Endlich: Internet stößt TV bei Mediennutzung vom Thron
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Man hält es kaum für möglich: Das Fernsehen ist weiterhin das meistgenutzte Medium auf der Welt. Wer Medien konsumiert, der verbringt immer noch die meiste Zeit mit TV. Das gilt schon seit Jahrzehnten, aber es bleibt nicht mehr lang so. Denn schon im nächsten Jahr soll ein anderes Medium die Spitzenposition übernehmen. Ab 2019 wird weltweit mehr Zeit mit Internet-Nutzung verbracht als mit Fernsehen, sagt die Media-Agentur Zenith in ihrer jährlichen Vorschau auf die Mediennutzung.
Im nächsten Jahr verbringen die Menschen durchschnittlich 170,6 Minuten pro Tag mit Online-Aktivitäten wie Videos auf YouTube anzuschauen, Fotos auf Facebook zu teilen oder Einkäufe bei Amazon zu erledigen. Und für das Fernsehen nutzen sie zusätzlich fast genauso viel Zeit: im Durchschnitt ganze 170,3 Minuten. Dieser globale Übergang vom Fernsehen zum Internet zeichnete sich lang ab. Aber dennoch kommt er schneller als erwartet: Im vergangenen Jahr hatte Zenith noch vorhergesagt, dass auch 2019 das Fernsehen vorn liegt. Doch diese Prognose ist nun überholt.
Vorschau von Zenith: Media Consumption Forecasts 2018
Es ist bereits die vierte Ausgabe der regelmäßigen Media Consumption Forecasts. Zenith hat wieder Veränderungen bei der Mediennutzung untersucht und Prognosen darüber erstellt, wie die Menschen in 63 Ländern ihre Zeit zwischen verschiedenen Medien aufteilen. Demnach werden 2018 rund 479 Minuten pro Tag für Medienkonsum investiert und bis 2020 soll dieser Wert auf 492 Minuten steigen. Das ist mehr als mancher Arbeitstag in den untersuchten Ländern. Wer Filme bei Netflix ansieht oder Zeitungsartikel auf einer Website liest, wird als Internet-Nutzer gezählt. Und wer dafür sein Smartphone verwendet, der gilt als mobiler Nutzer.
Laut Zenith entfallen 25 Prozent des gesamten weltweiten Medienkonsums in diesem Jahr auf mobile Medien, während es beispielsweise 2011 gerade einmal fünf Prozent waren. Bis 2020 soll der Mobilanteil auf 28 Prozent steigen, denn er wächst auf Kosten von fast allen anderen Medien. „Gemäß herkömmlichen Definitionen verlieren alle anderen Medien gegenüber dem mobilen Internet“, sagt Jonathan Barnard, Head of Forecasting und Director of Global Intelligence bei Zenith. „Aber die Wahrheit ist, dass die Abgrenzungen zwischen den Medien immer unschärfer werden und dass die mobile Technik den Verlegern und Marken mehr Gelegenheiten zum Erreichen von Konsumenten bietet als je zuvor.“
Am stärksten sind momentan die Einbußen im Printbereich: 2018 wird demnach 45 Prozent weniger Zeit mit dem Lesen von Zeitungen verbracht als 2011. Und bei den Zeitschriften sind es sogar 56 Prozent. Allerdings haben zahlreiche Publikationen mehr Lesezeit online hinzugewonnen, als sie mit ihren gedruckten Ausgaben verloren. Fernsehen und Radio haben ebenfalls eingebüßt, aber in einem geringeren Ausmaß. Zenith schätzt, dass zwischen 2011 und 2018 die mit TV verbrachte Zeit um drei Prozent zurückging, während acht Prozent weniger Radio gehört wurde. Die Sender konnten zwar viele Online-Nutzer dazu gewinnen, doch sie stehen in einem starken Wettbewerb mit digitalen Plattformen wie YouTube oder Spotify. Durch diese Entwicklungen kann das Internet jetzt endgültig den ersten Platz bei der Mediennutzung erobern.