hitchBOT – Ein Roboter unterwegs per Anhalter
Wenn ein kleiner Roboter in bunten Gummistiefeln am Straßenrand steht, würden Sie ihn per Anhalter mitnehmen? Viele Menschen haben diese Frage bereits bejaht, sodass hitchBOT auf seiner Tour durch Kanada schon ein gutes Stück voran gekommen ist. Der etwas unförmige Roboter kann auf Wikipedia zugreifen und sich mit Hilfe dieses Wissens mit Menschen unterhalten. Anhaltende Fahrer bittet er höflich, ihn ein Stück im Auto mitzunehmen und seine Batterien im Zigarettenanzünder aufzuladen.
Analog unterwegs, digital begleitet
Seine „Familie“ hat ihm außerdem Profile in sozialen Netzwerken eingerichtet, um seine Tour zu begleiten. Bei Facebook verfolgen über 30.000 Nutzer seine Abenteuer, auf Twitter lesen 24.000 Follower seine Tweets und auch für die Fotos auf seinem Instagram-Profil interessieren sich fast 10.000 Leute weltweit. Dort posten er und seine neu gewonnenen Freunde fleißig Fotos von seiner Reise und dokumentieren seine Abenteuer. Sogar einen indianischen Namen hat er von den Powwow bei seinem Besuch erhalten. Häufig gibt es Fotos von hitchBOT im Kreise seiner Wegbegleiter auf den verschiedenen Etappen. Von der Ostküste zur Westküste Kanadas soll es gehen – einen genauen Plan gibt es nicht, wie das bei Anhaltern so üblich ist.
Ein Roboter mit Hobbys
Die Interaktion ist recht einfach: Man hebt den kleinen hitchBOT einfach auf und setzt ihn ins Auto oder drapiert ihn neben Sehenswürdigkeiten. Der Roboter dankt es mit gepflegten Konversationen und einem entsprechend wandelbaren Gesichtsausdruck. Falls eine Reaktion einmal unklar sein sollte, gibt es einige Regeln in der Anleitung zu beachten. Hobbys hat der Roboter nach eigener Aussage ebenfalls: Er mag backen und reiten und natürlich liebt er elektronische Musik – ein Hinweis auf den sympathischen Humor seiner Familie. Das Land entdecken und auf dem Weg neue Freunde finden ist sein erklärtes Ziel. Dafür ist er neben seinen Sprechfähigkeiten und der satellitengestützten Ortung auch mit Solarzellen ausgerüstet. Ansonsten sind die Materialien, aus denen er gebaut wurde, eher simpel gehalten: eine Schwimmnudel als Arme, ein Eimer als Körper und eine angebaute Sitzmöglichkeit. Auch die internationale Presse ist inzwischen darauf aufmerksam geworden. Häufig fragen sich die Journalisten in den Artikeln: Hat das Team denn keine Angst, jemand könnte den Roboter einfach klauen und über die Grenze fahren oder ihn zerstören? Doch dies ist ein bewusster Teil des Sozialexperiments: Wie menschlich verhalten wir uns gegenüber Robotern? Der vorstehende Artikel erscheint im Rahmen einer Kooperation mit dem Berliner Informationsdienst auf UdL Digital. Aylin Ünal ist als Redakteurin des wöchentlichen Monitoringdienstes für das Themenfeld Netzpolitik verantwortlich.