Florian Treiß zu: Apple Pay vs. Samsung Pay: Wettkampf um Mobile Payment

Veröffentlicht am 17.03.2015

Wer heute ein Smartphone oder Tablet besitzt, hat damit mit großer Wahrscheinlichkeit auch schon einmal gezahlt: und zwar entweder, um eine kostenpflichtige App, ein E-Book, eine MP3-Musikdatei oder andere digitale Güter zu kaufen. Oder im E-Commerce, etwa um bei Amazon ein Gadget direkt per Smartphone-App zu bestellen und bezahlen. Laut einer Studie des Payment-Anbieters Adyen werden in Deutschland heute immerhin schon 20,4 Prozent aller Online-Transaktionen mobil abgeschlossen.

Doch so sehr die mobile Bezahlung heute für digitale Güter und im E-Commerce bereits üblich ist, so sehr ist sie im stationären Ladengeschäft noch extrem unüblich. Nur wenige Händler in Deutschland bieten überhaupt schon die Möglichkeit an, bargeldlos per Smartphone zu bezahlen. Doch noch fehlt eine einheitliche Lösung, die in jedem Laden funktioniert. Stattdessen gibt es einige Insellösungen wie etwa Yapital, die aber nur in ausgewählten Geschäften laufen. „Im Idealfall zahlen Nutzer mit einer einzigen App bei allen Unternehmen“, betont Dr. Nikolas Beutin, PwC-Partner und Experte für Mobile Payment.

In den meisten anderen westlichen Ländern war das lange ähnlich – bis in den USA im Oktober 2014 das mobile Zahlungssystem Apple Pay gestartet ist: Mit dem Launch des iPhone 6 ermöglicht es Apple in den USA, mittels der Nahfeldkommunikation NFC berührungslos im Laden zu zahlen. Nachdem der Kunde sein iPhone kurz in die Nähe des Zahlungsterminals gehalten hat, muss er die Bezahlung direkt auf seinem iPhone mittels Fingerabdruck bestätigen.

Wenn Apple groß ins Mobile Payment einsteigt, ist klar, dass auch Erzrivale Samsung mitmischen will: Der koreanische Konzern hat auf dem Mobile World Congress in Barcelona vor wenigen Tagen sein eigenes mobiles Zahlungssystem Samsung Pay präsentiert. Der Bezahldienst wird von den neuen Smartphone-Flaggschiffen Samsung Galaxy S 6 und Galaxy S 6 Edge unterstützt und ermöglicht kontaktloses Bezahlen im Laden. Im Unterschied zu Apple Pay ist dafür nicht zwangsläufig eine NFC-Übertragung notwendig: Dank der Übernahme von LoopPay können die neuen Samsung-Geräte auch den Magnetstreifen der Kreditkarte imitieren. Händler müssen daher nicht zwangsläufig ein modernes NFC-Zahlungsterminal haben, wie es bei Apple Pay Voraussetzung ist. Die Zahl der Akzeptanzstellen ist damit grundsätzlich größer. Doch der vermeintliche Vorteil gilt nur in manchen Ländern wie den USA: In Deutschland werden die Magnetstreifen aus Sicherheitsgründen schon seit Jahren überhaupt nicht mehr verwendet, wie Curved berichtet.

Zwar gibt es Apple Pay und Samsung Pay noch nicht in Deutschland, doch früher oder später dürften die mobilen Zahlungsdienste auch hierzulande verfügbar sein: Der Wettkampf um Mobile Payment dürfte bald weltweit ausgetragen werden. Denn beide Player meinen es verdammt ernst: So erklärte Apple, dass der Dienst gleich zum Start in über 220.000 US-Geschäften und -Restaurants verfügbar sei, darunter namhafte Ketten wie Macy’s, Walgreens und McDonald’s. Die große Anzahl der renommierten Partner, sowohl auf Seiten des Handels und der Gastronomie als auch bei Banken und Kreditkartenfirmen, nährt die Hoffnung darauf, dass Apple Pay bald dem Mobile Payment zum Durchbruch verhelfen könnte. So erwartet Marktforscher BI Intelligence vor allem wegen der Einführung von Apple Pay, dass bereits 2019 in den USA 15 Prozent aller Einkäufe im stationären Handel mobil bezahlt werden – 2014 waren es erst 0,1 Prozent.

Apples Konkurrenten wie PayPal und Google haben sogar noch früher als Apple eigene mobile Bezahllösungen für den stationären Handel lanciert. Doch konnten sich diese bislang nicht durchsetzen. Doch die Bestrebungen von Apple und Samsung im Mobile Payment werden Google und PayPal sicher nicht kampflos erdulden: so optimiert Google derzeit seine eigene Wallet und kooperiert dabei u.a. mit allen US-Mobilfunkanbietern. Weiterhin feilt Google auch an Android Pay, einem neuen mobilen Bezahlungssystem, das offenbar im Mai vorgestellt werden wird.

Mobile Payment wird also zunehmend wichtiger, zumal es nun von den beiden größten Smartphone-Herstellern der Welt vorangetrieben wird. Doch in Deutschland ist der Durchbruch noch weiter entfernt als in den USA und wird auch 2016 noch nicht erfolgen, wie Payment-Experte Maik Klotz schreibt: „Die Kreditkarte hat in Deutschland und vielen anderen Ländern in Europa auch keinen Durchbruch verzeichnet, trotzdem hat sie sich als dritte Zahlart etabliert. So wird es auch im Bereich mobiler Bezahllösungen sein, denn im Grunde ist Apple Pay, Android Pay oder Samsung Pay nichts anderes als die elektronische Variante der Kreditkarte.“

Soweit sich Mobile Payment tatsächlich durchsetzt, steht aber in den Sternen, ob die Zahlung tatsächlich per Smartphone erfolgt oder vielmehr über eine Smartwatch: So läuft Apple Pay auch auf der Apple Watch, die am 24. April in den Handel kommt. Und die mobile Zahlung direkt vom Handgelenk aus ist vermutlich bequemer, als dafür extra ein Smartphone aus der Tasche zu holen.

 

Über den Autor:Florian Treiß

Florian Treiß ist Gründer des Fachdienstes mobilbranche.de sowie Veranstalter der Mobilisten-Talks, die seit 2011 vierteljährlich im BASE_camp stattfinden. In seinem zweiten Fachdienst Location Insider informiert er seit 2013 über Location-based Services und die Digitalisierung des Handels.

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