Nachgefragt! BSI-Präsident gibt drei Tipps zur Sicherheit im Internet: „Seien Sie wachsam, aufmerksam und vorsichtig“
Bereits zum zehnten Mal hat die Reihe „Nachgefragt!“ den Tag interessant eingeleitet, und zwar zu einem Thema, das uns alle angeht, auch im privaten Bereich: Cybersicherheit. Philippe Gröschel, Leiter der Politikabteilung bei Telefónica Deutschland, stellte im Basecamp zur frühen Stunde dem Präsidenten des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die Frage: „Hackertruppen und Troll-Armeen: Was müssen wir darüber wissen?“
Arne Schönbohm ist seit 2016 Präsident des BSI. Er ist kein Mathematiker oder Naturwissenschaftler, sondern hat Internationales Management in Dortmund, London und Taipeh studiert, was bei seiner Berufung auch für Kritik gesorgt hat. Schönbohm war aber auch 2012 Mitgründer des Vereins Cyber-Sicherheitsrat Deutschland und bis 2016 auch dessen Vorsitzender.
In seiner Amtszeit ist das BSI von rund 600 auf 1700 Mitarbeiter:innen ausgebaut worden. Das BSI hat direkt nach dem russischen Angriff auf die Ukraine bereits vor einer erhöhten Sicherheitslage gewarnt. Allerdings habe das BSI auch schon davor bei seinem regelmäßigen Bericht an die Regierung vor Sicherheitslücken gewarnt, sagte Schönbohm auf dem BASECAMP-Podium. Angriffe auf Kliniken hätten die Gefahr schon gezeigt. Für Notfallpatienten könnte ein Ausfall der digitalen Prozesse im Krankenhaus den Tod bedeuten.
Der Einfluss der Datensicherheit sei viel größer, als viele meinten, erklärte Schönbohm. So habe das Ausschalten eines russischen Satelliten bei tausenden Windrädern zum Stillstand geführt. Wichtig sei aber auch die Wachsamkeit im privaten Bereich. Bei allen verlockenden Angeboten im Internet solle man sich immer vor Augen halten: „There is no free lunch“. Hinter den Angeboten stecke eine oft schädliche Absicht.
„Seien Sie wachsam, aufmerksam, vorsichtig“,
so der BSI-Präsident. Updates, Sicherheitsprogramme und regelmäßige Backups seien wesentlich, auch um private Daten wie Fotos vor „Malware“ und „Ransomware“, vor Hacken, Ausspionieren und Datenerpressung zu schützen. Das BSI bietet dazu eine Hotline und einen Newsletter Beratung für Verbraucher:innen an. Mit der Cyber-Fibel gebe es ein Standardwerk zur Vorsicht in der Internet-Welt.
Über organisierte Hackertruppen wie „Anonymous“, die seit Kriegsbeginn ihre Aktivitäten auf Russland ausrichten, gebe es Informationen, solche Gruppen seien aber teilweise sehr dezentral und Selbst bestimmt organisiert. Bei anderen, eher staatlich orientierten Gruppen wisse man nicht ganz genau, wer dahinterstecke. Auf jeden Fall gebe es bei solchen Netzwerken ein „extremes Potenzial, auf das wir vorbereitet sein sollten“, warnte Schönbohm. In der Bundeswehr arbeiteten deshalb bereits Cyber-Spezialisten. Auch an Universitätsstandorten wie Tübingen oder Saarbrücken sei die Expertise zur Cybersicherheit und zur Künstlichen Intelligenz viel höher als viele meinten. Deutschland sei auf diesem Gebiet keineswegs zurückgeblieben, sagte Schönbohm. Auch der Chaos Computer Club in Deutschland sei eigentlich der größte Club von Profis dieser Art auf der Welt. Das Wesentliche sei es, all dieses Wissen wie in einem Konzert zu verbinden:
„Wir müssen uns als Nation nicht verstecken, wir müssen es nur zusammenführen.“
Wichtig sei es, so Schönbohm, im Auge zu behalten, dass sich das Wissen immer schneller entwickelt. Auch ein Uni-Absolvent mit Schwerpunkt digitale Sicherheit sei schon nach fünf Jahren im Beruf oft nicht mehr auf dem neuesten Stand. Diese ständige Wissensauffrischung sieht Schönbohm als große Herausforderung. Und die zweite Herausforderung sei, dass bei allen Investitionen in Digitalisierung immer 15 bis 20 Prozent in die Cybersicherheit gesteckt werden müssten. Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit müssen in Einklang gebracht werden, Cybervorsicht dürfe nicht als Hindernis empfunden werden.