Mobilfunk einfach erklärt: So funktionieren energieautarke Mobilfunkstandorte
Klimaneutralität und die Energiewende sind wichtige Ziele, an denen Wirtschaft und Gesellschaft weiterhin gemeinsam arbeiten. Im Bereich des Mobilfunks können energieautarke Standorte einen Beitrag dazu leisten, um diese Ziele schneller zu erreichen. Wie Energieautarkie bei Mobilfunkstandorten funktioniert und welche Vorteile damit verbunden sind, erklären wir hier.
Mit der fortschreitenden Digitalisierung geht nicht nur ein flächendeckender Netzausbau einher, sondern auch ein steigender Energiebedarf. Um dem gerecht zu werden und zugleich das Ziel der Klimaneutralität im Blick zu behalten, bietet das Prinzip der Energieautarkie einen vielversprechenden Lösungsansatz.
Viele Vorteile
Dabei geht es vor allem darum, lokal und unabhängig von globalen Märkten genug erneuerbare Energie für einen bestimmten Zweck zu produzieren. Dies bietet gleich mehrere Vorteile: Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern, einen geringeren CO2-Ausstoß, mehr Energiesicherheit sowie eine geringere Anfälligkeit für geopolitische Spannungen und Preisschwankungen.
Hinsichtlich des Ausbaus der Mobilfunknetze stellen energieautarke Standorte zudem eine innovative Lösung dar, um abgelegene Gebiete mit modernem Mobilfunk zu versorgen. Denn durch die Nutzung erneuerbarer Energie und innovativer Technologien können diese Standorte nachhaltig betrieben werden, ohne auf konventionelle Stromquellen angewiesen zu sein. Außerdem wird der Bau solcher Standorte kosteneffizienter und schneller. Dies trägt dazu bei, sogenannte „weiße Flecken“ schneller zu schließen – also Gebiete, die bisher keine oder nur eine sehr eingeschränkte Mobilfunkabdeckung haben, etwa weil keine Strominfrastruktur vorhanden ist.
Wie funktionieren solche Standorte?
Der Betrieb energieautarker Mobilfunkstandorte wird durch die Kombination verschiedener Technologien zur Energieerzeugung und -speicherung ermöglicht. Zum Beispiel liefern neben dem Funkturm installierte Solar- bzw. Photovoltaikmodule die Primärenergie für die Anlage. Der tagsüber erzeugte Strom wird dann in Lithium-Batterien zwischengespeichert, sodass der Betrieb rund um die Uhr gewährleistet ist. An sonnenarmen Tagen kann eine Biomethanol-Brennstoffzelle die Versorgung übernehmen. Mit Hilfe modernster Cloudtechnologie und KI-Software wird die Anlage so gesteuert, dass sie je nach Bedarf automatisch zwischen den Energiequellen umschaltet. Dadurch wird eine stabile und zuverlässige Stromversorgung gewährleistet, die unabhängig von externen Quellen funktioniert.
Wie das in der Praxis aussieht, zeigen etwa die energieautarken Funktürme von O2 Telefónica im hessischen Kirtorf und im bayerischen Sindlbach, wo vorher Funklöcher bestanden. Durch die lokale Stromerzeugung werden dort im Vergleich zu einem mit konventionellem Strom betriebenen Mobilfunkturm jeweils mehr als 13.000 Kilowattstunden im Jahr eingespart.
Ein Schlüssel zur nachhaltigen Digitalisierung
Bei beiden Standorten wurde Pionierarbeit in Deutschland geleistet, da so abgelegene, landwirtschaftlich genutzte Gebiete ohne Stromanbindung erfolgreich mit Mobilfunk versorgt werden konnten. Diese Projekte zeigen das Potenzial energieautarker Anlagen im Sinne der Mobilfunkabdeckung und Nachhaltigkeit.
Solche Lösungen könnten in Zukunft häufiger zum Einsatz kommen, insbesondere in Regionen, wo der Anschluss an das Stromnetz wirtschaftlich oder logistisch nicht sinnvoll ist. Sie wären damit ein wichtiger Beitrag für einen nachhaltigen Netzausbau, der den ökologischen Fußabdruck reduziert und zugleich eine flächendeckende Mobilfunkversorgung gewährleistet. Energieautarke Anlagen könnten somit eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung der Herausforderungen des digitalen Zeitalters spielen.
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