EU-Bildungsbericht: Investitionen in Technik und Köpfe gefragt
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In der Corona-Pandemie waren digitale Vorreiter unter den Bildungseinrichtungen klar im Vorteil. Doch der aktuelle EU-Bildungsbericht zeigt, viele Schulen wurden kalt erwischt, als es hieß, Fernunterricht zu ermöglichen. Notwendig sind Investitionen in Technik und Kompetenzen und das auf Seiten von Lernenden wie Lehrenden.
Die Corona-Pandemie zwang den Bildungsbereich seine digitale Transformation zu beschleunigen. Unterrichtseinheiten konnten nicht mehr in der Schule abgehalten werden, sondern mussten digital stattfinden. Vielerorts mangelt es aber noch an digitaler Ausstattung und für den Ausbau der digitalen Kompetenz von Lehrenden und Lernenden muss noch mehr getan werden. Folgt man dem aktuellen Bildungsbericht der EU-Kommission, waren gerade einmal ein Drittel der deutschen Schulen auf den Corona-Lockdown digital gut vorbereitet. Vor diesem Hintergrund stellt die Bundesregierung auch weitere Digitalisierungsmittel über ihre Corona-Hilfen zur Verfügung.
Der „Monitor für die allgemeine und berufliche Bildung„ untersucht jährlich, welche Fortschritte die EU-Mitgliedstaaten bei der Verwirklichung der Bildungsziele der EU machen. So soll beispielsweise der Anteil früher Schul- und Ausbildungsabgänger bis 2020 auf unter zehn Prozent gesenkt werden. In diesem Jahr hat die Kommission in ihrem Bildungsbericht außerdem einen besonderen Blick auf die Situation der digitalen Bildung in der EU geworfen.
Ungleicher Zugang zum Fernunterricht
Seit Mitte März waren in der EU mehr als 95 Millionen Lernende und 8 Millionen Lehrende auf allen Bildungsstufen und in sämtlichen Ausbildungssektoren von den angeordneten Schulschließungen durch die Corona-Pandemie betroffen. Doch vom Fernunterricht konnten nicht alle Lernenden profitieren. Denn innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten schwankt die Anzahl der Lernenden mit digitaler Ausstattung erheblich. Die digitale Ausstattung deutscher Schulen bleibt beispielsweise hinter dem EU-Durchschnitt zurück.
Schon vor der Corona-Pandemie traf es Grundschüler*innen besonders hart. Im Schuljahr 2017/2018 besuchten nur neun Prozent der Kinder in Deutschland eine „gut digital ausgestattete und vernetzte Schule“. Deutsche Grundschulen liegen damit 26 Prozentpunkte unter dem EU-Durchschnitt. In den höheren Klassenstufen verfügen drei Viertel der deutschen Schüler*innen über einen Zugang zu digitalen Lernressourcen (64 Prozent offline und 73 Prozent online). Allerdings konnten neun Prozent noch nicht einmal auf das Internet der Schule zugreifen.
Solche Probleme bei der Digitalisierung würden die ohnehin schon vorhandene soziale Ungleichheit im Bildungswesen verstärken, heißt es im Bericht der Kommission. Denn bereits der Zugang zu digitalen Medien sei von der sozialen Herkunft abhängig. Selbst auf Seite der Lehrenden mangelt es an digitaler Ausstattung. 90 Prozent der Lehrer*innen verwenden Laptops im Unterricht, zwei Drittel greifen dabei aber auf ihre privaten Geräte zurück.
Mangel an grundlegenden IT-Kenntnissen
Die Vergleichsstudie zeigt, dass die Medienkompetenz junger Menschen in Europa schwach ist. Zwar haben sich die digitalen Fertigkeiten der Lernenden in den letzten Jahren verbessert, dennoch seien sie davon entfernt „Digital Natives“ zu sein. Denn allein durch die Nutzung digitaler Geräte ließe sich keine hochentwickelte digitale Kompetenz aufbauen. Oft mangele es den Schüler*innen an einfachsten IT-Kenntnissen, attestiert der Bericht. Unterdurchschnittliche Kenntnisse bei grundlegenden IT-Anwendungen seien in Deutschland bei 33,2 Prozent der Schülerschaft zu beobachten. In Frankreich betrifft das 43,5 Prozent der Schüler*innen und in Italien gar 62,7 Prozent. Insgesamt fehle es in ganz Europa mehr als 15 Prozent der Lernenden an der nötigen digitalen Kompetenz.
In der Lehrerschaft gaben weniger als die Hälfte (49,1 Prozent) der Befragten an, Kompetenzen im Bereich IKT im Rahmen ihrer formalen, allgemeinen oder beruflichen Bildung erworben zu haben. Dadurch waren sie während des Corona-Lockdowns nicht angemessen auf den Einsatz digitaler Technologien im Unterricht vorbereitet. Schlussendlich wird also noch zu wenig in die digitale Infrastruktur und Ausstattung sowie in den Kompetenzaufbau auf Seiten der Lehrkräfte investiert.
Bundesregierung investiert über Digitalpakt
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) will sich mit diesen Ergebnissen nicht zufriedengeben. „Zwar liegen wir mit diesen Ergebnissen noch knapp über den EU-Mittelwerten. Doch Mittelmaß darf nicht unser Anspruch sein“, erklärte sie. Der Bund unterstützt die Länder vor diesem Hintergrund über den Digitalpakt Schule bei Investitionen in die digitale Infrastruktur und Ausstattung von Bildungseinrichtungen. Als Teil der Corona-Hilfen stellt der Bund außerdem 500 Millionen Euro für Schüler*innen bereit, die zu Hause auf kein mobiles Endgerät zugreifen können und um Schulen bei Online-Lehrinhalten zu unterstützen. „Nur gut ausgebildete junge Leute werden zukünftig dafür sorgen können, dass der Wohlstand in unserem Land erhalten bleibt“, betont Karliczek.
Telefónica Deutschland unterstützt die konsequente Digitalisierung der deutschen Schulen. Zu diesem Zweck hat O2 ein Digitalpaket für Schulen entwickelt, das eine komplette Grundausrüstung für den Einsatz digitaler Medien im Unterricht liefert. Dazu gehören eine technische Grundausstattung, IT-Unterstützung und umfassende Informations- und Beratungsangebote. Konkret umfasst das Angebot iPads, Datentarife, Zugriff auf Lern-Apps und Hilfe bei der Einrichtung. Die Idee dahinter ist einfach, unterstreicht Telefónica CEO Markus Haas: „Wir wollen dabei unterstützen, den gordischen Knoten aus Reformstau und ungenutzten Ressourcen zu durchschlagen. Unser Ansatz ist dabei, dem Thema die Komplexität zu nehmen, die viele abschreckt.“