Innovation-Index: Deutschland Innovations-Vizemeister
Wenn in den vergangenen Monaten über das „Technologieland“ Deutschland berichtet wurde, dann eher mit höhnischem Unterton. Neben der scheinbar nicht in den Griff zu bekommenden Probleme mit den Funklöchern, machte die Regierung von Europas führender Industrienation mehrfach Schlagzeilen mit Flugzeugpannen. Ende November mussten Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Olaf Scholz mit dem Regierungsflieger auf dem Weg zum G20 Gipfel notlanden.
Als Entwicklungsminister Gerd Müller Anfang dieses Jahres auf einer Afrikareise zwei Pannen hatte, machte er deutlich, dass das Ansehen der Marke „Made in Germany“ dadurch auf dem ganzen Kontinent Schaden genommen habe und erklärte:
„Das passiert in einem afrikanischen Land einem Regierungsmitglied so nicht. An der Stelle sind wir eben Entwicklungsland.“
Da überrascht es fast schon, dass Deutschland nun im Bloomberg Innovation Index 2019 den zweiten Platz belegt hat. Dabei holte Deutschland sogar zwei Plätze auf im Vergleich zum Ranking des Vorjahres und machte dem Titelverteidiger Südkorea fast die Spitzenposition streitig.
Deutschland punktet bei Forschung und Fertigung
Deutschland punktetet besonders im Fertigungs- und Forschungsbereich. Einen großen Anteil daran haben laut Bloomberg die Anstrengungen deutscher Industriekonzerne wie Volkswagen, Bosch und Daimler. Südkorea wiederum konnte zwar zum sechsten Mal den ersten Platz des Rankings verbuchen, musste allerdings einen Rückgang in der Patent-Aktivität hinnehmen.
Das Innovation-Ranking wurde zum siebten Mal aufgestellt und basiert auf sieben gleich gewichteten Kategorien: Research & Development, Fertigungsmehrwert, Produktivität, High-Tech-Dichte, Effizienz auf dem Tertiären Bildungssektor, Forschungsdichte, Patent-Aktivität. Von maximal 100 Punkten auf dem Index erreichte Deutschland 87.30 und Südkorea 87.38 – ein knappes Rennen. Auf Platz drei landete Finnland mit 85,57 Punkten.
Deutschlands Höhenflug nur vorübergehend?
Der Aufstieg Deutschlands im Ranking werde allerdings nur von kurzer Dauer sein, erklärte der Chefökonom der Bayerischen Landesbank, Jürgen Michels, gegenüber Bloomberg. Fachkräftemangel und eine sich ändernden Einwanderungspolitik würden sich negativ auf die Innovationsfähigkeit Deutschlands auswirken. Und im High-Tech-Bereich müsse man sich weiterentwickeln. Das beträfe unter anderem den Diesel, die digitale Kommunikation und die Künstliche Intelligenz (KI).
Ob Deutschland seine Innovationskraft erhalten kann, wird deshalb auch von den politischen Initiativen in den Bereichen Forschung und Entwicklung abhängig sein. Erst Anfang Dezember 2018 stellte die Bundesregierung ihre KI-Strategie vor. Bis 2025 will der Bund 3 Milliarden Euro in die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz investieren.
Insgesamt will die Regierung die Ausgaben für Forschung und Entwicklung steigern. Ziel ist, dass die öffentliche Hand und die Privatwirtschaft ihre gemeinsamen jährlichen Forschungsausgaben bis 2025 auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes steigern. Das sieht der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD vor und das führt die im August 2018 veröffentlichte „Hightech-Strategie 2025“ im Detail weiter aus. Bis Januar 2020 soll zudem eine steuerliche Förderung für Forschung und Entwicklung eingeführt werden, die insbesondere kleine und mittlere Unternehmen unterstützen soll.
Die Ziele sind also formuliert – jetzt muss geliefert werden. Erfolg oder Misserfolg der geplanten Maßnahmen können wir dann in den Rankings er nächsten Jahre ablesen.