Metaverse: Die Zukunft des Internets?

Foto: Unsplash User Sandip Kalal
Foto: Unsplash User Sandip Kalal
Veröffentlicht am 08.11.2021

Ende Oktober verkündete Mark Zuckerberg, dass der Facebook-Konzern in Meta umbenannt wird. Damit soll der Internetkonzern, der hinter Plattformen wie Facebook, Instagram oder WhatsApp steht, weniger als Social-Media-Unternehmen gesehen und stärker mit dem neuen Prestigeprojekt „Metaverse“ assoziiert werden. Doch was bedeutet das eigentlich und welche Herausforderungen sind mit dem Projekt verbunden?

Bereits einige Tage vor der offiziellen Verkündung machte das Gerücht die Runde, Facebook solle umbenannt werden. Angesichts der Häufung von zuletzt negativen Schlagzeilen für das Unternehmen und wachsenden öffentlichen Drucks in den USA und der EU, wurde vermutet, dass die Umbenennung eine Art Ablenkungsmanöver sein könnte. Die Absicht, zukünftig als Meta zu firmieren, dürfte bei Facebook aber wohl schon länger gereift sein. So kündigte Zuckerberg bereits im Juli an, ein sogenanntes Metaverse entwickeln zu wollen, wofür in den nächsten Jahren zudem mehrere tausend Arbeitsplätze in Europa geschaffen werden sollen.

Was ist das Metaverse?

Hinter dem Metaverse steht letztlich die nicht ganz neue Idee, eine virtuelle Welt zu kreieren, in der Menschen mithilfe eines individuellen Avatars einkaufen, kommunizieren, arbeiten, spielen und weitere Dinge gemeinsam erleben können. Der Begriff Metaverse selbst stammt aus einem Science-Fiction-Roman des Schriftstellers Neal Stephenson aus dem Jahr 1992. Facebook möchte im Metaverse nun die physische Realität mit der erweiterten, „augmented reality“ (AR) und der virtuellen Realität (VR) verschmelzen und auf diese Weise neue Erfahrungen virtueller Vernetzung ermöglichen.

Frau Virtual Reality shutterstock
Foto: shutterstock / aslysun

Das Metaversum soll dabei nicht von der analogen Welt abgekapselt sein, sondern sich vielmehr wie eine zweite Ebene darüber legen. Digitale Angebote werden also gewissermaßen in die analoge Umgebung integriert und ergänzen diese. Zugang zu diesem geteilten Online-Raum erhalten die Nutzer:innen vermutlich mittels spezieller Hardware, zum Beispiel per Augmented-Reality-Brille. Es sollen aber auch virtuelle Räumen zur Verfügung stehen, mit denen räumliche Distanz überwunden werden kann. Einen Vorgeschmack liefert zum Beispiel das noch nicht ganz ausgereifte Konferenzraum-Tool „Workroom“, bei dem die Teilnehmer:innen ihre reale Arbeitsumgebung in die virtuelle Welt integrieren können.

Facebooks Motivation

Foto: CC BY-ND 2.0 Flickr User Keri J. Bildname: Facebook Customized Icon. Ausschnitt bearbeitet.

Mit dem Metaverse verfolgt Facebook das selbsterklärte Ziel, das Internet von Grund auf zu revolutionieren; laut Zuckerberg soll damit der „Nachfolger des mobilen Internets“ geschaffen werden. Facebook selbst soll sich in den nächsten fünf Jahren von einem Social-Media-Unternehmen zu einem Metaverse-Betreiber wandeln. Dahinter stehen aber natürlich auch handfeste ökonomische Interessen: Zum einen möchte man den nächsten Tech-Trend entscheidend mitgestalten, anstatt ihn zu verpassen. Dafür wurden seit 2014 bereits mehrere Hardware-Hersteller für virtuelle und erweiterte Realität in die Dachgesellschaft integriert. Zum anderen soll der Internetkonzern unabhängiger werden von Werbeerlösen, die aufgrund des anstehenden „Digital Markets Act“ zumindest in Europa bald stärker reguliert werden dürften.

Aufgrund der bisher eher zwiespältigen Rolle der verschiedenen Plattformen des Konzerns – von Austauschmöglichkeiten für Demokratiebewegungen in autoritären Staaten einerseits bis zur Verbreitung von Desinformationen vor Wahlen und rigoroser Gewinnmaximierung andererseits – bleiben viele Beobachter:innen skeptisch hinsichtlich der möglichen gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen der Metaverse-Pläne. Da die Ankündigungen zum Metaverse inhaltlich auch eher vage ausfallen, bleiben noch viele Fragen offen: Wird das Metaverse tatsächlich für alle interessierten Menschen zugänglich und plattformübergreifend nutzbar sein, so wie es Nick Clegg, ehemaliger Vize-Premier von Großbritannien und heutiger Manager bei Facebook angekündigt hat?

„Wie auch das Internet wird sich das Metaverse durch Offenheit und Interoperabilität auszeichnen.“ Nick Clegg

Oder wird am Ende doch ein Facebook-Account zur Registrierung notwendig sein, wie es bei der Nutzung der konzerneigenen Oculus-VR-Brillen der Fall ist? Wird damit langfristig gar eine Monopolstellung angestrebt? Und was ist mit den Daten der Nutzer:innen, die im Metaverse zwangsläufig generiert werden? Wie stark wird hier das Potenzial zur Monetarisierung, zum Beispiel durch personalisierte Werbeanzeigen, genutzt werden? Je konkreter die Metaverse-Pläne voranschreiten, umso mehr wird sich wohl auch die Politik mit Blick auf den Verbraucher- und Datenschutz damit auseinandersetzen müssen. Zumal es auch Bestrebungen von Microsoft mit ähnlicher Ausrichtung oder von anderen Entwickler:innen für alternative Projekte gibt.

Wie realistisch ist das Projekt?

Hinzu kommt die Frage der technischen Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit eine Cyberwelt wie das Metaverse funktionieren kann: von handlichen und leichten VR-Brillen, über hochleistungsfähige Computer, die realistische virtuelle Welten simulieren können, bis hin zu einem schnellen und verzögerungsarmen Breitbandnetz für den Datentransfer. Bis all diese Komponenten soweit sind, dass sie problemlos ineinandergreifen, können noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen.

Und eine weitere, vielleicht auch die wichtigste Frage lautet: Wie viele Menschen – und damit potenzielle Kundschaft – möchten überhaupt irgendwann in virtuelle 3D-Welten eintauchen? Mit „Second Life“ gab es vor circa 15 Jahren schließlich schon einmal eine ähnliche Idee, deren anfänglicher Hype recht bald wieder vorbei war. Facebook beziehungsweise Meta wird sicherlich alles dafür tun, dass sein Projekt nicht das gleiche Schicksal ereilt. Aber ob das gelingt, bleibt angesichts all der vorhandenen Probleme des Internetkonzerns ebenfalls eine offene und zugleich spannende Frage.

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