Mobilfunk: Infrastrukturausbau braucht Akzeptanz
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Bundesregierung und Mobilfunkunternehmen haben ambitionierte Ziele für den Mobilfunkausbau vereinbart. Die Erfahrungen der Unternehmen vor Ort und eine neue Umfrage des Bitkom zeigen, wie wichtig die Akzeptanz ist, um die Ausbauziele planmäßig zu erreichen. Der Verband plädiert daher dafür, die Bevölkerung noch besser über Mobilfunktechnologien und ihren Ausbau aufzuklären – dabei könne insbesondere die Bundesregierung eine wichtige Rolle spielen.
Die Mobilfunkstrategie der Bundesregierung setzt ambitionierte Ausbauziele. Bis Ende 2020 sollen 99 Prozent der Haushalte mit LTE versorgt sein, zudem soll nach Vorstellung der Bundesregierung bundesweit in 20 Städten 5G verfügbar sein. Um dieses Ziel zu erreichen und alle Winkel des Landes mit mobilem Internet zu auszustatten, braucht es tausender neuer Mobilfunkstandorte. Allein im Rahmen einer Kooperation zur verbesserten Versorgung der Verkehrswege wollen Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica in den kommenden Jahren gemeinsam mit zu 6.000 neue Masten errichten. Bei diesem ambitionierten Ausbau spielt die Akzeptanz eine zentrale Rolle. Vielerorts regt sich aber auch Widerstand, der zu Verzögerungen führen kann. Der Digitalverband Bitkom hat sich deshalb genauer angeschaut, woher die ablehnende Haltung in manchen Teilen der Bevölkerung rührt und Vorschläge entwickelt, um die Akzeptanz des Mobilfunkausbaus zu verbessern.
Angst vor Mobilfunkstrahlung
Die Ergebnisse der repräsentativen Befragung von 1.000 Bundesbürger*innen durch den Bitkom zeigen: Zwar zeigen die Ergebnisse der Befragung, dass 86% der Deutschen ab 16 Jahren ein Smartphone oder Handy nutzen, nur 48 Prozent der Befragten sprechen sich aber für die Aufstellung neuer Mobilfunkmasten aus. Ebenso viele Befragte üben Kritik an dem Vorhaben weitere Mobilfunkstandorte zu errichten und zeigen sich grundsätzlich skeptisch. Grund dafür ist zumeist die Sorge um die eigene Gesundheit.
Bitkom-Präsident Achim Berg betont: „Die Diskussion über vermeintliche Gesundheitsschäden ist so alt wie die ersten Handys. Die diffusen Ängste vor Gesundheitsschäden kommen mit jeder neuen Mobilfunkgeneration wieder auf. Dabei haben weltweit Tausende wissenschaftliche Studien gezeigt, dass unterhalb der gültigen Grenzwerte keinerlei Gesundheitsgefahr besteht.“ Geregelt werden die Grenzwerte der Radiowellen-Strahlung in der „Verordnung über elektromagnetische Felder“. Regelmäßig führt die Bundesnetzagentur sogenannte Feldstärkenmessungen durch, um deren Einhaltung zu überprüfen. Trotzdem sagen lediglich 18 Prozent der Befragten, generell keine elektromagnetische Strahlung zu fürchten.
Hohe Protestbereitschaft
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen auch eine große Bereitschaft der Bürger*innen, auf Bauvorhaben für neue Mobilfunkstandorte mit Protesten zu reagieren. Zugleich gibt jedoch immerhin ein Drittel der Befragten an, dass sie bereit wären für den Bau eines neuen Mobilfunkstandortes einen Teil ihres jeweiligen Grundstücks oder eine Fläche auf ihrem Hausdach zur Verfügung zu stellen.
Vor dem Hintergrund der Ziele der Mobilfunkstrategie und dem Beginn des Rollouts des neuen Mobilfunkstandards 5G mit dem Deutschland eine Vorreiterrolle beim Internet of Things und der Industrie 4.0 einnehmen will, müssen die geschilderten Akzeptanzprobleme aktiv angegangen werden. Auch dazu macht der Bitkom einige Vorschläge: Aus Sicht des Verbandes geht es dabei zunächst einmal darum, das Wissen der Bevölkerung über den Mobilfunkausbau mit klaren und verständlichen Informationskampagnen zu erhöhen. Träger der Kampagne soll die Bundesregierung sein. Diese könne eine Vermittlerrolle einnehmen, aufklären uns unseriöse Quellen zum Thema Mobilfunkausbau aufdecken. Bereits seit vielen Jahren sind auch die Mobilfunkunternehmen selbst aktiv und bieten über das gemeinsame Informationszentrum Mobilfunk umfangreiche Informationen zur Mobilfunktechnologie an.
Die Menschen müssten in die Lage versetzt werden, sich ein eigenes Bild über die Wirkungen von Mobilfunk zu machen, sagt Achim Berg. Dazu seien öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen und gemeinsame Faktenklärungsprozesse sowie eine wissenschaftliche Begleitung erforderlich. Außerdem sei für die Akzeptanz in der Gesellschaft die Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Netzbetreibern eine ebenso wichtige Voraussetzung, wie kooperative Lösungen vor Ort zu finden.
Das Potenzial von 5G ist riesig
Die Herausforderung ist groß, aber der Einsatz für die Akzeptanz der Modernisierung und des Ausbaus des deutschen Mobilfunknetzes zahlt sich aus. Das Innovationspotenzial von 5G ist riesig. Davon ist auch Markus Haas, CEO von Telefónica Deutschland, überzeugt. Im Rahmen der Eröffnung des 5G Campus im Berliner BASECAMP sagte er: „Wir sind gerade erst in das Jahrzehnt der Mobilkommunikation gestartet, in dem die mobile Kommunikation zur Grundlage fast jeder Art von Interaktion werden wird. 5G wird der Schlüsselfaktor für Innovation und Entwicklung sein.“ Eine wichtige Basis dafür, so Haas, sei die Grundannahme, dass technischer Fortschritt nicht einem vorgegebenen Plan folge, sondern sich beeinflussen lasse. „Wir als Bürger und als Gesellschaft im Allgemeinen müssen unsere digitale Zukunft gemeinsam gestalten.“ Nehmen diesen Appell alle Beteiligten ernst, insbesondere auch die Kritiker, ist er eine gute Grundlage dafür, die Akzeptanz von Mobilfunk und den dafür zwingend notwendigen Ausbau der Infrastruktur zu verbessern.