entsprechen, räumt ein YouTube-Spot der EU-Kommission auf. In knapp zwei Minuten nimmt der Clip der EU-Exekutive die Vorurteile gegen die Ökodesign-Richtlinie und sich selbst auf die Schippe. Bunte Kaffeetassen mit aufgemalten Gesichtern spiegeln den Gemütszustand der User beim Gedanken an die neue Regelung wider. Das ist souverän und lustig. Und ein wirklich gelungenes Beispiel der politischen Regierungskommunikation.

Foto: Henrik Andree

 

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