futur/io: Moonshots for Europe am 14. Dezember im Telefónica BASECAMP

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Veröffentlicht am 06.12.2017

Foto: CC0 1.0, Pixabay / PIRO4D / Ausschnitt bearbeitet und Text eingefügt.
Unter dem Titel „Moonshots for Europe“ wird am 14. Dezember in Berlin ein neues Institut für Ausbildung und Forschung eröffnet: Das futur/io – European Institute for Exponential Technologies & Desirable Futures bringt Führungskräfte von Unternehmen und Futuristen zusammen, um innovative Lösungen für die Fragen unserer Zukunft zu finden, die von exponentiellen Entwicklungssprüngen bestimmt wird. Die Eröffnungsveranstaltung findet im Telefónica BASECAMP statt und Anmeldungen, die einzeln geprüft werden, sind über diese Seite bei Eventbrite möglich.

Der neue Think Tank wird seine Kurse in Berlin, Hamburg, Salzburg und Venedig anbieten und setzt auf die Stärkung des Standorts Europa. futur/io konnte dafür anerkannte Experten und Zukunftsforscher von Unternehmen wie Airbus, IBM, SAP, Daimler und Telefónica als Dozenten verpflichten. Ihr gemeinsames Ziel ist es, ab 2018 neue Ideen zu entwickeln und Szenarios für die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft zu erforschen. Zusätzlich soll aus den Schulungen für Führungskräfte auch ein starkes Alumni-Netzwerk entstehen. Durch futur/io werden neue Formen der Führung unterstützt, die für die exponentiellen Entwicklungssprünge nötig sind, die durch neue Technologien auf uns zukommen.

Telefónica Alpha: Moonshot-Innovationschef im BASECAMP

Ein Höhepunkt der Veranstaltung im Telefónica BASECAMP wird die Keynote von Maurice Conti, dem Chief Innovation Officer von Telefónica Alpha. Das ist das neue Zukunftslabor in Barcelona, wo Telefónica langfristige Innovationsforschung betreibt und disruptive Technik entwickelt. Maurice Conti und sein Team „sind dafür verantwortlich, sich Ideen, Prototypen und Machbarkeitsnachweise einfallen zu lassen, die bei Alpha zu vollwertigen Moonshots reifen“, sagt sein Profil bei Linkedin. Das sind „Projekte, die 100 Millionen Menschen oder mehr betreffen, eine Kraft für das Gute auf dem Planeten sind und zu schlagkräftigen Unternehmen heranwachsen.“ Telefónica Alpha ist „Europas erste Moonshot-Fabrik“, sagt Maurice Conti.

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Um noch mehr über futur/io und die Eröffnung im Telefónica BASECAMP zu erfahren, haben wir uns mit Harald Neidhardt unterhalten. Er ist der Gründer des neuen Instituts, koordiniert die Aktivitäten mit seinem Team und ist oft seiner Zeit voraus: Als Gründer einer der ersten Digital-Agenturen in Deutschland entwickelte er schon Multimedia-Inhalte für CD-ROM, als fast niemand die Silberscheiben kannte, und verkaufte Werbung in mobilen Apps, als das iPhone noch nicht einmal erfunden war. Jetzt möchte er Führungskräfte in Europa fit für ihre eigenen Moonshots machen.

Was ist das eigentlich mit diesen Moonshots und wozu brauchen wir die?

Der Begriff stammt aus den Sechzigern. Die Amerikaner wollten nach dem Sputnik-Schock unbedingt als Erste auf den Mond, doch die NASA wusste gar nicht, wie sie das schaffen soll. Der Auftrag kam aber vom Präsidenten, der eine ganze Generation von Technikern und Erfindern damit elektrisierte. Und schon wenige Jahre später konnte der erste Mensch seinen Fuß auf den Mond setzen. Solche großen Ziele müssen wir uns heute auch setzen. Wir sollten jetzt schon überlegen, vor welche Herausforderungen uns die Technik in zehn Jahren stellen wird, wenn Biohacking am Menschen und der Einsatz von Robotern ganz normal sind. Wir brauchen Antworten darauf, was wir mit der freien Zeit anfangen, wenn immer mehr Maschinen unsere Arbeit übernehmen.

Und die exponentiellen Techniken? Wieso verändern die alles so stark?

Vieles ist gar nicht so neu. Manchmal wird jahrzehntelang geforscht und es gibt immer nur kleine Durchbrüche. Aber dann geht alles ganz schnell, wie jetzt bei den Elektroautos: Die Idee ist über hundert Jahre alt, doch erst durch Laptops und Smartphones wurden Akkus immer stärker und günstiger. Damit hatte niemand gerechnet, und jetzt kommt es zum Elektro-Boom in der Automobilindustrie. Ganz ähnlich ist es mit der künstlichen Intelligenz, von der man auch schon seit über 50 Jahren schwärmte. Doch 2017 sieht man sie plötzlich überall im Einsatz. Und zu Weihnachten werden solche Geräte millionenfach unterm Christbaum liegen.

Harald Neidhardt, Gründer, Kurator und CEO von futur/io. | Foto: Dan Taylor
Harald Neidhardt, Gründer, Kurator und CEO von futur/io. | Foto: Dan Taylor

Solche Entwicklungssprünge stellen Führungskräfte vor vollkommen neue Herausforderungen. Sie dürfen sich nicht mehr nur um ihre eigene Industrie kümmern, sondern müssen sich ständig fragen: Von wo kommt der nächste Schlag? Welche neue Technologie wird so erschwinglich, dass mir neue Konkurrenten erwachsen können? Bei Daimler hätte sicher niemand gedacht, dass Google, Apple oder Baidu plötzlich Fahrzeuge mit künstlicher Intelligenz entwickeln. Doch jetzt müssen sie täglich damit rechnen, dass solche Autos auf die Straße kommen.

Und dabei hilft futur/io?

futur/io ist ein neues europäisches Bildungsinstitut, das sich durch Forschung und Weiterbildung für Executives auszeichnet. Der erste Masterkurs findet im April in Berlin statt. Zusammen mit den Faculty-Experten werden wir eine Community aufbauen, die Innovationen durch neue exponentielle Technologien wie KI, Nano- oder Biotech in Europa voranbringt und die Akteure vernetzt. Gemäß unserem Selbstbild als „European Institute for Exponential Technologies & Desirable Futures“ geht es uns darum, eine positive Sicht auf die kommenden Veränderungen durch exponentielle Technologien zu fördern.

Was bedeutet das?

Wir sprechen von „Desirable Futures“, weil es darum geht, diese Umbrüche positiv zu gestalten. Jeder wirkt durch seine Arbeit und seinen Konsum an der Zukunft von uns allen mit, deshalb müssen wir uns Gedanken über gemeinsame Visionen machen. Doch hier in Europa liegt die Betrachtung der politischen und gesellschaftlichen Aspekte weit hinter der technischen Entwicklung zurück. Unsere Sichtweisen werden viel zu stark durch negative Szenarios geprägt, die wir in Fernsehserien wie Black Mirror oder Filmen wie Blade Runner vorgesetzt bekommen.

Über Harald Neidhardt:

Harald Neidhardt ist Gründer, Kurator und CEO von futur/io. In dieser Funktion stellte er in den vergangenen Monaten die Faculty zusammen: die Lehrkräfte, die aus ganz Europa und den USA kommen. Für neue Technik und disruptive Entwicklungen hat er sich immer interessiert. Deshalb veröffentlichte er schon 1990 die ersten Multimedia-Inhalte auf CD-ROM und baute bald darauf mit Kollegen das erste Online-Buchungssystem für die Lufthansa.

Später war er VP International bei Pixelpark und gründete die Niederlassung in New York, wo er anschließend noch sieben Jahre lang Startups aufbaute. 2005 gehörte Harald Neidhardt zu den Gründern des Mobile-Advertising-Pioniers Smaato in San Francisco, der weit vor seiner Zeit lag: Sie hatten schon zwei Jahre vor dem iPhone eine Lösung, um Werbung in Apps zu schalten. Das war der Beginn einer exponentiellen Entwicklungskurve für die Mobilfunk-Industrie. Die Idee für futur/io kam durch seine Gründung von MLOVE, zunächst als Community-Projekt und später als Veranstaltungsreihe, bei der es immer wieder darum geht, wie man Sinn durch Innovationen stiften kann.

Das ist in Asien oder den USA ganz anders. Daher brauchen wir positive Szenarien, und zwar nicht nur für den Technologiebereich, sondern auch für Politik und Gesellschaft. Die exponentiellen Entwicklungssprünge der kommenden Jahre eröffnen große Chancen, die wir nutzen sollten. Bei futur/io wollen wir positive Antworten auf die Entwicklungen aus dem Silicon Valley finden und speziell europäische Werte in die Diskussion einbringen, die von der offenen Kultur und der Vielfalt unseres Kontinents geprägt sind.

Wieso ist das nötig?

In den vergangenen Jahrzehnten kamen fast alle wichtigen Innovationen aus den USA oder wurden erst dort zum Erfolg geführt. Das Silicon Valley treibt uns geradezu in die Zukunft, doch jetzt ist es Zeit für eine Antwort. Denn zusätzlich hat sich das offene Internet extrem zentralisiert und Monopole geschaffen, denen es vor allem ums Geldverdienen geht. Man spricht schon von den GAFA, die fast jeden Bereich kontrollieren: Google, Amazon, Facebook und Apple. Dem möchten wir mit unseren eigenen Werten begegnen, denn Europa steht für Offenheit und Vielfalt.

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Das bedeutet auch, dass wir stolz sind auf das, was hier entwickelt wurde. Aus Europa kamen nicht nur die Dampfmaschine oder das Auto. Auch das World Wide Web wurde am europäischen Kernforschungszentrum CERN entwickelt und der MP3-Standard stammt vom deutschen Fraunhofer-Institut. Und selbst aus der jüngsten Zeit gibt es interessante Beispiele: Der neue Wunderwerkstoff Graphen stammt von der Universität Manchester und Googles künstliche Intelligenz AlphaGo von der Firma Deepmind aus London.

Doch das Problem ist, dass solche Unternehmen immer ins Silicon Valley oder neuerdings nach China schielen müssen, weil es nur dort genug Kapital gibt. Dann werden sie aufgekauft und wandern ab. „Desirable Futures“ bedeutet deshalb auch, dass wir die Rahmenbedingungen in Europa so verändern, dass sie bleiben können. Und es ist wichtig, dass wir technische Entwicklungen mit höheren Werten verbinden. Wir brauchen eine neue Art von Renaissance: So wie die Medicis den jungen Leonardo da Vinci förderten, müssen wir heute Vordenkern mehr Raum geben und sie aus verschiedenen Blickwinkeln auf unsere disruptive Entwicklung schauen lassen, damit neue Werte für die Zukunft enstehen. Ein einfaches „Weiter so!“ reicht nicht aus.

Wie soll das funktionieren und was tut futur/io dafür?

Wir gehen dorthin, wo Europa ist. Unsere großen Stärken werden das Alumni-Netzwerk und die Partner sein, die europaweit vernetzt sind. Deswegen hat futur/io auch keinen festen Campus. In Salzburg finden unsere Kurse beim renommierten Urstein-Institut statt und in Venedig bei der H-Farm, einem riesigen Startup-Accelerator. Für Berlin kooperieren wir mit der Urstein-University of Applied Sciences, die 2018 an den Start geht, und sind offen für weitere Partnerschaften.

Was lernen die Führungskräfte in diesen Trainings?

Unser Kurs in Berlin vermittelt zuerst zwei Tage lang Grundlagen: aktuelle Technologiesprünge, die kurz bevorstehen. Denn während die meisten von Blockchain, KI oder Robotik reden, schauen wir schon weiter. Und warum? Weil diese Entwicklungen bereits in den nächsten zwei Jahren alles auf den Kopf stellen, doch es kommt noch viel mehr auf uns zu. Nach der digitalen Transformation ist lang noch nicht Schluss.

Und wie geht der Kurs weiter?

Im zweiten Teil geht es um die Praxis: Was wird gerade in Großunternehmen, Startups oder Universitäten entwickelt? Wie sehen Branchen wie Energie, Mobility oder Medien ihre Zukunft? Dafür verlassen wir uns nicht auf Berichte aus zweiter Hand, sondern laden Zukunftsforscher und Praktiker von Unternehmen ein, die direkt aus den Entwicklungslaboren berichten.

Wichtige Schwerpunkte liegen auch immer auf Ethik, Arbeitskultur und den gesellschaftlichen Auswirkungen der exponentiellen Technologien. Wir wollen gemeinsam die Best Practices für die Zukunft finden. Die Kursteilnehmer sollen lernen, welche Herausforderungen ihre Firmen erwarten, damit sie rechtzeitig die richtigen Weichen stellen können. Dafür geben wir ihnen die richtigen Tools an die Hand. Zum Abschluss gibt es dann ein Zertifikat und ECTS-Punkte, die man beispielsweise für einen Master-Studiengang anrechnen lassen kann.

Mehr Informationen:

futur/io: von Website | LinkedIn
Interview of the week: Harald Neidhardt (The Innovator)
Telefónica Alpha: Website | LinkedIn
Nace Telefónica Innovación Alpha: la operadora quiere impulsar la transformación digital (elEconomista.es)
Pablo Rodríguez, director ejecutivo de Telefónica Innovation Alpha (IMDEA Networks Institute)
A Team Game: Can Telecoms Giant Telefonica Collaborate Successfully With Entrepreneurs? (forbes.com)
Business Management: Is Google-inspired „moonshot factory“ a new model for tech R&D? (IDGconnect.com)

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