Ein Selfie geht um die Welt

Veröffentlicht am 23.12.2013

Es steht bereits im Oxford Dictionary und wurde zum englischen Wort des Jahres 2013 gekürt: „Selfie“ – das Selbstportrait per Smartphone, welches anschließend meist auf eine Social Media Website hochgeladen wird, erfreut sich inzwischen weltweit großer Beliebtheit. Neben Privatpersonen haben längst auch Politiker den neuen Trend für sich entdeckt und teilen ihre Offline-Ausflüge mit der Online-Welt. Das Resultat ist nicht immer die beste Imagepflege.

Der Ursprung liegt wahrscheinlich in Australien

Die Spurensuche zum Ursprung des Wortes führt nach Australien. Dort soll es bereits im September 2002 in dem Eintrag auf einem persönlichen Blog erstmalig erwähnt worden sein. Ein junger Australier beschrieb darin recht anschaulich seine Eskapaden infolge einer trinkfreudigen Geburtstagsfeier – und am Ende stand ein „selfie“ als Beweis seines Abenteuers. Nicht unbedingt ein rühmlicher Anfang für das spätere „Wort des Jahres“. Doch erst im Laufe des letzten Jahres tauchte der Begriff in den einschlägigen englischsprachigen Medien häufiger auf.

Ein begeisterter Fan war der ehemalige australische Premierminister Kevin Rudd, der das Wort in seinem Land beliebt machte. Im August 2013 schaffte es das „selfie“ schließlich in die Online-Version des Oxford Dictionary. Eine Aufnahme in die gedruckte Variante wird derzeit von Experten geprüft und abgewogen. Wenn es weiterhin so beliebt und weiträumig verwendet wird, hat das Wort gute Chancen, seine inzwischen schon langjährige Geschichte fortzusetzen.

Ein Selfie zur Feier des Tages

Dass nicht jedes Selfie, welches in der Öffentlichkeit geschossen wird, auf Begeisterung trifft, wurde an dem Selbstportrait von US-Präsident Obama, dem britischen Premier Cameron und der dänischen Ministerpräsidentin Throning-Schmidt deutlich. Hier gingen die Meinungen deutlich auseinander. Einige hielten das Selfie während der Trauerfeier für Nelson Mandela für respekt- und geschmacklos, während andere kommentierten, der beliebte südafrikanische Politiker hätte den Spaß sicher lustig gefunden. Die virale Verbreitung des Selfies in den Medien war jedenfalls – vielleicht wegen der umstrittenen Wirkung und der vielen Reaktionen – rasant.

Der Fotograph, der die Selbstporträts der Politiker seinerseits in seinem Foto festhielt, war ebenfalls überrascht von diesem Wirbel. Die Trauerzeremonie war bereits seit zwei Stunden in vollem Gange, beschreibt er die Stimmung, und die Atmosphäre im Stadion war entspannt – überall tanzten, sangen und lachten Südafrikaner in Erinnerung an ihren verstorbenen Präsidenten. Erst die Medien interpretierten das Selfie im Rückblick als Fauxpas bzw. als #selfiegate. Dabei ist Obama wohl längst ein großer Fan des spontan eingefangenen Moments.

 

Die Selfie-Generation wächst heran

Auch in Deutschland hielten während der zurückliegenden Koalitionsverhandlungen die ersten Selfies Einzug in die politische Kommunikation. Einige Politiker bescherten ihren Followern bei Twitter ein paar Einblicke in die Vorbereitungen der Großen Koalition. Vor allem Julia Klöckner machte den Verhandlungsmarathon mit einigen Schnappschüssen persönlich. Der Informationsgehalt dieser Selfies hielt sich dabei selbstverständlich in Grenzen. Doch der Trend ist unverkennbar und so wird das Selbstporträt als Mittel der politischen Kommunikation wohl noch zunehmen. Nicht einmal der Papst ist vor einem Selfie sicher.

Der Fotograph der Obama-Szene hätte sich jedenfalls gefreut, wenn statt dessen Nelson Mandela und den wichtigen Fragen des Lebens mehr Interesse zuteil geworden wäre. Um mit dem Oxford Dictionary zu sprechen: „Occasional selfies are acceptable, but posting a new picture of yourself every day isn’t necessary.“

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