Open Education – Digitales Lernen für Alle
Bis zum Jahr 2020 werden digitale Kompetenzen an 90 Prozent aller Arbeitsplätze in der EU erforderlich sein, schätzt die Kommission der EU. Daher startete sie die Initiative „Die Bildung öffnen“, um innovatives Lehren und Lernen mit Hilfe neuer Technologien und offenen Lehrmaterialien zu fördern. Zum Aktionsplan der Kommission gehört auch die Website „Open Education Europa“, die den Austausch frei verwendbarer Lehr- und Lernmaterialien von Studierenden, Anwendern und Bildungseinrichtungen ermöglicht.
Ziele der Initiative: Freier Zugang und bessere Ausstattung
Die gemeinsame Initiative der EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend, Androulla Vassiliou, und der für die Digitale Agenda zuständigen Kommissionsvizepräsidentin Neelie Kroes hat drei Schwerpunkte. Zum einen liegt der Fokus darauf, Innovationschancen für Einrichtungen, Lehrkräfte und Lernende zu schaffen. Zum anderen sollen frei zugängliche Lehr- und Lernmaterialien nicht nur intensiver genutzt werden, sondern alle aus öffentlichen Haushalten finanzierte Lehrmittel sollen allgemein zugänglich sein. Außerdem ist ein erklärtes Ziel der Initiative, bessere IKT-Infrastrukturen und Konnektivität an den Schulen zu erreichen.
Kommissarin Vassiliou erklärte, es reiche für die Jugendlichen künftig nicht mehr länger aus, eine App oder ein Programm bedienen zu können, sondern sie müssten in der Lage sein ihre eigenen Programme zu schreiben. Die neuen Lernmethoden sollten dabei helfen und zudem den Innovations- und Unternehmergeist der jungen Menschen fördern, betonte sie.
Es fehlt an Materialien und Kompetenzen
Nach Angaben der EU nutzen zwischen 50 % und 80 % der Schüler bzw. Studierenden in der EU nie Materialien wie digitale Lehrbücher, Übungssoftware, Videos, Podcasts, Simulationen oder Lernspiele, während sich zudem die meisten Lehrkräfte nicht in der Lage fühlten, digitale Kompetenzen wirksam zu vermitteln. Daher wünschten sich 70 Prozent eine bessere IKT-Ausbildung, so die EU. Vizepräsidentin Kroes äußerte den Wunsch, „dass bis 2020 jedes Klassenzimmer digital ausgestattet ist“. Dafür könnten Ressourcen im Rahmen der sogenannten Open Educational Resources (OER) ausgetauscht werden, um die Qualität der Lehrmaterialien zu verbessern.
Die ganze Gesellschaft sollte in den Lernprozess eingebunden werden
Betrachtet man die gesamte Gesellschaft und das Konzept des lebenslangen Lernens, sind auch Eltern gefragt, sich darüber zu informieren, wie sie ihren Kindern den sicheren Umgang etwa mit dem Handy beibringen können. Das Konzept der EU zur offenen Bildung beinhaltet allerdings keine Rolle der Eltern bei der Erziehung zur Medienkompetenz, sondern ist auf die Bildungseinrichtungen fokussiert.
Außerdem relevant für das generationenübergreifende Kommunizieren ist die Integration von Senioren in den digitalen Alltag. Bei der alternden Gesellschaft in Europa werden auch vermehrt ältere Menschen digitale Kompetenzen erlangen müssen. Ein weiteres Thema, welches häufig vernachlässigt wird und selten in der Öffentlichkeit steht, ist die noch recht hohe Rate von funktionalen Analphabeten, die Probleme mit ihren Lese- und Schreibfähigkeiten haben und ebenfalls stärker gefördert werden sollten. Der Ruf nach Open Data ist nicht nur im Bereich der Bildung, sondern auch hinsichtlich der öffentlichen Daten von Verwaltungen und Behörden laut – und das schon seit längerer Zeit. Umso besser, dass die EU nun mit entsprechenden Maßnahmen reagiert.
Der vorstehende Artikel erscheint im Rahmen einer Kooperation mit dem Berliner Informationsdienst auf UdL Digital. Aylin Ünal ist als Redakteurin des wöchentlich erscheinenden Monitoring-Services für das Themenfeld Netzpolitik verantwortlich.