Mobilfunk einfach erklärt: Wie sich Mobil­funk­anbieter auf EM & Co. vorbereiten

Veröffentlicht am 31.05.2024

In wenigen Wochen beginnt die Fußball-EM in Deutschland und nach 2006 und 2014 werden auch diesmal erneut sehr viele Menschen die einzelnen Spielbegegnungen in den Stadien und beim Public Viewing verfolgen. Aber wie wird in solchen Situationen sichergestellt, dass der Mobilfunk zuverlässig funktioniert? Und was gilt es dabei zu beachten?

Wenn ab dem 14. Juni der Ball bei der Fußball-Europameisterschaft rollt, werden Zehntausende Fans aus Deutschland und Europa in die Stadien und zu den Public Viewing-Orten strömen – inklusive ihrer Smartphones und der Erwartung, dank schneller Datenübertragung jederzeit Fotos vom Ereignis mit Freunden teilen zu können. Eine Konzentration von vielen Menschen auf engstem Raum gilt allerdings für die Mobilfunknetze als eine besondere Herausforderung und muss daher von den Anbietern im Vorfeld berücksichtigt werden.

Menschenmassen, Funkzellen und Kapazitäten

Denn wie regelmäßige Großveranstaltungen zeigen, etwa das Münchner Oktoberfest, steigen mit der Zahl der Menschen nicht nur die Zahl der Telefonate, sondern ebenso die übertragenen Datenmengen. Dies muss bei der technischen Dimension der Funkzellen bedacht werden.

Flickr Oktoberfest Jahrmarkt Achterbahn
Foto: Flickr / Curran Kelleher

Jede Funkzelle, die wiederum von einer Mobilfunkbasisstation versorgt wird, kann nur eine begrenzte Anzahl von Nutzenden aufnehmen. Kommen sehr viele Menschen an einem Ort zusammen, braucht es daher viele und vor allem sehr kleine Funkzellen, die nur kurze Reichweiten aufweisen dürfen, wodurch wiederum hohe Kapazitäten bereitgestellt werden können. Zum Beispiel werden in hochfrequentierten und engbesiedelten Städten viele Basisstationen installiert und viele kleine Funkzellen aufgebaut. An solchen stark besuchten Orten beträgt die Reichweite der Funkzellen deshalb meist nur maximal wenige hundert Meter.

Temporärer Netzausbau mit mobilen Stationen

Im Gegensatz zu kurzfristigen Zusammenkünften, beispielsweise Demonstrationen, können sich die Mobilfunkbetreiber bei geplanten Großereignissen auf die höheren Kapazitätsanforderungen vorbereiten: Mobile Basisstationen (sog. MRTs = Mobile Radio Trailer) verdichten das Netz für eine begrenzte Zeitdauer und machen es somit engmaschiger, vergleichbar mit zusätzlichen Knoten, die eine Spinne in ihrem Netz knüpft. Diese Netzverdichtung kommt zum Beispiel auch bei Festivals zur Anwendung. Größere Stadien und andere Veranstaltungsorte, die Veranstalter regelmäßig für große Sport- oder Musikevents nutzen, versorgen die Anbieter hingegen in Absprache mit den jeweiligen Betreibern der Orte dauerhaft mit vielen Antennen und hohen Kapazitäten. Hierbei kooperieren zudem die Netzbetreiber miteinander, damit Kunden aller Netze gleichermaßen versorgt sind.

Hinzu kommen weitere Anforderungen an die Mobilfunkbetreiber wie das Roaming für ausländische Gäste oder das Einrichten technischer Schnittstellen zu den Funknetzen der Sicherheitsbehörden, dem sogenannten BOS-Funk. Das BOS-Netz stellt dabei ganz besonders hohe Anforderungen an Stabilität, Sicherheit sowie Verfügbarkeit und stellt speziell für Einsatzteams wichtige Dienste wie den Gruppenruf zur Verfügung. Die Sicherheitsbehörden setzen dabei zwar seit Jahrzehnten auf das bewährte TETRA-System, dessen Basis der GSM-Standard ist, in den Ministerien arbeiten die zuständigen Stellen jedoch seit Jahren an der Einführung eines multimediafähigen BOS-Funksystems, welches auf dem moderneren 5G-Standard aufbaut und mit dem sich endlich auch Fotos und Videos von Einsatzlagen übertragen lassen.

Planung und zeitlicher Vorlauf sind nötig

Doch zurück zum Fußball: Für die diesjährige Europameisterschaft starteten die Planungen für den Einsatz der mobilen Sendeanlagen bereits vor vielen Monaten. Ein wichtiger Punkt sind die Absprachen der Mobilfunkanbieter mit den Organisatoren und Vertragsverhandlungen mit den Eigentümern der Stadien und Plätze, an denen während der Spielbegegnungen viele tausend Menschen zum Public Viewing erwartet werden. Weitere Termine folgen anschließend mit Ämtern und Fachbehörden wie der Bundesnetzagentur sowie Verantwortlichen der jeweiligen Einsatzorte.

Neben der Stromanbindung, die notfalls mit Hilfe von autarken Notstromaggregaten erfolgt, müssen die Planer die Integration der neuen Stationen an das umliegende Mobilfunknetz und den Anschluss an das Kernnetz sicherstellen. Letzteres geschieht bei temporären Anlagen häufig per Richtfunk, selten per Glasfaser. Alles zusammen bedingt einen zeitlichen Vorlauf, der ebenfalls eingeplant werden muss. Daher beginnen die ersten Planungen nicht selten bis zu zwei Jahre vor einem Großereignis.

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