Wie entsteht Innovation?: Digital Masterminds mit Wolf Lotter und Thomas Ramge

12. Mrz

Fotos: Sarah Esther Paulus (2013) und Peter van Heesen, Hintergrundgrafik: Foto: CC0 1.0, Pixabay User 453169 | Ausschnitt angepasst
Am 12. März erwartet uns bei der Veranstaltungsreihe Digital Masterminds ein interessantes Streitgespräch, zu dem auch wieder ein leckeres Mittagsbuffet gehört. Wolf Lotter, Mitgründer und Essayist des Wirtschaftsmagazins brand eins, diskutiert mit dem Wirtschaftsjournalisten und KI-Experten Thomas Ramge über die Frage: „Wie entsteht Innovation?“ Das Thema beschäftigt beide Autoren seit Jahren und steht auch im Zentrum ihrer neuen Bücher. Doch sie geben ganz verschiedene Antworten auf die Frage. Wer die Diskussion im Telefónica BASECAMP erleben möchte, muss nur die Anmeldemaske neben diesem Artikel ausfüllen. Oder den Videostream ansehen, den wir hier auf der Webseite zeigen werden.

Innovationen brauchen Selbstdenker, Menschen, die bereit sind, Routinen hinter sich zu lassen“, schreibt Wolf Lotter in der Einleitung zu seinem Buch: Innovation – Streitschrift für barrierefreies Denken (Edition Körber). „Innovation entsteht nicht in Powerpoint-Präsentationen, in Seminaren, in langweiligen Meetings und anderen Absurditäten der Angestelltengesellschaft, sondern dort, wo Unternehmer arbeiten.“ Vieles von dem, was heute als Neues verkauft wird, sei „ohnehin ein alter Hut“: eine Mischung aus Kopie, Rekombination und viel Marketing. Innovation sei auch kaum eine „Frage der Technik“, sagt Lotter, für den immer „Mensch vor Maschine“ gilt. Wahre Erneuerung sei vor allem eine kulturelle und soziale Frage, die „kritisches Zweifeln“ benötigt.

Wolf Lotter: Selbstdenker im Widerspruch zur Normalität

Innovation komme immer als Widerspruch zur Normalität zur Welt, der Risiken in sich trägt. Deshalb sei es nicht leicht, den Unterschied zwischen „Innovatoren und Querulanten“ oder „Luftblasen und Jahrhundertideen“ zu erkennen. Man soll dem Neuen einiges zutrauen, aber blind vertrauen muss man ihm nicht, sagt Lotter. Deswegen sei Innovation auch eine Führungsaufgabe. Unternehmen und Gesellschaft sollen Experimente fördern und der „Schutz der Innovatoren vor den zahlreichen Besitzstandswahrern des alten Systems“ gehöre ebenfalls dazu. Doch gerade in Deutschland gebe es viel „Innovationsgerede, das wahre Innovation verhindern soll“. Weil Wohlstandsgesellschaften eben nur ungern Risiken eingehen.

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Die Digitalisierung bedeutet für Wolf Lotter „das Ende einer Arbeitswelt, in der Fleiß über Kreativität steht“ und „Mitmachen wichtiger ist als das Selberdenken“. Er vertritt damit eine Denkweise, die den Menschen als Urheber von Innovationen sieht. Aber liegt er damit richtig? „Innovation ist heute gewissermaßen im Produkt oder Geschäftsprozess von Microsoft, Apple, Amazon, Google und Facebook eingebaut“, schreibt dagegen Thomas Ramge in seinem neuen Buch: Mensch und Maschine – Wie Künstliche Intelligenz und Roboter unser Leben verändern (Reclam). Die Angebote dieser „Superstar-Firmen“ würden immer besser durch maschinelles Lernen aus Trainings- und Feedback-Daten, die sie von Millionen von Nutzern bekommen. Innovation entsteht dort durch künstliche Intelligenz (KI).

Thomas Ramge: Innovation durch lernende Maschinen

Jedes Mal wenn wir beispielsweise darauf reagieren, wie Google einen Tippfehler in unseren E-Mails korrigiert, erzeugen wir Feedback-Informationen, welche die Rechtschreibprüfung von Google immer weiter verbessern“, erklärte Ramge vor einem Jahr bei unserem Interview vor der Präsentation seines vorherigen Buches, das er mit Viktor Mayer-Schönberger geschrieben hatte: Das Digital. Markt, Wertschöpfung und Gerechtigkeit im Datenkapitalismus. „Innovation ist dann nicht mehr das Ergebnis einer menschlichen Idee, sondern das Produkt von durch Daten lernenden Systemen“, schrieb Ramge damals in der Wirtschaftswoche.

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Innovative Newcomer werden gegen die Platzhirsche der KI-getriebenen Wirtschaft nur noch in Ausnahmefällen eine Chance haben“, warnt er deshalb in seinem neuen Buch. Darin fordert er wieder eine progressive Daten-Sharing-Pflicht, bei der besonders mächtige Unternehmen ihre Daten mit anderen teilen müssen, um Monopole zu vermeiden. Auch diese Entwicklung scheint voranzukommen: Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles präsentierte in der vergangenen Woche bereits den Entwurf eines Daten-für-alle-Gesetzes, das die Idee umsetzen soll.

Denn bei Betrachtung der harten Zahlen sei heute klar erkennbar: „Über alle Branchen hinweg und im historischen Vergleich betrachtet sinkt die Innovationsrate in nahezu allen entwickelten Volkswirtschaften“, sagt Thomas Ramge. Wir hätten zwar den Eindruck, dass Startups die Märkte aufmischen und den Wettbewerb befeuern. „Tatsächlich sinkt aber zurzeit der Wettbewerbsdruck für erfolgreiche Unternehmen, insbesondere für jene, die dank digitaler Technologien erfolgreich sind.“ Das sind starke Thesen über ein wichtiges Thema, von dem unsere Zukunft abhängt. Sie lassen eine interessante Diskussion zwischen Wolf Lotter und Thomas Ramge im Telefónica BASECAMP erwarten, an der sich auch das Publikum beteiligen soll. Also am besten gleich anmelden! Oder unseren Videostream anschauen.

Mehr Informationen:

Innovation: Der Stoff, aus dem das Neue ist (Wolf Lotter, brand eins)
Competition: Are the Most Innovative Companies Just the Ones With the Most Data?
(Viktor Mayer-Schönberger und Thomas Ramge, Harvard Business Review)

Wolf Lotter und Thomas Ramge debattieren im Telefónica BASECAMP darüber, wie das Neue in die Welt kommt und wie Innovationen entstehen. Dabei loten sie auch aus, was künstliche Intelligenz wirklich kann und wo die Grenzen des Digitalen liegen. Beide streiten für mehr Vernunft und Sachlichkeit in diesem Bereich.

Wolf Lotter, Autor und Gründungsmitglied von brand eins, setzt sich mit der Transformation von der Industrie- zur Wissensgesellschaft auseinander und kritisiert am liebsten das, was ihm am Herzen liegt. Etwa Digitalisierung dort, wo sie zur Phrase wird. Lotter schreibt seit den 80er Jahren über solche Themen, anfangs für Magazine Falter, News und profil in Österreich und seit Ende der 90er Jahre immer wieder auch in seinen Einleitungsessays in brand eins. Er ist überzeugt: Es ist nicht alles eine Frage der Technik. Digitalisierung bedeutet vor allen Dingen soziale und kulturelle Innovation.

Zuletzt erschienen von ihm: Zivilkapitalismus. Wir können auch anders (Pantheon) und Innovation. Streitschrift für barrierefreies Denken (Edition Körber)

Thomas Ramge arbeitet als Technologie-Korrespondent für das Wirtschaftsmagazins brand eins und schreibt für The Economist. Er wurde mit diversen Journalistenpreisen ausgezeichnet, darunter dem Herbert Quandt Medienpreis, dem Deutschen Wirtschaftsbuchpreis, dem ADC Award und dem Best-of-Corporate-Publishing-Award. Als Autor hat Ramge ein gutes Dutzend Sachbücher veröffentlicht, zuletzt Das Digital. Markt, Mehrwert und Gerechtigkeit im Datenkapitalismus (zusammen mit Viktor Mayer-Schönberger) und den Reclam-Band Mensch und Maschine. Wie Künstliche Intelligenz und Roboter unser Leben verändern.

In seinen Vorträgen erkundet er die Großchancen der Digitalisierung. Er spricht unter anderem über künstliche Intelligenz, Bitcoin/Crypto-Ökonomie, Big Data vs. Smart Data, Internet der Dinge, Industrie 4.0 und digitale Transformation.

Veranstaltungsdetails

  • Datum: 12. Mrz 2019
  • Zeit: 12:30 - 13:45 Uhr

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12. Mrz

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