KI: Karliczek stellt Projekt zur Krebstherapie vor

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Veröffentlicht am 11.03.2020

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Am Donnerstag hat das Forschungsministerium ein neues Projekt vorgestellt, das die molekulare Krebstherapie voranbringen soll. Die Universitätsmedizin Göttingen baut dafür aktuell eine Datenbank auf, während Siemens Healthineers die Künstliche Intelligenz beisteuert.

Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) stellte am Donnerstag in Berlin das neue Forschungsprojekt „Cancer Scout“ vor. In diesem soll erforscht werden, wie mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) molekulare Veränderungen in Tumoren schneller als bisher erkannt werden können, um Krebserkrankungen wirksamer zu behandeln.

„Die Diagnose hat großen Einfluss auf die Therapie“, erklärt Philipp Ströbel, Direktor des Instituts für Pathologie der Universitätsmedizin Göttingen. Mittlerweile untersuchen Pathologen Tumore nicht ausschließlich mit dem Mikroskop, sondern führen auch Laboruntersuchungen durch, um Genveränderungen in einem Tumor nachzuweisen. Diese hilft, den Tumor noch genauer zu charakterisieren und die optimale Therapie auszuwählen. So gibt es etwa bei Lungenkarzinomen mehrere Subtypen, die mit unterschiedlichen Prognosen verbunden sind und sehr unterschiedlich behandelt werden.

Die in der molekularen Krebstherapie verabreichten Arzneimittel richten sich gezielt nach den genetischen Eigenschaften der Tumorzellen. Im Gegensatz zur Chemotherapie werden gesunde Zellen weniger stark geschädigt. Die zielgerichtete Behandlung eignet sich allerdings nicht für jeden Tumor. Sie kann nur wirken, wenn die jeweiligen Zielstrukturen auf oder in der Krebszelle vorhanden sind.

Universitätsmedizin Göttingen baut Datenbank auf

Molekulare Veränderungen seien selten, sagt Ströbel. So würden neun von zehn Patienten mit einem Lungenkarzinom umsonst untersucht. Mit „Cancer Scout“ sollen deshalb vor allem die Tumore, die entsprechende Veränderungen aufweisen, schneller als bisher identifiziert werden. Künstliche Neuronale Netzwerke werden mit Fällen aus dem Archiv des Instituts für Pathologie der Universitätsmedizin Göttingen trainiert. Dafür brauche es Bilder von histologischen Tumorschnitten und molekulare Daten. Derzeit arbeite die Universitätsmedizin Göttingen am Aufbau einer solchen Datenbank, erklärt der Professor. Später könnten Ärzte dann über eine Bilderkennung die genetischen Veränderungen vorhersagen.

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Das Forschungsministerium fördert das Projekt über einen Zeitraum von drei Jahren mit 9,6 Millionen Euro. Nach 18 Monaten müssen die Wissenschaftler einen ersten Meilenstein vorlegen. Ströbel will bis dahin an einer ersten Tumorart zeigen, dass eine Unterscheidung in mindestens zwei molekulare Subtypen mit dem Verfahren möglich ist.

Siemens Healthineers trainiert die Daten

Weil die KI eines Neuronalen Netzes häufig zur Bilderkennung eingesetzt wird, erhoffen sich die Wissenschaftler nun einen Nutzen bei der Erkennung von molekularen Veränderungen in Tumoren. Die Technologie kommt von Siemens Healthineers. Bei dem Unternehmen mit Hauptsitz in Erlangen wird auch das Daten-Training durchgeführt.

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Eine andere KI-Entwicklung von Siemens Healthineers hat vergangene Woche eine CE-Kennzeichnung für den Einsatz im klinischen Behandlungspfad für Prostatakrebs erhalten. Wie das Unternehmen bekannt gab, wurde der „AI-Pathway Companion“ als Medizinprodukt in Europa zugelassen. Mit Hilfe von KI führt dieser Daten zum Krankheits- und Behandlungsstatus eines Patienten zusammen und stellt sie auf einer Grafikoberfläche dar. Zusätzlich werden Ärzten Handlungsempfehlungen angezeigt. Risiken sollen damit quantifiziert und individuelle Krankheitsverläufe vorhergesagt werden. Außerdem unterstütze die Software die Arbeit der Tumorboards, also die interdisziplinäre Behandlung.

Tagesspiegel Background

Der vorstehende Artikel erscheint im Rahmen einer Kooperation mit dem Tagesspiegel Background auf der Website des BASECAMP.

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