Arbeiten 4.0: Mein Kollege, der Roboter
„Kann ein Computer meinen Job machen?“, diese Frage beantwortet der Job-Futuromat, ein Online-Tool der ARD. Auf der Webseite kann man den eigenen Beruf angeben und mit einem Klick erfahren, wie ersetzbar man angesichts des technischen Fortschritts und der Digitalisierung jetztschon ist. Der Job-Futuromat ist eine Kooperation der ARD mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und der Bundesagentur für Arbeit. Das virtuelle Arbeitsorakel ist mit Daten von der Expertendatenbank BERUFENET der Arbeitsagentur gefüttert und enthält damit Informationen für alle in Deutschland bekannten Kernberufe, das sind 3.950. IAB hat für jede Tätigkeit innerhalb eines Berufs ermittelt, ob sie schon heute automatisierbar ist. Die Entwicklung der sozialversicherten Beschäftigtenzahlen sowie Monatsgehälter in diesen Jobs werden ebenfalls angezeigt.
Der Roboter übernimmt
Acht Prozent der Berufe könnten laut Futuromat heute schon vollständig von Robotern übernommen werden, zum Beispiel der Beruf des Metallgewebemachers, den heute noch etwa 25.000 Menschen ausüben. Aber auch weniger handwerklich geprägte Berufe haben Automatisierungspotential: Immerhin 55 Prozent der Tätigkeiten von Ingenieuren in der Automatisierungstechnik können ebenfalls von Robotern erledigt werden. Auch die Hälfte der Tätigkeitsbereiche von Versicherungskaufleuten könnte einem technischen Helfer übertragen werden, zum Beispiel die Vertragsverwaltung oder Bearbeitung von Schadensfällen. Die 114.000 Maler und Malerinnen in Deutschland können nach Job-Futuromat heute schon zu 25 Prozent ersetzt werden. Zwei von acht Tätigkeiten in diesem Beruf, das Untergrundbehandeln und Lackieren, könnten vollständig von Robotern übernommen werden.
Bei 23 Prozent der Berufe ist hingegen laut Datenanalyse des Futuromats gar keine Automatisierung möglich. Auch für Journalisten spuckt der Futuromat eine Automatisierbarkeit von null Prozent aus. Grund zum Aufatmen hat die schreibende Zunft aber trotzdem nicht –denn tatsächlich gibt es schon Medien-Roboter, die aus Daten Texte machen können, zum Beispiel im Bereich Börse oder Sport. Ob die ermittelten Tätigkeiten in Zukunft tatsächlich von den Unternehmen automatisiert werden, hängt von wesentlich mehr Faktoren als allein der technischen Möglichkeit ab. Unterschiedliche Studien kommen zudem zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen, wie viele Tätigkeiten und Arbeitsplätze durch Kollege Roboter wegfallen werden.
Veränderung des Arbeitsmarktes
Die technischen Möglichkeiten verschieben die Aufgabenbereiche und Kompetenzanforderungen an Arbeitnehmer in jeder Branche, in jedem Berufsfeld – in unterschiedlichem Maße. Bei einer Veranstaltung über Arbeit und Künstliche Intelligenz im Telefónica BASECAMP meinte der Experte Carl Frey, dass die Industrie 4.0 in manchen Bereichen sogar neue Aufgaben schafft. Die Frage ist also vielmehr: Welche Aufgaben kann die Versicherungskauffrau übernehmen, wenn ein Roboter Verträge für sie bearbeitet? Wie verändern sich Tätigkeiten, der Arbeitsplatz, der Arbeitsmarkt? Und wie kann diese Veränderung sozial gestaltet werden?
Mit diesen und anderen Fragen setzt sich derzeit auch die Politik intensiv auseinander. Morgen stellt Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles das Weißbuch „Arbeiten 4.0“ vor. Es bildet den Abschluss eines Dialoges zwischen Experten aus der Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu wichtigen Entwicklungen und Handlungsfeldern in der Arbeitsgesellschaft von morgen.
Auch die Interviewreihe mit Politikern und Wissenschaftlern zur digitalen Bildung von UdL Digital hat ergeben, dass es bei der Digitalisierung nicht nur darum geht, die junge Generation auf eine veränderte Arbeitswelt vorzubereiten, sondern ebenso lebenslanges Lernen auszuweiten. Ziel ist es, auch Arbeitnehmer zu unterstützen, die sich – mitten im Arbeitsleben stehend –nun mit einer digitalen, mechanischen Arbeitsweltauseinandersetzen müssen. Bundesarbeitsministerin Nahles hat dafür u.a. die Einrichtung einer Bundesagentur für Arbeit und Qualifizierung vorgeschlagen.