Mobilfunkpreise: Besser als ihr Ruf

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Veröffentlicht am 13.11.2020

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Wie schneiden die deutschen Mobilfunkpreise im internationalen Vergleich ab? Dieser Frage ging der Branchenverband Bitkom nach und untersuchte dazu zwölf Länder. Ergebnis: Gerade in niedrigen Preissegment gibt es in Deutschland viele Angebote.

Strom, Internet und Telefonie sind drei Dinge, die wir im Alltag für selbstverständlich erachten. Geht es um deren Kosten, kann das aber schonmal die Gemüter erregen. Was den Strom anbelangt, ist die EEG-Umlage ein großes Thema und im international vergleich fallen die Stromkosten in Deutschland hoch aus. Aber wie steht es um die Mobilfunkpreise? Dieser Frage ist der Bitkom in einer aktuelle Studie nachgegangen. Das Ergebnis: Die deutschen Mobilfunkpreise sind im internationalen Vergleich besser als ihr Ruf.

Gerade bei Tarifen mit geringem Leistungsumfang gebe es in Deutschland besonders viele und günstige Angebote. Dazu untersuchte die Studie neben den elf größten deutschen Mobilfunkanbietern, die Preise in den Flächenländern Finnland, Frankreich, Italien, Niederlande, Polen, Schweden, der Schweiz, Spanien und dem Vereinigten Königreich sowie der USA und Japans. Über verschiedene Nutzerprofile hinweg seien die Preise in Polen und Italien am günstigsten. In der Schweiz, Finnland, den USA und Japan ist die mobile Kommunikation hingegen am teuersten.

Deutschland vorn bei günstigen Tarifen

Für den länderübergreifenden Preisvergleich orientiert sich die Studie an sechs Nutzerprofilen, die das gesamte Spektrum der Mobilfunknutzung abdecken: Gelegenheitssurfer, Normalnutzer, Social-Networker, Smartphone-Gamer, Experte und Heavy User. Besonders attraktive Angebote gebe es in Deutschland für Nutzer*innen mit niedrigem Budget und geringer Leistungsnachfrage. „Das Einstiegsniveau ist sozialverträglich, die Angebotspalette ist insgesamt sehr breit“, erklärt Bitkom-Präsident Achim Berg. Der günstigste Tarif für einen Gelegenheitsnutzer liege im Schnitt bei 4,50 Euro pro Monat. In der Schweiz zahle ein Gelegenheitsnutzer mit 14 Euro deutlich mehr.

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Etwa acht Euro zahle ein deutscher Normalnutzer, der im Monat mindestens 150 Minuten telefoniert und drei Gigabyte Daten bei einer minimalen Downloadrate von 20 Mbit/s verbraucht.

Damit liegt Deutschland in der Kategorie „Normalnutzer“ auf Platz vier hinter Polen, Italien und Großbritannien. Angeboten würden diese Tarife üblicherweise von Mobilfunkunternehmen ohne eigenes Netz oder von Submarken der Netzbetreiber.

Premiumangebote für die Vielnutzer

Für Kund*innen die den Mobilfunk vor allem für die Nutzung sozialer Netzwerke und Messenger-Dienste verwenden, liegt Deutschland auf dem sechsten Platz mit ähnlichen Preisen wie in Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden. Noch höher ist der Preis bei den Smartphone-Gamern mit max. 10 GByte; min. 0 Gesprächsminuten und 200 MBit/s Download. Das günstigste Angebot aus Deutschland liegt hier auf dem siebten Platz der untersuchten Länder.

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Bei den „Heavy-Usern“ liegt Deutschland im Durchschnitt. Als „Heavy-User“ werden in der Studie Nutzer*innen bezeichnet, die 40 Gigabyte im Monat bei der Mindest-Downloadrate von 200 Mbit/s verbrauchen und dabei mindestens 250 Minuten telefonieren. Hierzulande würden solch hohe Download-Geschwindigkeiten durch Premiumtarife abgedeckt.

Deutsche Besonderheit: Zero-Rating

Während Mobilfunkanbieter ohne eigenes Netz die Kosten für Geringnutzer nach unten treiben, bieten vor allem die Mobilfunknetzbetreiber ein breites Angebot an Premiumverträgen. Obwohl diese vergleichsweise teuer sind, enthalten sie aber auch spezifische Dienste kostenfrei.

Die Studie zeigt, dass speziell in Deutschland Premiumtarife eine große Bandbreite an Mehrwertdiensten enthalten. Dazu zählen unbegrenztes Datenvolumen, höhere Geschwindigkeit und das sogenannte Zero-Rating von Online-Diensten. Berg erklärt dazu: „Zero-Rating-Angebote sind eine Besonderheit des deutschen Marktes. Das macht den direkten Vergleich mit anderen Ländern in dieser Leistungsklasse schwierig.“ Danach ließe sich Video, Musik, Gaming oder Social Media unabhängig vom Datenvolumen eines Vertrags nutzen.

Gleichzeitig steige aber auch die Anzahl der Betreiber, die unbegrenzte Datenvolumen anbieten. Die Autor*innen der Studie gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird, sobald 5G in der Fläche verfügbar ist. Wenn hohes Datenvolumen erst einmal Standard sei, würden Download-Geschwindigkeit zum neuen Unterscheidungsmerkmal.

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