Klimaschutz: Start-ups für die Energiewende
Dass Digitalisierung die Energiewirtschaft präziser und damit effizienter und klimafreundlicher machen kann – zum Beispiel durch den Einsatz von Smart Metern – ist schon länger Thema in der Politik. Vergangenes Jahr beschloss der Bundestag das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende (GDEW). Die Deutsche Energie-Agentur (dena) betont nun die „Schlüsselrolle“ von Start-ups in der Energiewende. Denn
„die jungen Unternehmen haben der etablierten Energiewirtschaft etwas Entscheidendes voraus: Klimaschutz und Energiewende sind Teil ihrer DNA. Kulturwandel? Ist für sie kein Thema, weil sie sich schon immer in diesem Feld bewegt haben“,
so dena. Deshalb will die Deutsche Energie-Agentur mit dem „Start Up Energy Transition Award“ junge Unternehmen und innovative Geschäftsideen für die Energiewende und den weltweiten Klimaschutz fördern. Die sechs Gewinner Start-ups kommen aus Frankreich, Deutschland, Indien, Bangladesch und Nigeria.
Elektrizität und Einkommen durch Sonne
Sonne gibt es in den meisten Regionen des globalen Südens viel, aber schon ein kleines Solarmodul kann sie als Energie speichern. Mit sogenannten „Nanogrids“ will das Start-up ME SOLshare Energie in Regionen von Bangladesch bringen, die bisher nicht an das Stromnetz angeschlossen sind. Die Nanogrids, das sind kleine Energienetzwerke, die ein Dorf elektrisch versorgen und auch den Handel mit überschüssigen Strom erlauben. Jedes Haus bekommt ein kleines Solarmodul auf dem Dach und eine „SOLbox“, ein Smart Meter, der den Strom misst, Überschüsse anzeigt und mit einem mobilen Geldsystem vernetzt ist. Nutzer können dann per Mobiltelefon Energie kaufen und verkaufen. ME SOLshare geht davon aus, bis 2021 mit mehr als 20.000 Nanogrids über einhunderttausend Verbraucher in Bangladesch mit Strom zu versorgen.
Der kleinste Transciever der Welt
Oft wird vergessen, dass auch die virtuelle Welt viel Energie braucht. Denn die wenigsten denken an die mitunter riesigen Rechenzentren, welche die Webseite zum Laufen bringen oder Daten in der Cloud speichern. Hier setzt das Start-up Sicoya an, das 2015 aus der Technischen Universität Berlin gegründet wurde. Es hat kostengünstige, energieeffiziente und skalierbare Transcieverchips für Serververbindungen entwickelt. Durch Innovation in der Siliziumphotonik konnten sie komprimierte Chips entwickeln – mit kürzeren Übertragungsstrecken und schnellerer Datenübertragung. Damit haben die Chips eine höhere Leistung und geringeren Stromverbrauch. Darüber hinaus haben die Forscher des Unternehmens neue Packagingkonzepte entwickelt, die eine günstige Serienproduktion der Transcieverchips erlaubt.
Energieeffizient Wohnen per Software
Mit einem intelligenten Energiesystem für Gebäude will das französische Start-up BeeBryte den Energiekonsum optimieren. Die cloud-basierte Software kann für das private Haus, die Fabrik oder das Bürogebäude genutzt werden. Ein intelligenter Algorithmus analysiert den Energieverbrauch, den Marktpreis von Elektrizität, das Wetter und andere Daten und berechnet damit die effizienteste Strategie um Energiekosten zu senken und Energie zu speichern.
Die Informationen werden direkt an den „Controler“ im Haus übermittelt, der entsprechende Befehle an Maschinen weitergibt und Strom kauft, wenn er auf dem Markt am günstigsten ist. Wenn vorhanden, kann Überschuss erworben und in Batterien gespeichert werden, steigt der Marktpreis, wird der Strom wieder verkauft. Der Kunde kann all dies per App verfolgen.
Weitere Gewinner sind das nigerianische ColdHubs und das indische Thermal Energy Service Solutions Private Limited (TESSOL). Beide Unternehmen haben Technologien für die energieeffizientere und günstigere Lagerung von Lebensmitteln entwickelt. In der Kategorie „Cleantech“ gegen Klimawandel gewann die deutsche Hydrogenious Technologies GmbH. Sie haben ein Verfahren erfunden, das die Speicherung von Wasserstoff ohne Explosionsgefahr und hohen Energieaufwand erlaubt. Eine organische flüssige Trägersubstanz, kurz LOHC, bindet den mittels Elektrolyse freigesetzten Wasserstoff.