European Startup Monitor: Kooperation und Internationalisierung
Foto: European Startup Monitor (ESM)
Der Bundesverband Deutsche Startups e.V. und das European Startup Network haben ihre neue Untersuchung über die europäische Startup-Szene veröffentlicht. Der zweite European Startup Monitor (ESM) wurde am Dienstag bei einer Pressekonferenz in der Telefónica Digital Lounge vorgestellt, die mit dem Telefónica BASECAMP zur Hauptstadtrepräsentanz von Deutschlands größtem Mobilfunkanbieter gehört. Der ESM ist durch die Befragung von über 2.500 Startups mit mehr als 23.000 Mitarbeitern aus 17 EU-Ländern und Israel die umfassendste Studie über das europäische Startup-Ökosystem.
Die Untersuchung wurde gemeinsam von zwei großen Unternehmen als Partner gefördert: der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und der Telefónica Deutschland Holding AG. Der Bundesverband Deutsche Startups betreute die Erhebung und führte sie in Kooperation mit dem European Startup Network sowie über 90 Netzwerkpartnern durch. Anschließend wurden ihre Daten vom Lehrstuhl für E-Business und E-Entrepreneurship an der Universität Duisburg-Essen ausgewertet, woraus sich nun Handlungsempfehlungen für die Politik ergeben, die zur Förderung der Startups auf dem Kontinent dienen können. Denn der ESM erfasst auch besonders präzise die Herausforderungen, welche die jungen Firmen bewältigen müssen.
Herausforderung: Vertrieb und Neukundengewinnung
Europäische Gründer sind demnach im Durchschnitt 29,9 Jahre alt, zu 85,2 Prozent männlich und besitzen zu 79 Prozent die Staatsbürgerschaft des Landes, in dem sie gründen. Als ihre größten Herausforderungen nennen die Startups den Vertrieb und die Neukundengewinnung, die sie besonders durch mehr Internationalisierung und Kooperationen mit etablierten Unternehmen zu bewältigen versuchen.
Mit einem Anteil von 19,5 Prozent der Nennungen fordert der Vertrieb die jungen Firmen am meisten heraus, gefolgt von der Produktentwicklung (17,1 Prozent) und dem Wachstum (16,6 Prozent). Die Kapitalbeschaffung landet mit 12,1 Prozent nur auf Platz 4 der meistgenannten Herausforderungen. Fast drei von vier europäische Startups kooperieren deshalb mit etablierten Unternehmen. Die meisten Startups (79,8 Prozent) möchten durch diese Kooperationen den Zugriff auf Kunden und Märkte erlangen. Die Hälfte der Startups haben ein oder zwei Partnerunternehmen.
Lösung: Kooperationen mit etablierten Unternehmen
„Startups suchen insbesondere auch nach Kooperationen mit etablierten Unternehmen und anderen Startups, um gemeinsam in Marketing und Vertrieb den Markt anzusprechen“, erklärte Prof. Dr. Tobias Kollmann, wissenschaftlicher Leiter des ESM und Professor für E-Business und E-Entrepreneurship an der Universität Duisburg-Essen, bei der Pressekonferenz in der Telefónica Digital Lounge. „Immerhin 73,7 Prozent der Startups arbeiten mit großen Unternehmen aus Mittelstand und Industrie zusammen. Diese liefern Zugang zu realen Märkten mit einer großen Kundschaft.“
Dabei erweisen sich die jungen Firmen auch als Jobmotoren. Jedes europäische Startup schafft im Durchschnitt 12 Arbeitsplätze, zeigt die neueste Ausgabe des European Startup Monitor. Die höchsten Anzahlen an Beschäftigten haben demnach die Startups aus Ländern in Nord- und Mitteleuropa, wie der Schweiz, Finnland, Deutschland und Frankreich. Eher wenige Mitarbeiter haben die befragten Unternehmen aus südeuropäischen Ländern, wie Griechenland und Italien.
Zuwachs: Mehr Umsatz in anderen EU-Ländern
Mehr als die Hälfte ihrer Umsätze erzielen diese europäischen Startups bereits außerhalb ihrer Heimatmärkte. Der Anteil des Umsatzes aus europäischen Ländern stieg seit der letzten Befragung auf 30,9 Prozent, während der Anteil der weltweiten Umsätze auf 24,3 Prozent sank. Die Startups mit der stärksten Fokussierung auf ihre Heimatmärkte findet man in Deutschland (59,6 Prozent), den Niederlanden (59,4 Prozent) und Frankreich (57,1 Prozent). Der ESM zeigt allerdings auch, dass beinahe 80 Prozent den Schritt ins Ausland oder eine weitere Internationalisierung in den kommenden 12 Monaten planen.
„Die Internationalisierung wird jedoch durch die politischen Rahmenbedingungen gehemmt. Die Gründer identifizierten die Unterschiede in der Gesetzgebung und Regulierung zwischen den Ländern als größte Hürde“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Startups, Florian Nöll, während der ESM-Präsentation bei Telefónica. „Hier muss die EU ansetzen und schnellstmöglich einheitliche Rahmenbedingungen schaffen. Wir brauchen einen einheitlichen europäischen Kapitalmarkt und die Digitalunion.“
Nachholbedarf: Viel Innovation und wenig Gründerinnen
Die Untersuchung verdeutlicht auch, wie innovativ die europäischen Startups sind. Die meisten Unternehmen (89,5 Prozent) stufen ihre Produkte als Neuheiten für ihre Märkte ein. Mehr als die Hälfte gaben sogar an, dass ihre Produkte auch international eine Marktneuheit sind. Dabei sehen aber nur drei von zehn Startups auch ihre Geschäftsmodelle (27,9 Prozent) oder Verfahren (28,2 Prozent) als internationale Marktinnovationen an.
Press success! Results will be presented in member countries. 2500+ #startups participated! https://t.co/JosbCTg22V #ESM16 @StartupsMonitor pic.twitter.com/2uIqFzKhCO
— EU Startup Network (@EUStartupNet) November 22, 2016
Mehr Informationen:
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