Internet der Dinge oder: Das ewige Gleichnis vom schlauen Kühlschrank
Haben Sie das auch schon gehört? In der vernetzten Welt wird demnächst sogar der Kühlschrank die Milch nachbestellen, sobald diese leer ist!
Merkwürdigerweise ist dieser Kühlschrank das Sinnbild für die Vernetzung von intelligenten Geräten und Maschinen geworden. Um das Phänomen „Internet der Dinge“ zu erklären, greift man gerne auf den Kühlschrank zurück. Ein einfaches Beispiel, das jeder gut nachvollziehen kann.
Doch während dieser schlaue Kühlschrank immer noch ein Nischendasein fristet, haben die Maschinen und Geräte um uns herum schon längst damit begonnen, untereinander zu kommunizieren und Daten auszutauschen. Für dieses Kommunikationsverhalten gibt es viele Begriffe. „Machine-To-Machine“ oder „Internet der Dinge“ sind dabei die Populärsten. Die E-Plus Gruppe hat sogar einen eigenen Geschäftsbereich gegründet, der sich speziell mit dieser sogenannten M2M-Technologie befasst. Dort werden Unternehmen Datenprodukte angeboten, die es Maschinen ermöglicht miteinander zu kommunizieren.
Was verbirgt sich dahinter? Prinzipiell handelt es sich um eine Technologie, die Geräte internetfähig macht. Maschinen werden mit einem Modem ausgestattet, welches Daten senden und empfangen kann. Gleichzeit haben die Geräte Sensoren, um die wesentlichen Informationen zu erfassen, die sie schließlich melden sollen. Ein fiktiver Dialog der Maschinen könnte dann folgendermaßen klingen:
„Ich habe keine Zigaretten mehr“, sagt der Zigarettenautomat.
„Ich habe kein Wechselgeld mehr“, sagt der Colaautomat.
„Meine Glühbirne ist defekt und muss ausgetauscht werden“, sagt die Straßenlaterne.
„Familie Müller hat letztes Jahr 3.500 KWh verbraucht“, sagt der Stromzähler.
Zugegeben, das klingt sehr nach einem Monolog, aber das Prinzip sollte klargeworden sein. Warum bekommt man aber so wenig von der Vernetzung der Maschinen mit? Der Grund ist ganz einfach: Unternehmen misstrauen neuen Technologien. Das beste Argument, sie zu überzeugen, ist das Versprechen, Kosten zu sparen. Somit setzen Firmen dort auf Machine-To-Machine Kommunikation wo sie schnell und offensichtlich Geld einsparen können. Wenn der intelligente Stromzähler automatisch meldet, wie viel Strom Familie Müller letzes Jahr verbraucht hat, muss man keinen Außendienstmitarbeiter zum Ablesen des Zählerstandes vorbeischicken. Das spart bares Geld.
So hält diese Technologie also erst einmal Einzug in Geschäftsprozesse, mit denen der normale Endverbraucher nicht in Berührung kommt. Wenn Sie im Büro einen Kopierer nutzen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass dieser mit einer SIM Karte ausgestattet ist und eigenständig an die Herstellerfirma meldet, wann die nächste Wartung fällig ist. Dies bekommen Sie nur nicht mit. Ob nun aber der Füllstand der Druckerpatrone oder der Füllstand der Milchflasche im Kühlschrank gemeldet wird – die Idee ist die gleiche, die Technologie auch. Nur interessiert sich heutzutage noch keiner so richtig für den Füllstand von Milchflaschen. Das ist aber auch nur eine Frage der Zeit. Es kann durchaus sein, dass in fünf Jahren der mobile Supermarktservice bei Ihnen klingelt und Ihnen mitteilt, dass Ihre Wurst abgelaufen und die Milch leer ist.
Haben Unternehmen in diese neue Technologie Vertrauen gefasst, werden sie sicherlich auch überlegen, ob es Anwendungsmöglichkeiten gibt, die über das reine Einsparen von Kosten hinausgehen. Dabei könnten tatsächlich spannende Produkte entstehen, die auch für Endverbraucher sichtbar werden. Besonders weit gekommen ist man hier allerdings noch nicht. Ein gelungenes Beispiel ist der Amazon Kindl. Fragen Sie mal einen Nutzer, ob er weiß wie die Bücher geladen werden. Wahrscheinlich weiß noch nicht mal jeder zweite, dass der Kindl mit einer SIM Karte ausgestattet ist. Diese ist nämlich fest verbaut, und als Käufer schließt man keinen Mobilfunkvertrag mehr ab. Derzeit gibt es noch nicht besonders viele solcher Beispiele vom Internet der Dinge im Umfeld von Privatanwendern. Man muss den Unternehmen allerdings auch zu Gute halten, dass dies ein schwieriges Terrain ist. Jede gute Idee konkurriert fast automatisch mit einem Smart Phone und einer schlauen App. Wozu soll ich mir ein intelligentes Navi mit SIM Karte kaufen, wenn mein iPhone dies genauso gut kann? Warum soll ich mit einem GPS-Tracker meine Joggingstrecke auswerten, wenn ich mir die gleiche Anwendung für 0,79€ aus dem AppStore herunterladen kann?
Trotzdem können wir gespannt sein, mit welchen kreativen Ideen die Unternehmen das Internet der Dinge zu uns tragen werden. Im Bereich Home Automation sind schon erste spannende Produkte sichtbar. Schon lange wird an Ansätzen geforscht, das Haus intelligenter zu machen. Dabei kommt es zu einem cleveren Zusammenspiel von einzelnen Elementen wie Lichtschalter, Stromschalter, Rauchmelder, Alarmanlage, usw. Diese Liste lässt sich wahrscheinlich noch lange fortsetzen. Und dann ist es auch nicht mehr besonders weit bis wir uns vom intelligenten Stromzähler über die schlaue Steckdose bis zum Kühlschrank vorgetastet haben. Wer weiß, vielleicht bestellt sogar der Kühlschrank irgendwann automatisch Milch nach, sobald sie leergetrunken ist.
Uli Coenen ist Chief Innovation Officer (CIO) der E-Plus Gruppe. Er schreibt monatlich auf UdL Digital über Innovationen aus dem Mobilfunk.