Politik auf Instagram: Interview mit Janine Klose und Lara Urbaniak (Insta.Politik)
Politische Kommunikation in sozialen Medien fand lange vor allem auf Twitter und Facebook statt. Doch auch jüngere Plattformen wie TikTok oder Instagram werden zunehmend dafür genutzt. Ein gutes Beispiel dafür ist der Kanal Insta.Politik, der bereits seit fast fünf Jahren über das Geschehen im Bundestag informiert. Wir haben die beiden Betreiberinnen Janine Klose und Lara Urbaniak im Kurzinterview befragt, warum sie einen Erkläraccount für Politik gerade auf Instagram gestartet haben.
Was war eure Motivation, als ihr 2017 mit dem Account Insta.Politik angefangen habt? Wie seid ihr auf die Idee dazu gekommen?
Wir arbeiteten im Deutschen Bundestag, hier lernten wir uns 2016 kennen. Wir haben Zugang zu einem ganz besonderen Ort – unserem Parlament. Es gestaltet die Spielregeln für unser gesellschaftliches Zusammenleben. Jeden Tag erleben wir hautnah den Prozess, wie Gesetzentwürfe von den Fraktionen in den Ausschüssen beraten und Beschlussempfehlungen für das Plenum erarbeitet werden.
Mit Insta.Politik möchten wir insbesondere jungen Menschen einen Einblick in diese Welt geben und dazu motivieren, sich politisch zu informieren. Das geht am besten über Plattformen wie Instagram, die unsere Generation tagtäglich nutzt. Um Politik zu verstehen, muss man sich erst einmal genauer mit ihr beschäftigen, um die Zusammenhänge zu verstehen. Das kann schnell entmutigen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Basics zu erklären: Bei uns bekommt man deshalb seit 2017 Politik-Häppchen – kurzweilig und einfach erklärt.
Seitdem habt ihr für den Kanal Dutzende Interviews geführt. Was sind eure Erfahrungen mit den verschiedenen Volksvertreter:innen? Gab es z.B. anfangs viel Skepsis gegenüber dem Interview-Format auf Instagram?
Wir haben bisher über 70 Politikerinnen und Politiker interviewt. Skepsis von Seiten der Politiker haben wir nicht erlebt. Die Abgeordneten waren parteiübergreifend neugierig und für unsere Art der politischen Kommunikation sehr aufgeschlossen.
Hat Instagram in eurer Wahrnehmung die politische Kommunikation der letzten Jahre verändert – gerade auch mit Blick auf jüngere Zielgruppen?
Mit über 14 Millionen wöchentlichen Nutzern ist Instagram neben Facebook ebenfalls sehr relevant. Insbesondere ist Instagram eine der Top-Plattformen, um junge Leute zu erreichen. Der überwiegende Anteil der Nutzerinnen und Nutzer ist unter 30 Jahre alt und viele Frauen sind hier aktiv: Für Politiker sowie für Parteien entsprechend eine attraktive Zielgruppe, für die es gar nicht so einfach ist, „Touchpoints“ in der Kommunikation für politische Inhalte zu finden.
Sollten alle Politiker:innen auch politische Influencer sein und die relevanten Social-Media-Kanäle als Teil einer modernen Kommunikationsstrategie bedienen?
Das Parlament ist mit über 700 Abgeordneten vielfältig und nicht jeder kann mit Plattformen wie Instagram umgehen und zum Influencer werden. Politiker haben gerade bei sich vor Ort in den Wahlkreisen viele Möglichkeiten mit ihren Wählern und relevanten Zielgruppen in Kontakt zu treten.
Aber einige leuchtende Beispiele mehr in der politischen Landschaft auf Plattformen wie Instagram oder TikTok wären besonders für junge Leute ein Anreiz, am Ball zu bleiben und sich politisch einzubringen!
Die Social-Media-Landschaft ist fortlaufend Veränderungen unterworfen. Ist TikTok zum Beispiel das neue Instagram und werdet ihr mit eurem Informationsangebot irgendwann dort oder auf anderen Kanälen zu finden sein?
Wir sind bei TikTok ein wenig aktiv und sehr überrascht, wie die Algorithmen hier funktionieren. Trotz unserer Follower-Anzahl von „nur“ 5.700 konnten einige Videos von uns über 150.000 Aufrufe erzielen, darunter ein Video mit der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas von der SPD. Die Nutzer bei TikTok sind um Einiges jünger als bei Instagram, daher sehen wir hier eine Chance, politische Bildung zu betreiben.
Wir betreiben Insta.Poltik neben unseren Vollzeit-Jobs, daher haben wir nur begrenzte zeitliche Ressourcen zur Verfügung, die wir für unseren Fokus-Kanal Instagram nutzen. Aber wir experimentieren gerne auch bei TikTok mit unserem Content und behalten diese Plattform weiter im Blick.
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