Mobilisten-Talk im BASECAMP: Ist die Bankfiliale vom Aussterben bedroht?
Fotos: Henrik Andree
Ob mobile Banking wirklich eine vollwertige Bankfiliale für die Hosentasche bietet, was die Kunden überhaupt wollen, und ob Banking wirklich nicht sexy ist – darüber diskutierten die Experten bei dem 22. Mobilisten-Talk „Mobile Banking“ des Fachdienstes mobilbranche.de im Telefónica BASECAMP. Egal wie sich der Markt verändert, der Kunde steht bei O2 Banking im Mittelpunkt. Das stellte Fernando Burgos, Director Innovation bei Telefónica Deutschland, gleich zu Beginn in seiner Keynote fest.
O2 Banking ist ein vollwertiges mobiles Girokonto, das Telefónica in Kooperation mit der Fidor Bank anbietet. Für das beste digitale Nutzererlebnis entscheiden die Kunden, was sie wirklich wollen. Das zusätzliche Datenvolumen, das O2 Kunden bei der Nutzung von O2 Banking erhalten, kann zum Beispiel seit kurzem auch an Freunde weitergegeben werden – eine Funktion, die sich die User gewünscht haben und die nun auch rege genutzt wird. Von Anfang an wurden die Kunden in die Entwicklung von O2 Banking einbezogen. „Wir haben die mobile Kompetenz von Telefónica mit der Banking-Expertise der Fidor Bank gebündelt. So ist ein Produkt entstanden, das Mobile Banking für die Kunden so einfach wie möglich macht“, so Burgos.
Zwei Welten: Mobile Banking oder klassische Bankfiliale
In der anschließenden Podiumsdiskussion mit dem Moderator Florian Treiß, Telefónica Manager Fernando Burgos, Fidor-Chef Matthias Kröner, Lendstar-Gründer Christopher Kampshoff und FinTech-Experte Maik Klotz stand von Anfang an die Frage im Raum, welchen Mehrwert die klassische Bank noch bietet. Dabei waren sich alle einig, dass ein Besuch in einer Bankfiliale heutzutage nicht nur unflexibel sondern oft auch frustrierend ist. Matthias Kröner geht nur noch zur Selbstmotivation in eine Bankfiliale und sieht die Zukunft der Banken im Digitalen. Aber kann eine Direktbank wie Fidor alles abdecken, wie eine klassische Retailbank? Kröner will seinen Kunden einen beratungsfreien Ansatz bieten, mit dem vollen Produktspektrum.
Maik Klotz, Berater, Sprecher und Autor im Bereich Banking, ist allerdings skeptisch, ob der Kunde sich selbst konfigurieren kann. Er ist der Meinung, dass der Kontext auch beim Banking immer wichtiger wird. Das ist eine Chance für die großen GAFA-Player Google, Facebook, Amazon und Apple, die ihre Kunden kennen und ihnen entsprechend die richtigen Angebote zur richtigen Zeit machen können. Unternehmen, auch Telekommunikationsdienstleister, suchen Mehrwertdienste, von denen die Kunden profitieren. Damit wird das Leben der Kunden vereinfacht und ihre Loyalität belohnt.
Neue Produkte: Banking kann auch sexy sein
Für die meisten ist Banking alles andere als sexy, doch Kröner wiederspricht hier. Klar gibt es die klassischen, eingestaubten Filialen mit Flipcharts und Lamellenvorhängen, aber das muss nicht immer so sein. Neue Produkte wie O2 Banking bringen einen frischen Wind in die Branche. Der Kundennutzen und innovative Funktionen wie zusätzliches Datenvolumen als Aktivitätsbonus stehen hier im Vordergrund und zeigen, dass Banking auch anders sein kann. O2 Banking bietet alle Grundlagen eines Girokontos, erklärte Fernando Burgos: Bezahlen, Investment, Kredit. Die weiteren Services werden dann genau auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt.
O2 Banking hört auf seine Kunden und setzt das Feedback in neuen Funktionen um, auch in Zukunft. Wenn die Kunden zum Beispiel einen Web Zugang haben möchten, werden sie ihn in Zukunft auch bekommen.
O2 Banking: Konto-Gebühren werden abgeschafft
Burgos betont, dass die Kunden mitgenommen und Mobile Banking Angebote allen zugängig sein sollen. In diesem Zusammenhang kündigt er eine weitere Neuheit der App an: In Kürze werden auch bei geringer Nutzung keine Kontoführungsgebühren mehr anfallen. Während die meisten Banken ihre Gebühren anheben, schafft O2 Banking sie komplett ab.
Neben Einfachheit und Nutzerfreundlichkeit spielt natürlich auch die Sicherheit eine große Rolle im Bereich Mobile Banking. Wie wichtig das Thema Sicherheit für O2 Banking ist zeigt auch eine neue Funktion, die Online-Shoppen für O2 Banking Kunden ab Juni noch sicherer macht: Das erste biometrische SecureCode Verfahren in Deutschland.
Bankfiliale: Romantische Idee aus der Vergangenheit
Auch Lendstar-Gründer Kampshoff musste seine Kunden erst überzeugen. Als erster Anbieter für den Geldtransfer unter Freunden ganz ohne Überweisungsträger waren viele anfangs skeptisch. Die Teilnehmer des Panels waren sich einig, dass man hier besser aufklären und die Mehrwerte mobiler Bankingdienste besser verkaufen muss. Das fehlende Vertrauen ist einer der Gründe, wieso 60 Prozent der Deutschen nicht auf die klassische Filiale verzichten möchten. Früher war die Beziehung zu dem Bankberater persönlicher, diesen Mehrwert findet man heute allerdings kaum noch. „Die Filiale ist eine romantische Idee der Vergangenheit“, so Fernando Burgos.
Digitale Communities könnten die persönliche Beziehung zu den Kunden aber wieder stärken. Eine mobile Bank hat zudem viele weitere Vorteile, wie die flexible Verfügbarkeit. So können Kontoabschlüsse und Bankgeschäfte auch am Wochenende oder nach Feierabend erledigt werden. Ein weiteres Beispiel für einen digitalen Usecase ist das Thema Crowd Funding – oder wer würde am Geldautomaten die Personen in der Warteschlange nach 50 Euro für eine Investition fragen.
Banking der Zukunft: Der Kunde entscheidet
Doch wie sieht es nun aus, das Banking der Zukunft? FinTech-Experte Maik Klotz wünscht sich bessere kontextbasierte Angebote und Transparenz für die Kunden. Lendstar-Gründer Christopher Kampshoff kann sich verschiedene Möglichkeiten vorstellen, sieht in mobilen und digitalen Angeboten aber mehr Potential als bei den klassischen Filialen. Fernando Burgos setzt auf Big Data: mit dem Wissen, das den Banken vorliegt, können nicht nur passende Angebote entstehen, sondern auch ein Dialog mit dem Kunden. Auch Matthias Kröner sieht noch einen Berg an Möglichkeiten, an dem sich das Mobile Banking nach seinen Worten gerade einmal an der Baumgrenze befindet.
Die Digitalisierung kann auch den Filialen zum Überleben helfen und diese moderner machen. Wie lange es die klassische Filialbank noch geben wird und ob Mobile Banking sie jemals komplett ersetzen wird ist fraglich. Letztendlich sollte sich die Entwicklung an den Bedürfnissen und Gewohnheiten der Kunden orientieren, denn wie Fernando Burgos bereits zu Beginn erkannte: Der Kunde entscheidet was er haben möchte und damit auch über die Zukunft im Banking.
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