E-Government Survey 2020: Die Pandemie als Katalysator für Innovationen
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Die digitale Transformation macht auch vor der Verwaltung nicht Halt. Aufschluss über die weltweiten Entwicklungen in Sachen digitaler Regierungsführung und Verwaltung liefert der E-Government Survey 2020 der Vereinten Nationen. Deutschland schneidet im internationalen Vergleich gut ab.
Deutschland liegt im internationalen E-Government-Vergleich in einer der Spitzengruppen und die Corona-Pandemie hat die Entwicklung digitaler Innovationen durch Staat und Verwaltung noch einmal beschleunigt. Das sind zwei Ergebnisse des E-Government Survey 2020 der Vereinten Nationen (UN). Der Survey bewertet seit 2001 den Entwicklungsstand aller 193 UN-Mitgliedstaaten in Sachen digitaler Regierungsführung und Verwaltung (E-Government) und dient als Vergleichs- und Entwicklungsinstrument. So sollen Länder von Stärken anderer lernen und durch die Identifizierung allgemeiner Herausforderungen ihre Politik und Strategien entsprechend gestalten.
Kern des Berichts ist der „E-Government Development Index“ (EGDI) – eine Bewertung der Entwicklung der UN-Mitgliedsstaaten im Bereich des E-Government. Der EGDI selbst ist eine Zusammensetzung aus drei Teilindizes: Dazu zählen der „Online Service Index“ (OSI), der sich mit dem Umfang und der Qualität von Online-Diensten befasst; der „Telecommunications Infrastructure Index“ (TII), der Stand und Nutzung der digitalen Infrastruktur bewertet; und schließlich der „Human Capital Index“ (HCI), der Aussagen zu den Fähigkeiten der Bürger*innen hinsichtlich der Nutzung digitaler Dienste und Technologien liefern soll. Der gewichtete Durchschnitt dieser Indizes bildet den EGDI – die Basis für das E-Government-Ranking.
Europa ragt in der Spitzenklasse heraus
Mit einem Gesamtwert von 0.85 belegt Deutschland im 2020-Ranking den 25. Platz und gehört damit zur Klasse der Länder mit einem sehr hohen Indexwert (Ratingklasse V3). Das beste Ergebnis wurde beim HCI (0.94) erreicht – auch in Sachen Telekommunikationsinfrastruktur muss sich Deutschland mit einem Ergebnis von 0.89 nicht verstecken. Potenzial nach oben gibt es beim Angebot von Online-Services: Hier wurde lediglich ein Wert von 0.74 erzielt. Der OSI bewertet eine Vielzahl von Faktoren, beispielsweise das digitale Informationsangebot zu Hoheitsaufgaben des Staates sowie Existenz, Qualität und Umfang von Online-Angeboten zu öffentlichen Dienstleistungen, aber auch von öffentlichem WLAN.
Die höchste Ratingklasse (VH) teilen sich 14 Spitzenreiter mit einem EDGI-Wert größer 0.9 – führend ist dabei Dänemark mit einem Indexwert von 0.98, gefolgt von Südkorea (0.96) und Estland (0.95). Dabei hat Dänemark zum zweiten Mal in Folge den höchsten EGDI-Wert weltweit und gehört mit dem drittplatzierten Estland zu den insgesamt acht europäischen Ländern in der Ratingklasse VH.
Staaten als Innovationstreiber in der Krise
Der UN-Bericht widmet sich auch den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Digitalisierung von Staat und Verwaltung. Kurz gesagt hat die Pandemie die Entwicklung von E-Government-Angeboten neu belebt, kommentierte Liu Zhenmin, Untergeneralsekretär der UN für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten. Der Staat entpuppte sich als Treiber innovativer Lösungen zur Krisenbewältigung.
Als Reaktion auf die Pandemie kamen diverse, neue Tools zum Einsatz um die Gesundheitssysteme zu unterstützen, beispielsweise spezielle Informationsportale wie Zusammen gegen Corona, Selbstdiagnose-Apps wie die CovApp der Berliner Charité oder Online-Dienste für die Lieferung medizinischer Güter. Darüber hinaus wurden Tracking- und Tracing-Apps eingeführt. Besondere Anerkennung in puncto Tracing-Apps erhält die Europäische Union (EU): Sei es das europäische Projekt PEPP-PT, das eine koordinierte Kontaktverfolgung in ganz Europa ermöglichen soll, oder der umfassende Datenschutz-Leitfaden der EU für jene Apps – Europa zeige nach Ansicht der UN vorbildhaft, wie regionale Zusammenarbeit in der Krise funktionieren und gleichzeitig den Schutz von Personendaten sicherstellen kann.
Die Autoren heben in ihrem Bericht aber auch innovative digitale Maßnahmen lokaler Behörden im Kampf gegen Corona hervor. In der chinesischen Provinz Sichuan kamen KI-basierte Chatbots als „virtuelle Ärzte“ zum Einsatz, die Bürger*innen mit Informationen zu Covid-19 versorgten und über ihr Infektionsrisiko aufklärten. In der portugiesischen Stadt Guimarães wurde von der lokalen Verwaltung eine digitale Plattform aufgebaut, um Hilfesuchende und Helfer*innen zusammenbringen. London hingegen nutzte zur Verkehrssteuerung vorgesehene Kameras, Sensoren und KI-Algorithmen, um den Mindestabstand zwischen Fußgänger*innen zu kontrollieren.