Handy-Recycling: Trenn dich von deinem alten Smartphone!

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Veröffentlicht am 22.10.2019

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Alte Smartphones und Elektrogeräte sind ein Schatz an Rohstoffen, die wiederverwendet werden können. Aber auch eine längere Nutzung oder die Aufbereitung von Altgeräten ist im Sinne der Umwelt. Wir stellen einige Projekte vor, die sich für mehr Nachhaltigkeit rund ums Smartphone einsetzen.

Weltweit werden nach Angaben des Global E-Waste Monitors pro Jahr mehr als 50 Millionen Tonnen Elektromüll entsorgt, wovon nur etwa 20 Prozent recycelt werden. Rund 124 Millionen Handys lagern ungenutzt in deutschen Haushalten. Dabei schlummern in den mobilen „Schatzkisten“ wertvolle Rohstoffe. Genauer gesagt 9 Tonnen Gold, 30 Tonnen Silber und 1.100 Tonnen Kupfer. Das macht das fachgerechte Recycling ausgedienter Handys, durch das die Rohstoffe zurückgewonnen werden kann interessant. Verschiedene Ansätze und Projekte versuchen bereits eine nachhaltigere Smartphonekultur zu schaffen.

Second-Hand und Reparatur statt Neukauf

„Psychologische Obsoleszenz“ bedeutet, ein altes, aber funktionstüchtiges Gerät durch ein neueres zu ersetzen, weil dies schicker ist oder dem neuesten Trend entspricht. Gerade bei mobilen Geräten wie Smartphones, Laptops und Tablets ist die Verlockung, das neuste Modell zu besitzen oft groß. Doch die kurze Nutzungsdauer von Elektrogeräten schafft auch Probleme – vor allem in Afrika und Asien wachsen die Elektromüllberge. . Umweltverbände wie der Naturschutzbund Deutschland e.V. oder Die Deutsche Umwelthilfe fordern deshalb Verbraucher auf, Smartphones und andere technische Geräte so lang zu benutzen, wie sie funktionieren. Damit ließe sich die die Produktion neuer Geräte am einfachsten verringern.

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Ein Unternehmen aus Hessen ging einen Schritt weiter und begann mit der Produktion sogenannter „Shiftphones“. Dieses soll sich insbesondere durch zwei Dinge auszeichnen, Reparierbarkeit und lange Lebensdauer. Der vereinfachte Aufbau des „Shiftphones 6m“ soll es jedem Nutzer ermöglichen, selbst Hand bei der Reparatur anzulegen. Einen Torx-Schraubendreher gibt es direkt bei Lieferung des Smartphones obendrauf. Im Gegensatz zu herkömmlichen Smartphones, deren Einzelteile oftmals verklebt oder verlötet sind, lassen sich die Verbindungen der Bauteile des Shiftphones dank Steckverbindungen oder genormten Schrauben leicht auseinander montieren.

Die Reparaturplattform iFixit hat es sich ebenfalls zum Ziel gesetzt, defekten Geräten neues Leben einzuhauchen und motiviert Smartphone-Besitzer, bei Reparaturen selbst Hand an zu legen. Dazu stellt das Unternehmen auf seiner Internetseite über 50.000 kostenlose Anleitungen zur Reparatur unterschiedlichster Elektrogeräte zur Verfügung. Ähnlich der Wikipedia-Philosophie kann jeder das Repertoire ergänzen oder eigene Anleitungen erstellen. Unter der Kategorie „Teardowns“ beurteilen Techniker auf einer Skala von eins bis zehn den Schwierigkeitsgrad der wie leicht oder schwer ein Gerät zu reparieren ist.

Zum Recyclen motivieren

Die Schweizer Stiftung mine-ex unterstützt in Afghanistan und Kambodscha Rehabilitationszentren für Minenopfer, sowie Orthozentren und Komponentenfabriken zur Anpassung von Prothesen und Orthesen. Mit dem Projekt „Smartphone für mine-ex“ wird das Spendensammeln mit Nachhaltigkeit verbunden. Denn gespendet wird nicht Geld, sondern Elektrogeräte wie Smartphones, Tablets, Laptops und Ladegeräte. Nach der Aufbereitung werden die Geräte wiederverkauft.

Seit 2015 arbeitet auch Telefónica Deutschland mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem gemeinnützigen IT-Unternehmen AfB (Arbeit für Menschen mit Behinderung) in einer gemeinsamen Initiative an einem umweltbewussten Recyclingprozess für Smartphones. Mit dem Projekt Handys für Hummel, Biene und Co.“ können Smartphones an über 440 Sammelstellen, die unter anderem in Drogeriemärkten zu finden sind, oder über einen kostenlosen Retourenschein gespendet werden. Die Gewinne aus dem Recycling spendet  Telefónica zur Unterstützung des NABU-Insektenschutzfonds. „Verantwortung für Digitalisierung zu übernehmen, heißt bei uns auch, ein attraktives Angebot zu schaffen, um nicht mehr mobile genutzte Endgeräte dem Recyclingkreislauf zuzuführen oder – besser noch – sie weiter zu nutzen“, erklärt Joachim Sandt, Umweltmanagementbeauftragter von Telefónica.

Recyclingprogramm von Telefónica Deutschland

Alte Smartphones für Olympia

Für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio sollen die 5.000 zu gewinnenden Goldmedaillen aus Elektroschrott gefertigt werden. Dazu begann 2017 ein Organisationskomitee alte Smartphones und andere Elektrogeräte zu sammeln. Im März 2019 endete die Aktion. Japans Bürger und Unternehmen sollen der Aktion 5 Millionen Smartphones gespendet haben. Daraus gewonnen wurden 28 Kilogramm Gold, 3.500 Kilogramm Silber und 2.700 Kilogramm Bronze.

Handys recyceln und CO2 sparen

Durch die Weiterverwendung der 124 Millionen Althandys aus deutschen Schubladen könnten bis zu 7 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die am 19. Oktober – dem Internationalen Tag der der Reparatur – zur Spende alter Mobilfunktelefone aufrief. Von der Politik fordert der Verband das „Recht auf Reparatur“, damit Elektrogeräte wie Smartphones einfacher und günstiger repariert werden können. Gerade Unternehmen würden noch funktionsfähige Geräte nach kurzer Zeit tauschen, um technisch auf dem neuesten Stand zu sein, erklärt Barbara Metz, die stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH und plädiert für die Weiterverwendung von Mobilfunkgeräten.

Denn mit einem neu aufbereiteten Smartphone ließen sich „14 kg Ressourcen wie beispielsweise Erdöl oder Erze und 58 kg Treibhausgasemissionen einsparen“, sagt Metz. „Wir müssen den Trend zu immer kurzlebigeren und schwerer zu reparierenden Geräten stoppen. Hierfür müssen Hersteller von Smartphones in die Pflicht genommen werden, Software-Updates und günstige Ersatzteile für die gesamte Lebensdauer der Geräte anzubieten. Typische Ersatzteile wie Akkus und Displays müssen durch den Nutzer einfach ausgetauscht werden können“, fordert der Stellvertretende DUH-Bereichsleiter für Kreislaufwirtschaft Philipp Sommer. Wenige Tage zuvor startete eine Schweizer Initiative am internationalen „E-Waste Day“ die Aktion #recyclelikethis und rief ebenfalls zur Rückgabe von Elektroschrott auf.

„Chance der Digitalisierung Nutzen“

Telefónica Deutschland, erklärte Claudia von Bothmer, Leiterin des Bereichs Corporate Responsibility, bei der Unterzeichnung des zweiten Klimapakts der Münchener Wirtschaft am 21. Oktober, will „die Chance der Digitalisierung nutzen, um Rohstoffe und Energie zu sparen.“ Durch die Modernisierung des deutschen 2G- und 3G-Netzes hat das Unternehmen den eignen Stromverbrauch reduziert. Die Ziele der Effizienzsteigerung des Netzwerkes insbesondere des LTE Netzwerkes wurden deutlich übertroffen. So hat Telefónica das Ziel den Energieverbrauch pro Datenvolumen (in GWh/PB) bezogen auf 2015 bis 2020 um 40 % zu reduzieren bereits in 2018 mit 46 % Minderung erreicht.

Der Klimapakt2 der Münchener Wirtschaft ist eine freiwillige Selbstverpflichtung und steht unter dem Motto „mehr Kooperation – mehr Klimaschutz“.

Nachdem im ersten Klimapakt im Stadtgebiet der Landeshauptstadt München bereits fast 50.000 Tonnen CO2 vermieden werden konnten, ist es das Ziel der 15 teilnehmenden Unternehmen, von 2019 bis 2021 gemeinsam mindestens 20.000 Tonnen CO2 einzusparen.

Claudia von Bothmer (links) und Joachim Sandt (rechts) von Telefónica Deutschland nach der Unterzeichnung | Foto: Andreas Gebert

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