Meinungsbildung im Netz: Polarisiert die „Filter Bubble“?

Veröffentlicht am 01.02.2019

Mit der These von der sogenannten „Filterblase“ spaltete Eli Parisers 2011 die Gemüter. Seine Annahme: Algorithmen sorgen dafür, dass die Nutzer*innen von digitalen Angeboten, wie bspw. Social Media, nur bestimmte Informationen ausgespielt bekommen, die den jeweiligen Vorlieben entsprechen. Bekannt ist diese Methode aus dem Online-Targeting. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte in seiner Weihnachtsansprache 2018 die negativen Auswirkungen von Filterblasen in den Sozialen Medien: Immer mehr Menschen zögen sich „in die eigene Blase“ zurück, „wo alle immer einer Meinung sind – auch einer Meinung darüber, wer nicht dazugehört“. Doch unterschiedliche Studien zeigen nun: Wer einen klaren politischen Standpunkt hat, der wird diesen so leicht nicht aufgeben – unabhängig davon, mit wem er/sie spricht und was er/sie liest. Was ist also wirklich dran an der Filterblase und wie können wir uns vor unerwünschten Nebeneffekten schützen?

„Das persönliche Informations-Ökosystem“

Foto: CC0 1.0, Pixabay User geralt | Ausschnitt bearbeitet

Vor acht Jahren skizzierte der Politaktivist Eli Parisier in seinem Bestseller Buch „Filter Bubble“ sein Konzept der Filterblasen. Er beschrieb es auch als „das persönliche Informations-Ökosystem“. Damit gemeint ist die Anwendung von Algorithmen, die Nutzer*innen in einer Blase „isolieren“. Diese Blase ist nach Parisiers Verständnis dafür verantwortlich, dass Nutzer*innen von Informationen abgeschirmt werden, die Ihren Ansichten widersprechen. Als prominente Beispielen für solche Blasen werden etwa die personalisierten Suchergebnisse von Google und der auf den Benutzer zugeschnittene Facebook-News-Stream gezählt. Die These Parisiers schlägt bis heute hohe Wellen, wie die Rede Steinmeiers zeigt. Jenseits des Atlantiks griff unter anderem Präsident Barack Obama das Thema in seiner Amtsabschiedsrede auf und kritisierte die Macht von Filter Bubbles. Heiko Maas reagierte in seiner Zeit als Justizminister mit einem Vorschlag für ein Transparenzgebot für Algorithmen auf die „Filterblase“. Der Erfinder des World Wide Web, Tim Berners-Lee, der sich für ein freies und sicheres Netz einsetzt, sprach von einem „Risiko der Fragmentierung des WWW“.

Wie die Demokraten noch liberaler wurden…

Empirisch belegt seien die Filterblase und ihre Auswirkungen auf die Meinungsbildung bis heute nicht, so die Kritiker*innen der These. Sie argumentieren, dass eine Blase existiert, seitdem es soziale Gruppen gibt – also weit vor dem Internet. Einige Untersuchungen widersprechen auch der Annahme von der „Meinungsmache“ und Polarisierung im Netz. Die amerikanische Duke University untersuchte dazu das Twitter-Verhalten von Republikanern und Demokraten. Das Ergebnis: Die vorherrschende politische Meinung des Einzelnen wurde bestärkt, obwohl die Nutzer*innen vermehrt Tweets des jeweils anderen politischen Lagers ausgespielt bekamen. Konservative Twitter-Nutzer wurden in ihrem Tweet-Verhalten konservativer und die Demokraten ein Stück weit liberaler.

Lenken Google-Filter die Meinung?

Der Harvard-Informatikprofessor Jonathan Zittrain ist sich sicher, der personalisierte Filter von Google ist nicht für eine Verzerrung der öffentlichen Meinung verantwortlich. Er behauptet, der Einfluss der personalisierten Suche auf das Suchergebnis sei marginal. Ein Sprecher von Google erklärte, dass zusätzliche Algorithmen in Googles Suchmaschine implementiert wurden, um die „Personalisierung zu begrenzen und die Vielfalt der Suchergebnisse zu erhöhen“. Wer sich dennoch vor Tracking durch Webseitenbetreiber schützen will, kann dies mit der Installation von browserbasierten Plug-ins machen, z. B. einem Adblocker.

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