Jugendmedienschutz: Eltern sorgen sich um Online-Risiken
Seit einigen Jahren ist der Umgang mit Online-Medien für die meisten Kinder genauso alltäglich geworden wie der Umgang mit Büchern, Fernsehern, DVDs oder Hörspielen. So praktisch und chancenreich Online-Medien auch sind, mit ihrer Nutzung gehen gleichzeitig ein Menge Risiken einher, vor denen Kinder geschützt werden müssen. Neben Medienanbietern, Behörden, Schulen und Politik sind dabei insbesondere die Eltern und Heranwachsenden selbst gefragt, diesen Schutz zu garantieren. Doch ist Eltern und Kindern die Notwendigkeit des Schutzes überhaupt bewusst? In einer vom Verein Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. in Auftrag gegebenen Studie mit dem Titel „Jugendmedienschutzindex“ wurde die Frage gestellt, in welcher Weise der Schutz von Kindern vor negativen Online-Erfahrungen in den Sorgen und Kenntnissen von Eltern und Heranwachsenden verankert ist.
Die Studienergebnisse
In der Studie, die das Hans-Bredow-Institut für Medienforschung und das Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (JFF) durchgeführt haben, wurden 805 Kinder zwischen neun und sechzehn Jahren sowie jeweils ein Elternteil nach den „Sorgen, Einstellungen, Wissen und Handeln“ im Hinblick auf Jugendmedienschutz und Online-Risiken befragt.
So ist der Studie zu entnehmen, dass drei Viertel der Eltern besorgt über die Risiken von Online-Medien seien. „Sehr stark“ (44 Prozent) sorgen sich die Eltern etwa darum, dass ihr Kind zu viel Zeit im Internet verbringt sowie, dass ihr Kind im Netz Personen kennenlernt, denen man nicht trauen kann (47 Prozent). Laut der Studie machen sich die Kinder selbst weniger Sorgen als ihre Eltern – aber mit knapp 60 Prozent ist es immer noch die Mehrheit, die konkrete Sorgen benennt.
Die Forscher kamen außerdem zu dem Ergebnis, dass Jugendmedienschutz weitgehend auf Akzeptanz stößt:
„90 Prozent der Eltern und immerhin 72 Prozent der Heranwachsenden stimmen der Aussage zu, dass der Schutz von Kindern und Jugendlichen wichtiger sei als ein leichter Zugang zu allen Online-Angeboten“.
Zwar seien sich die Eltern ihrer hervorgehobenen Rolle für den Jugendmedienschutz bewusst, gleichzeitig seien sie jedoch der Meinung, dass Behörden, Schulen und die Politik viel Verantwortung tragen sollten. Während die Eltern und Heranwachsenden ihre eigene Verantwortungsübernahme bei der Durchsetzung des Medienschutzes als „gut“ ansehen, bewerten sie die Verantwortungsübernahme seitens der Politik und den Anbietern sehr kritisch.
Viel Wissen im Hinblick auf den Jugendmedienschutz besitzen die Eltern bei den Aspekten Altersstufen, Alterskennzeichen und Werberegelungen. Über zulässige Varianten der Altersverifikation oder Meldemöglichkeiten und Ansprechpartner für Beschwerden und Hilfestellungen wissen Eltern hingegen nur wenig Bescheid. Besondere Herausforderungen ergeben sich für den Jugendmedienschutz aus dem Ergebnis der Studie, nachdem sowohl aus Sicht der Eltern als auch aus Sicht der Heranwachsenden, Jugendliche ab 13 Jahren „ihre Eltern in Bezug auf ihre Online-Fähigkeiten überflügeln“.
Bei der „schutzbezogenen Medienerziehung“ setzen Eltern hauptsächlich auf „inhalte- und zeitbezogene Regeln, die Beachtung von Altersfreigaben und das Gespräch über die Online-Nutzung“, so das Ergebnis der Studie.
Für das Funktionieren von Jugendmedienschutz unterstreichen die Forscher die herausragende Bedeutung der Rolle der Eltern. Die Studie zeigt, dass sich die meisten Eltern um den Schutz vor Online-Risiken sorgen und über Maßnahmen zum Jugendmedienschutz Bescheid wissen. Allerdings wurden auf der Ebene der Fähigkeiten und Risikowahrnehmung auch messbare Unterschiede festgestellt. Damit die Kinder chancengerecht und möglichst unter gleichen Voraussetzungen Online-Medien nutzen können, appellieren die Forscher an medienpädagogische Initiativen und Programme, diese Unterschiede vermehrt zu berücksichtigen.
Internet-Guide für Kinder und Eltern
Damit Kinder ebenso wie Eltern über den bewussten Umgang mit dem Internet informiert sind, hat Telefónica Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kinderhilfswerk, der FSM und dem FragFINN e.V. den ersten Internet-Guide für Kinder und Eltern veröffentlicht. Wo finden Kinder am schnellsten nützliche Informationen? Wie verhalten sie sich am besten in Chats oder sozialen Netzwerken? Vor welchen Inhalten sollten sie sich besonders in Acht nehmen? Die Broschüre bietet nützliche Hinweise zum verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet. Es wird aber auch über problematische Inhalte wie Spam, Werbung oder Viren aufgeklärt. Zudem enthält der Internet-Guide wichtige Tipps zur richtigen Nutzung des eigenen Smartphones und des mobilen Internets. Eltern können ihre Kinder mit Hilfe dieser Broschüre beim verantwortungsvollen Umgang mit dem Smartphone unterstützen. Der Internet-Guide ist seit Anfang November kostenlos in allen O2 Shops erhältlich und kann bei Interesse auch über das Deutsche Kinderhilfswerk bestellt werden.