Kryptowährung: Modernes Goldschürfen
Seitdem die virtuelle Währung Bitcoin im Januar erst die 1.000-Dollar-Marke, dann im Juni die 3.000-Dollar-Marke und zwei Monate später die 4.000-Dollar-Marke knackte, füllte die Kryptowährung immer wieder die Schlagzeilen. Einige Experten, wie z. B. der Wall-Street-Analyst Thomas J. Lee, prognostizierte im August einen Kurs von 6.000 binnen Jahresfrist. Diese Kurseinschätzung wurde von den meisten Fachleuten als optimistisch angesehen. Fünf Monate später hat die Währung mehr als den doppelten von dem Wert angenommen, den Lee im August prophezeite: knapp 16.700 US-Dollar kostete ein Bitcoin am Montagmorgen. Seit Sonntagnacht können Investoren an der Wall Street erstmals auf fallende und steigende Kurse der digitalen Währung wetten.
Guter Bitcoin, schlechter Bitcoin
Was genau der Grund für den rasanten Kursanstieg der Kryptowährung ist, weiß niemand. Einigen Experten zufolge handelt es sich jedoch um eine reines Spekulationsgeschäft. So sagte etwa die Chefin der Wertpapieraufsicht der deutschen Bankenaufsicht BaFin, Elisabeth Roegele, im Gespräch mit der dpa:
„Es tummeln sich auch Spekulanten und windige Geschäftemacher am Markt.“
Auch der US-Ökonom und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz kritisierte den rasanten Kursanstieg von Bitcoin. Gegenüber dem Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg erklärte er am 29. November, dass man die Kryptowährung besser verbieten sollte. Stiglitz sagte außerdem:
„Bitcoin doesn’t serve any socially useful function“.
Befürworter der virtuellen Währung sehen das allerdings anders. Einen Vorteil sehen sie vor allem darin, dass die Währung „peer-to-peer“ gehandelt wird. Dies bedeutet, dass Transaktionen ohne die Hilfe von Banken als Zwischeninstanz, direkt zwischen Nutzern möglich sind. Auch die Gebühren für Auslandsüberweisungen sind mit Bitcoin im Vergleich zu traditionellen Kreditinstituten gering. Zudem dauert eine Überweisung, egal wie groß die geografische Distanz zweier Konten ist, meist nur wenige Minuten.
Einfluss auf die Umwelt
Neben der Kritik am Spekulationsgeschäft mit Bitcoins wurden in der letzten Zeit auch kritische Stimmen bezüglich der Umweltbelastung beim „Schürfen“ von Bitcoins laut. Eine Studie des Vergleichsservice für Stromtarife Power Compare ergab, dass der jährliche Stromverbrauch für Bitcoin-Mining den durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch in 159 Ländern übersteigt, zum Beispiel in Irland und Tschechien.
Der hohe Verbrauch entsteht dadurch, dass für das „Schürfen“ von Bitcoins eine sehr hohe Rechenleistung benötigt wird. Das erfolgreiche Schürfen von Bitcoins erfordert sogenannte „ASIC miner“. Meistens werden mehr als hunderttausend ASIC Miner in einem Pool-Netzwerk zusammengeschlossen, um gemeinsam neue Bitcoins zu finden. Möchte man nur mit einem einzigen ASIC miner einen Bitcoin schürfen, so bräuchte man dafür – bei 24 Stunden Rechenleistung pro Tag – vermutlich über ein Jahr.
Mining bedeutet die Generierung von Bitcoins mit einer für alle gültigen Open-Source-Software, die im Jahr 2009 veröffentlicht wurde. Mit den generierten Bitcoins werden dezentrale Währungstransaktionen ermöglicht.
Der Anreiz für viele Leute, Rechenleistung für das „Schürfen“ von Bitcoins zur Verfügung zu stellen, ist, dass sie anschließend einen bestimmten Bitcoin-Betrag auf ihr digitales Konto, das sogenannte Bitcoin-Wallet, überwiesen bekommen. Weil die Menge der zu schürfenden Bitcoins auf 21 Millionen gedeckelt ist und Tag für Tag weniger Bitcoins zu schürfen sind, verringert sich in Stufen auch der Betrag, den man für das Bitcoin-Mining bekommt. In Deutschland, wo die Strompreise vergleichsweise hoch sind, lohnt sich das Mining daher kaum noch.
Nicht nur die Bedeutung von Bitcoin für die Umwelt zeigt, dass Phänomene, die sich scheinbar nur digital abspielen, auch Einfluss in der „realen Welt“ einwirken können. Da man für das Minen vieler Kryptowährungen eine bestimme Hardware benötigt – insbesondere eine leistungsfähige Grafikkarte ist entscheidend – hat das Minen auch Einfluss auf reale Märkte. So stiegen z.B. die Preise für Mittelklasse-Grafikkarten von Nvidia und AMD stark an und auch die Verfügbarkeit dieser Grafikkarten verschlechterte sich.