#LebenDigital …mit Ilse Mohr
Digitalisierung betrifft uns alle, sagt man und sagen wir. Doch was das für jeden Einzelnen bedeutet, kann ganz unterschiedlich sein. Deshalb fragen wir in unserer Reihe #LebenDigital genau nach: Was bedeutet Digitalisierung für Dich? Die Antworten kommen von digitalen Spezialisten, bekannten Persönlichkeiten, Bloggern, Unternehmern, Kritikern und Menschen, denen wir einfach so begegnen. Dieses Mal mit Silvernerd Ilse Mohr.
Welche digitale Entwicklung hat Deinen Alltag zuletzt am meisten verändert?
Soziale Netzwerke haben meine Alltagskommunikation sehr verändert. Ich habe sie zugegeben erst spät für mich entdeckt und war verblüfft über die Leichtigkeit der virtuellen Kontaktmöglichkeiten, die ich heute täglich nutze. Es ist so unkompliziert, mit fremden Menschen Kontakt aufzunehmen, Verbindungen zu knüpfen und sogar neue Freunde zu gewinnen. Online ist meine Welt größer und bunter geworden, in privater und beruflicher Hinsicht.
Großartig finde ich vor allem, dass ich online die Mutter-Tochter-Beziehung auf eine neue Art und Weise pflegen kann. Meine Tochter lebt in der Ferne, aber über soziale Netzwerke sind wir nun fast täglich in Kontakt. Ohne nervige Wie-geht-es-Dir-Anrufe, die fast immer zur unpassenden Zeit kommen, nehmen wir unkompliziert am Leben des anderen teil. Wenn ich Tweets, Facebook-Statusmeldungen oder Blog-Beiträge meiner Tochter lese, ist das so, als hätte ich gerade eine Postkarte bekommen. Über die vielen Puzzlestücke aus dem Netz bleibe ich über ihren Alltag informiert, und wenn man sich Weihnachten wiedersieht, ist man sich nicht so fremd.
Wie sieht Dein mobiler Lifestyle aus?
Mein erstes Smartphone war eine Offenbarung. Das Büro und den Rest der Welt in der Hosentasche zu haben, das hat was. Viele Dinge können ortsunabhängig erledigt werden. Ich trauere wirklich nicht den Zeiten hinterher, als ich nach Hause kam und dort erst den Anrufbeantworter abhörte, dann Faxe einsammelte und schließlich den Rechner anwarf, um E-Mails abzurufen. Ganz früher stand noch der Weg ins eigene Fotolabor an, um Schwarz-Weiß-Fotos zu entwickeln. Das entfällt heute alles.
Unterwegs nutze ich intensiv Service-Apps und die sozialen Netzwerke. Meine heftigst genutzte Plattform ist Twitter. Das Sammelsurium an aktuellen Nachrichten und nützlichen Links, an Diskussion und Blödelei, an schöngeistiger Twitteratur und anregender Bilder ist in seiner Kürze genau das Richtige für mich. Und die Direktnachrichten-Funktion von Twitter ist für meine Tochter und mich der direkteste Weg geworden, rasch etwas zu klären.
Was wird durch die Digitalisierung einfacher, und was schwerer?
Voraussichtlich werden zunehmend intelligente Technologien entwickelt, die durch Vernetzung von Mensch und Materie den Lebensalltag durch praktische Lösungen erleichtern. Besonders interessant finde ich, dass speziell für Senioren Anwendungen entwickelt werden, die ihnen im Alter eine längere Selbstständigkeit in ihrer vertrauten Umgebung ermöglichen können. Ich stelle es mir beruhigend auch für betroffene Kinder vor, wenn eine App oder Gerätschaft auf alleinlebende, tüddelig gewordene Eltern aufpasst. Wenn eine Anwendung also beispielsweise dafür sorgt, dass man nicht ohne Schlüssel die Wohnung verlässt, dass auf eine noch eingeschaltete Herdplatte hingewiesen wird oder dass eine kritische Verschlechterung des Gesundheitszustandes direkt an einen ärztlichen Notdienst gesendet wird.
Schwerer wird es vermutlich, in einem wachsenden Markt den Überblick zu behalten und vertrauenswürdige Angebote zu finden, vor allem auch mit Blick auf persönliche Daten. Schwerer wird es sicherlich auch, ältere Menschen mit komplexer werdenden Vernetzungslösungen so vertraut zu machen, dass sie verlässlich genutzt werden. Gerade in der Generation 60plus gibt es noch viele Offliner, für die digitale Usability sehr einfach gestrickt sein müsste.
Ilse Mohr, Jahrgang: Ich nutzte noch Tipp-Ex. Sie ist Journalistin in Alfter bei Bonn, hat ein Büro für Textqualität gegründet und bloggt als Silvernerd über Social Media, digitale Gräben, Netzkompetenz und Erlebnisse im Neuland mit ü50. Sie fühlt sich zu jung, um Babysöckchen für nicht vorhandene Enkel zu stricken und den Anschluss an eine Welt zu verpassen, die sich im Internet experimentierfreudig vernetzt. Sie bewohnt als Späteinsteiger das Internet inzwischen als einen vergrößerten Lebensraum und praktiziert darin Familienleben 2.0 mit ihrer Tochter.