Offizielle Eröffnung: Mit dem BASECAMP 5G Campus die digitale Zukunft erleben
Markus Haas | Foto Henrik Andree
Der Telefónica 5G Campus im BASECAMP ist da. Zur Eröffnung am 9. März teilten Telefónica-CEO Markus Haas, Sicherheitsexperte Eugene Kaspersky, BSI-Präsident Arne Schönbohm und Moderatorin Dunja Hayali mit den zahlreichen Gästen ihre Visionen von der Zukunft mit 5G. Es wurden aber auch konkrete 5G-Anwendungen vorgestellt. Denn das ist das Ziel des Campus – 5G erlebbar machen.
Die Möglichkeiten, die uns der neue Mobilfunkstandard 5G aufgrund seiner Geschwindigkeit und geringeren Verzögerungszeit bietet, beflügeln die Fantasie und fordern zum Nachdenken auf. Um die Technologie für ein breites Publikum greifbar zu machen, hat Telefónica Deutschland das BASECAMP in Berlin Mitte zum ersten öffentlichen 5G Campus verwandelt. Am Montag, 9. März, wurde er offiziell eröffnet. Dazu präsentierten der Vorstandsvorsitzende von Telefónica Deutschland Markus Haas, Cybersicherheitsexperte Eugene Kaspersky, CEO von Kaspersky Lab, und Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), ihre Visionen und Gedanken zu 5G.
Dabei blieb es aber nicht: Der 5G Campus soll in den kommenden Wochen und Monaten den Raum bieten, um verschiedene technologische Innovationen auf Basis von 5G kennenzulernen und eine erste Idee davon zu erhalten, wie stark die Technologie unseren Alltag tatsächlich verändern wird. Einen Vorgeschmack bekamen die Gäste im BASECAMP in mehreren „Pitches“ präsentiert. Durch die Veranstaltung führte die Fernsehmoderatorin Dunja Hayali, die ihre Vision von der Zukunft ebenfalls mit dem Publikum teilte.
Deutschland kann enorm profitieren
Telefónica-Chef Markus Haas ist überzeugt: „Deutschland kann mehr als jedes andere Land von 5G profitieren“. Das machte er gleich zur Begrüßung klar. Ausschlaggebend dafür sei die industrielle Basis des Landes, die durch 5G enorme Effizienzgewinne verzeichnen könne. Im Ergebnis könnten so „neue Innovationen für das Land und die Welt entwickelt werden“. Aber auch der „Entwicklergeist“ des Landes trage dazu bei, dass Deutschland führend ist, wenn es um Lösungen für die Industrie 4.0 geht. Nach der Begrüßung durch den Gastgeber startete Dunja Hayali dann mit ihrer Vision von der Zukunft mit 5G im Alltag in die Veranstaltung.
Altkanzler Helmut Schmidt, sagte Hayali, habe einst betont: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“. Für sie hingegen seien „Visionen mit Träumen verbunden und darin ist alles möglich“. Einer ihrer Träume sei, dass sie „keine kleinen schwarzen Boxen“ mehr brauche, um mit Freunden, Kollegen oder Kunden irgendwo auf der Welt zu kommunizieren. Alle Geräte sind außerdem „durch die Sprache oder sogar durch Gedanken gesteuert“. Darüber hinaus stelle sie sich vor, dass unsere holografischen Abbilder uns künftig Reisen zu Terminen ersparen. Reisen wir dann doch, wäre es viel bequemer: „Autonome Fahrzeuge stehen jederzeit zur Verfügung“ – Unfälle und Staus sind Vergangenheit.
Aber auch das gesellschaftliche Zusammenleben profitiert in der Vision Hayalis von 5G. Die Daten sind sicher und vor Missbrauch geschützt und neue Generationen künstlicher Intelligenz „identifizieren Fake-News in Echtzeit und machen eine Verbreitung unmöglich“. Auch Fake-Profile auf Social-Media-Plattformen werden ohne Bruch des Datenschutzes erkannt und den zuständigen Stellen gemeldet. „Kulturelle Unterschiede spielen künftig auch kaum noch eine Rolle“, so die Moderatorin. Denn jede Sprache kann automatisch in Echtzeit übersetzt werden. Und das ganz ohne Missverständnisse, „denn auch Ironie und Sarkasmus werden so übersetzt, dass der Zuhörer es verstehen kann“. Und was ist mit Einkäufen? Aus Hayalis Sicht kein Thema:
„Gedanken reichen, damit uns Drohnen in wenigen Minuten die Dinge bringen, die unser intelligenter Kühlschrank vergessen hat, zu bestellen.“
Ein neues Konzept für Sicherheit ist notwendig
Aus dem Traum erwacht, findet Hayali, gelte es, im Hier und Jetzt aber doch noch eine Menge Fragen zum anstehenden technologischen Wandel zu beantworten. Einige ihrer Fragen sind: Wie gehen wir mit den Ängsten der Menschen vor technologischer Abhängigkeit um – insbesondere in Bezug auf Daten? Wie mit der Sorge, durch den Staat oder Unternehmen ausgespäht zu werden? Können wir die Sicherheit der digitalen Lösungen gewährleisten? Verstehen wir die Auswirkungen von KI ausreichend, um deren Einsatz ethisch und moralisch beurteilen zu können?
Mit vielen dieser Fragen befassen sich derzeit Regierungs-Arbeitsgruppen und parlamentarische Kommissionen in Berlin und Brüssel. Eine Frage – jene nach der Cybersicherheit in Zeiten von 5G – wurde am Montag aber direkt aufgegriffen. Und zwar von Eugene Kaspersky, Gründer des IT-Sicherheitsunternehmens Kaspersky Lab. Kaspersky sprach nach Dunja Hayali und ging auf die Risiken für die voll vernetzte 5G-Welt ein, die geprägt sein werde durch die „Cloud“ und KI. In dieser Welt sehe er zwei zentrale Gefahren für die Sicherheit: „Eine Attacke auf die 5G-Infrastruktur“ und „eine Attacke auf die Cloud selbst“. Er stellte aber gleichzeitig klar, bei Millionen angeschlossenen Endgeräten „können wir nicht alle schützen“.
„Ich denke daher, wir müssen die Infrastruktur schützen“ und dazu brauchen wir zwei Dinge, erklärte Kaspersky. Das eine sei Technologie, das andere Regulierung. Erforderlich sei aber auch ein neuer Denkansatz: „Ich glaube, wir müssen vom Konzept der Sicherheit zum Konzept der Immunität wechseln“. Die Sicherheit sei in diesem Konzept dann gewährleistet, wenn die potenziellen Kosten einer Attacke höher ausfallen als die des potenziellen Schadens – beziehungsweise Gewinns aus einer Attacke. Dies sei möglich, aber auch nötig, denn Kriminelle rüsten auf und sind schon jetzt in der Lage, großen Schaden anzurichten, so Kaspersky.
5G ist ein „Game Changer“
Telefónica Deutschland-Chef Markus Haas warf dann einen fokussierten Blick auf die Entwicklungen der kommenden zehn Jahre und betonte: „Wir sind gerade in die Dekade der mobilen Kommunikation gestartet, in der diese zur Basis fast aller Interaktionen wird“ – in Wirtschaft und Gesellschaft. Dazu brachte Haas vier Hypothesen mit: 5G, erklärte er, „bietet große Chancen und wird die Basis für künftigen Wohlstand sein“. 5G werde zudem „den Alltag so verändern wie keine Telekommunikationstechnologie zuvor“. Ohne 5G, so Haas weiter, „werden wir nicht in der Lage sein, den Klimawandel in den Griff zu bekommen und unsere Klimaziele zu erreichen“. Der CEO von Telefónica Deutschland ist aber auch überzeugt: „5G wird die digitale Welt viel sicherer machen, als sie aktuell ist“.
Weiterhin erläuterte Haas, 5G werde helfen, „enorme Flexibilitätspotenziale in der industriellen Produktion zu heben“. Produkte werden in der Industrie 4.0 also „mit einem geringeren Ressourceneinsatz, in höherer Qualität und zu geringeren Kosten entstehen“. Die Basis dafür werden 5G Campusnetze sein, die „früh entstehen werden“. Dabei verwies Haas auf das Telefónica-Projekt Factory 56 mit Daimler in Sindelfingen. Die Fähigkeit von 5G, auf einer vergleichsweise kleinen Fläche wie Berlin-Mitte Millionen von Geräten miteinander zu verbinden, verändere dann aber auch den Alltag der Menschen. 5G sei ein „Game Changer“, der verändern wird, „wie wir leben und uns organisieren“, betonte Haas.
In Bezug auf den Klimawandel seien „mobile Technologien Teil der Lösung, nicht des Problems“. Durch sie könnten alle Wirtschaftsbereiche effizienter und CO2-Emissionen reduziert werden – denke man beispielsweise an intelligente Lösungen im Verkehr und in der Industrie. Aber warum wird die digitale Welt durch 5G auch sicherer? Durch „private Netzwerke“, ist die Antwort von Haas. 5G ermögliche den Aufbau von „Netzwerken getrennt vom öffentlichen Netz“ aber auf derselben physischen Infrastruktur, erklärte er. Durch dieses sogenannte „Network Slicing“ würde ein ganz neues Maß an Sicherheit erreicht. Und Sicherheit, so Haas, sei die Basis des Vertrauens in die neuen Technologien.
Auf Seiten der Bundesbehörden ist BSI-Präsident Arne Schönbohm für die Sicherheit der neuen Telekommunikationstechnologie zuständig. Er skizzierte noch einmal die Kernpunkte der europäisch abgestimmten Sicherheitsvorgaben für den 5G-Rollout: Dazu zählen unter anderem die „Zertifizierung kritischer Komponenten“, die „Einführung eines Sicherheits-Monitorings“ und die Vermeidung von Monokulturen unter den Lieferanten von 5G-Komponenten. Insgesamt, erklärte Schönbohm, ist „die Zusammenarbeit in Europa die Lösung“ und eine europäische Zertifizierung erstrebenswert. Aber auch der BSI Präsident hält 5G für eine „große Chance“ für Deutschland und seine Wirtschaft. „Bei 3G haben wir nach der ‚killer application‘ gesucht“ – „bei 5G haben wir sehr viele davon“.
5G in der Praxis
Nach den Visionären waren zum Abschluss der Eröffnungsfeier des Telefónica 5G Campus im BASECAMP noch die Praktiker an der Reihe. In sechs Pitches stellten Unternehmer digitale Lösungen auf Basis von 5G vor. Eine davon ist die Plattform „AJA“ von foldAI, die CTO Giovanni Carmantini vorstellte. Mit Hilfe von Sensoren und Künstlicher Intelligenz misst AJA den Gesundheitszustand eines Waldes bis hin zum einzelnen Baum. Das hilft, den Wald nachhaltig zu bewirtschaften und mehr CO2-Emissionen zu binden. Eine weitere 5G-Lösung präsentierte der CEO von Strawberry energy, Miloš Milisavljević. Sein Unternehmen liefert smartes Stadtmobiliar wie intelligente Bänke. Auf denen kann man nicht nur sitzen, sie stellt auch WLAN und eine Lademöglichkeit für Smartphone und Co. bereit. Bisher stehen die smarten Sitzgelegenheiten in 43 Städten weltweit – Berlin soll bald folgen. Ein drittes Beispiel lieferte Ioana Mereuta von Dimenco. Deren Ziel ist es, 3D-fähige Bildschirme auf den Markt zu bringen, auf den Architekten, Ingenieure und Designer auf Basis einer Plattform noch besser kollaborativ zusammenarbeiten können. Im Anschluss konnten die Gäste die vorgestellten Lösungen in der Digital Lounge von Telefónica in Berlin noch persönlich in Augenschein nehmen, testen und unmittelbar erleben.