Landtagswahl in Brandenburg und Thüringen: Die digitale An- und Abwesenheit der Parteien

Veröffentlicht am 12.09.2014

Brandenburgs Parteien: Durchweg Ausbaupotential vorhanden

Im derzeit noch rot-rot geführten Brandenburg sind alle im Landtag vertretenen Parteien sowohl auf Twitter als auch bei Facebook vertreten. Auf Twitter haben die CDU, SPD, die Linken und die Grünen in Brandenburg ähnlich viele, nämlich um die tausend Follower. Die Followerzahl des FDP-Accounts hingegen ist verschwindend gering, dafür kann ihr Facebook-Profil zahlenmäßig mit CDU und Linken mithalten. Deutlich – mit fast 4.000 – führt jedoch die AfD die Gruppe der meisten Facebook-Likes an. Dafür hat der Twitter-Account der AfD ganze 28 Follower und es wurde noch kein einziger Tweet verfasst. Auffällig ist außerdem, dass SPD und Grüne jeweils gleich viele Unterstützer auf beiden Kanälen versammelt haben, was im Vergleich zu ihrer Konkurrenz auf Landes- und Bundesebene recht wenig ist.

Brandenburgs Kandidaten: Ein Viertel nutzt keine sozialen Medien

Rund 77 Prozent der Landtagskandidaten von CDU, SPD, Grünen, Linken und FDP in Brandenburg nutzen ein oder zwei soziale Netzwerke. Im Umkehrschluss bedeutet das eine digitale Abwesenheit von 56 Kandidaten. Die beste Quote kann hier die SPD vorweisen, Grüne und CDU sind gleichauf. Am beliebtesten ist das Facebook-Profil oder auch die Facebook-Fanseite. Für Twitter kann sich knapp ein Viertel der Kandidaten begeistern.

Auf der Website des Spitzenkandidaten der Linken, Christian Görke ,muss man nicht lange nach dem Link zu seinen sozialen Netzwerken suchen. Seine Bilanz nach Zahlen: 1.300 Likes bei Facebook, 100 Follower auf Twitter, die letzten Beiträge nicht älter als eine Stunde. Ebenso viele Likes hat allerdings auch der derzeitige Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), dessen Facebook-Profil sehr korrekt gepflegt wirkt und erst dieses Jahr erstellt wurde. Der Schritt zu Twitter wurde bislang noch nicht getätigt. Ursula Nonnemacher, Spitzenkandidatin der Grünen, betreibt trotz der über 900 Freunde ein eher privat anmutendes Facebook-Profil, welches für nicht eingeloggte Nutzer nicht einsehbar ist. Auf ihrer Twitter-Timeline laufen ihre Facebook-Posts automatisiert noch einmal durch das Netz und werden von 120 Followern gesehen. Den Spitzenkandidat der CDU, Michael Schierack mögen 1.200 Facebook-Nutzer, während Andreas Büttner (FDP) sein 2007 eingerichtetes Facebook-Profil ähnlich geheim hält wie seine grüne Kollegin und sogar die Anzahl seiner Freunde ausgeblendet hat.

Parteien in Thüringen: Starke CDU, Twitter-Vorliebe bei rot-rot-grün

Die Nutzung und Präsenz in sozialen Netzwerken der Parteien in Thüringen sind deutlich anders aus. SPD, Linke und Grüne haben deutlich mehr Follower auf Twitter als Fans bzw. Likes bei Facebook. Zahlenmäßig kann die CDU hier mithalten, führt jedoch mit über 5.000 Likes die Facebook-Statistik an, gefolgt von der AfD, die in Thüringen ähnlich stark auftritt wie in Brandenburg. 78 Prozent aller Kandidaten von CDU, SPD, Linken, Grünen und der FDP sind generell in mindestens einem sozialen Netzwerk unterwegs – genauso viele wie in Brandenburg. Auch die Verteilung auf Facebook- und Twitter-Accounts ist ähnlich: Deutlich mehr dunkelblau (Facebook) als hellblau (Twitter). Am wenigsten nutzen CDU-Kandidaten den Dienst der kleinen Tweets, am meisten nutzen ihn liberale Kandidaten.

 

Thüringens Kandidaten: Starke Persönlichkeiten auf zwei Kanälen

Nicht nur Spitzenkandidat, sondern auch Spitzenreiter hinsichtlich der digitalen Unterstützerzahlen ist der Linke Bodo Ramelow. Fast 28.000 Tweets später kann er 5.300 Follower auf dem Laufenden halten und stolze 10.300 Likes bei Facebook vorweisen. Für die SPD kämpft Spitzenkandidatin Heike Taubert bei Facebook und auf Twitter, wobei die bildlastigen Posts bei Facebook durch die vielen kleinen Schnappschüsse persönlicher wirken als die Info-Tweets auf ihrer Timeline. Anja Siegesmund von den Grünen twittert für über 600 Follower und postet für 1.700 Facebook-Freunde. Auf letzterem Profil findet man besonders viele fröhliche Fotos von ihr in der Natur und umringt von Tieren.

Der FDP-Spitzenkandidat Uwe Barth konnte bisher 520 Likes auf seinem Facebook-Profil versammeln, das erst seit diesem Jahr existiert. Sehr offenherzig werden die Beiträge mit Kürzeln versehen, damit man nachvollziehen kann, ob es sich um einen von ihm verfassten Post handelt oder ob „Team Barth“ geschrieben hat. Auf Twitter findet man ihn nicht, eben so wenig wie die CDU-Spitzenkandidatin und derzeitige Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht. Sie pflegt immerhin seit dem Jahr 2012 ihr Facebook-Profil mit inzwischen 4.200 Likes.

Letztendlich ist das reine Zählen der Online-Unterstützer nur ein sehr vages Indiz für das tatsächliche Interesse an den Kandidaten und den Parteien. Für ein umfassendes Bild der Thüringer Online-Wählerschaft und eine genaue Analyse der Brandenburger Netzwerker muss man sich neben den Zahlen auch die Inhalte und die Interaktion ansehen. Eine 16-jährige Facebook-Nutzerin geht vielleicht zur Wahlurne, möchte aber nicht jeden Tag die Posts der Spitzenkandidatin in ihrem Newsfeed haben. Ein Journalist aus Thüringen verfolgt vielleicht ein Profil aus seiner Heimat, ist aber längst nach Hessen gezogen. Jeder Spitzenkandidat hat seine Geschichte – jeder Fan auch.

Der vorstehende Artikel erscheint im Rahmen einer Kooperation mit dem Berliner Informationsdienst auf UdL Digital. Aylin Ünal ist als Redakteurin des wöchentlichen Monitoringdienstes für das Themenfeld Netzpolitik verantwortlich.

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