#LebenDigital …mit Monika Frech von Dark Horse
Digitalisierung betrifft uns alle, sagt man und sagen wir. Doch was das für jeden Einzelnen bedeutet, kann ganz unterschiedlich sein. Deshalb fragen wir in unserer Reihe #LebenDigital genau nach: Was bedeutet Digitalisierung für Dich? Die Antworten kommen von digitalen Spezialisten, bekannten Persönlichkeiten, Bloggern, Unternehmern, Kritikern und den Menschen, denen wir einfach so begegnen. Den Anfang macht Monika Frech, Mit-Gründerin der Berliner Agentur für Innovationsentwicklung Dark Horse.
Digitalszene Deutschland – Deine Meinung?
Ich glaube (und hoffe), dass sich die digitale „Szene“ immer mehr auflösen wird. Es wird sicher weiterhin Menschen geben, die besonders aufgeschlossen gegenüber technischen Entwicklungen sind und Lust haben, neue digitale Anwendungen auszuprobieren, zu verbreiten und natürlich zu gestalten.
Aber schon heute „gehen“ ja nur noch wenige Menschen ins Internet – stattdessen ist es immer schon da, wenn wir irgendwo ankommen. Unsere gesamte Lebenswelt ist zunehmend digitalisiert. Kaum ein Produkt oder Service kommt ohne digitale Komponente aus und das wird sich weiter verstärken. Zukünftig wird jeder irgendwie zur Digitalszene gehören.
Dafür ist es allerdings wichtig, dass wir uns souverän in dieser Sphäre bewegen können – und zwar nicht nur rein technisch. Vielmehr geht es um soziale Kompetenzen, um die Potentiale der Digitalisierung ausnutzen zu können.
Welche digitale Entwicklung wird unseren Alltag am meisten verändern?
Meiner Meinung nach liegt das Potential der Digitalisierung nicht allein in smarten Häusern, vernetzten Maschinen und der Auswertung großer Datenmengen. Durch die Digitalisierung können – und müssen – wir die Art und Weise wie wir arbeiten, lernen und unsere Gesellschaft organisieren überdenken.
Momentan werden digitale Instrumente oft dazu genutzt die arbeitsteilige, lineare, organisationszentrierte Arbeitsweise des 20. Jahrhunderts zu optimieren – Taylor 2.0. Und die Chefs dieser Firmen wundern sich dann, warum ihre Mitarbeiter keine spannenden Innovationen „produzieren“.
Immer mehr Menschen möchten jedoch so arbeiten, wie sie auch sonst schon leben: vernetzt und kooperativ, räumlich und zeitlich flexibel und für Ziele, die sie nicht von ihren Vorgesetzten vorgesetzt bekommen, sondern die sie selbst für sinnvoll halten. Alles keine besonders neuen oder originellen Wünsche, nur dass die Digitalisierung dabei helfen kann, diese auch in die Tat umzusetzen. Dafür allerdings gibt es keine App, der Wandel der Arbeitswelt passiert nicht von selbst.
Was wird durch die Digitalisierung einfacher, und was schwerer?
Durch die Digitalisierung können wir viele Aufgaben erledigen ohne gleichzeitig am gleichen Ort sein zu müssen – manche sogar besser. Theoretisch können wir in Thailand am Strand liegen und für einen Auftraggeber in Norwegen arbeiten. Wir können mit Freunden und Familienmitglieder am anderen Ende der Welt in Kontakt bleiben. Kling toll und ist es auch.
Andererseits fühlen sich viele durch diese permanente Flexibilität auch unter Druck gesetzt. Wenn alle immer überall sein können, wird es schwerer im Hier und Jetzt zu sein. Klingt banal und ist es auch.
Momentan gibt es ja neben dem Hype um jede neue App eine deutliche Rückbesinnung auf dezidiert Un-digitales. Zum Glück schließt das eine das andere ja nicht aus. Wenn wir wollen, können wir nachmittags mit Freunden in Neuseeland chatten und abends rein analog in der Kneipe plaudern.
Über Monika Frech
@monikafrech ist Mit-Gründerin der Berliner Agentur für Innovationsentwicklung Dark Horse. Gemeinsam mit ihren Kollegen unterstützt sie Unternehmen dabei die Chancen der digitalen Revolution zu nutzen: In Form von nutzerzentrierten Produkten und Services und durch eine inspirierende, kooperative Arbeitskultur. Im Herbst 2014 veröffentlichte sie im Ullstein Verlag das Buch Thank God it’s Monday, das zeigt wie sich Arbeit heute so gestalten lässt, dass sie Spaß macht und produktiv ist. Monika unterrichtet an der HPI School of Design Thinking und liebt alles was mit Bergen zu tun hat – Skifahren, den Himalaya, Kreuzberg und bergeweise selbstgebackenen Kuchen.